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Die Brut

Titel: Die Brut
Autoren: Thea Dorn
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Stellung
Sessellift
getauft. Das warme, sichere Gefühl, einen Berg hinaufgetragen zu werden. Höher und immer höher …
    Sie hielt sein Glied jetzt fest mit der Faust umschlossen. Erregung presste Sebastians Bauch kräftiger an ihren Rücken. Sein linker Arm schob sich an ihrem Arm vorbei und suchte den Weg zwischen ihre Beine. Mit einem Finger tauchte er in sie ein und stöhnte.
    Keine Spur mehr von Schlaf in seiner Stimme. Keine Spur von Schlaf in dem, was seine Finger zwischen ihren Beinen taten. Er kannte sie. So gut wie kein Zweiter. Es konnte nicht sein, dass er sie betrog. Tessa stellte den rechten Schenkel auf, um seinen Finger mit seinem Glied zu verdrängen. Sebastian stöhnte lauter, zusammen fielen sie in einen Rhythmus, der Hintern und Schaft heftig aneinander schlagen ließ. Zwei Schlangen, die im Wüstensand ihre Balz austanzten. Der Tanz wurde schneller. Er konnte nicht mehr weit vom Höhepunkt entfernt sein.
    Komm ..
.
Nur noch ein kleines Stück … Gleich …
    »Was ist?« Tessa blieb liegen. Schwer atmend. Sebastian hatte sich zurückgezogen aus ihr. »Was ist?« Ihre Stimme klang zu grell in dem mondbeschienenen Raum.
    »Hast du nicht deine gefährlichen Tage? Ich zieh mir was über.« Er wisperte. Sein Mund zärtlich in ihrem Nacken. Sie hörte, wie eine seiner Hände von ihr weg in Richtung Nachttischschublade glitt.
    Etwas in ihrer Kehle begann zu brennen.
    Er hasste Kondome. Wieso dachte er ausgerechnet heute Nacht daran?
    »Ich bin okay«, stieß sie hervor.
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    Er kehrte in sie zurück. Und sie ließ sich mitnehmen nach oben, obwohl sie zum ersten Mal das Gefühl hatte, der Sessellift könne abstürzen.
    Tessa lag in der Badewanne, als das Telefon klingelte. Sie hatte es extra auf den Stuhl daneben gelegt, weil sie damit rechnete, dass Attila ihr die Quoten von gestern Abend durchgab. Der erste Anruf freitagmorgens kam immer von Attila.
    Als sie die grüne Taste drückte, war es Feli.
    »Tessa, bitte, bitte, du musst mir einen Riesengefallen tun.«
    Tessa liebte ihre Schwester, wie man eine Schwester liebte, die man vom ersten Tag an gehasst hat. Vier Jahre nach ihr geboren, an einem Tag, an dem in ganz Deutschland die Sonne schien, war ihre Schwester von vornherein zur Kür bestimmt gewesen. Großeltern hatten das brabbelnde Kleinkind in ihre Herzen geschlossen, zu denen Tessa den passenden Schlüssel nicht fand, obwohl sie bei jedem der anfallenden Geburtstage Blockflöte spielte. Tessa malte eine Woche lang nach Zahlen, bis aus den sieben verschiedenen Brauntönen endlich ein Pferd geworden war. Ihre Mutter lobte das Bild und stellte es auf den Kühlschrank. Feli schmierte ihr Zimmer mit Penatencreme ein, soweit die Babyhände reichten. Ihre Mutter lachte, bis sie Tränen in den Augen hatte. Auch der frühe Tod der Mutter hatte die Schwestern einander nicht näher gebracht. Tessa saß in ihrem Zimmer und kaute sich aus Hass gegen die Neue, die Kosmetikerin, die Nägel blutig, während Feli den Schoß der Neuen im Sturm erklomm und sich jeden Abend die winzigen Nägel mit einer anderen Bonbonfarbe lackieren ließ. Tessa hatte ihr Abitur mit 1,7 gemacht. In der Abizeitung war sie nur einmal erwähnt worden, als drittgenannte bei der Frage:
Wer, glaubt ihr, macht später mal die größte Karriere?
Feli hatte ihr Abitur mit 3,9 überstanden. Und war zur beliebtesten Schülerin des Jahrgangs gewählt worden.
    »Tessa, bitte! Kannst du Curt nehmen?«
    Wie oft hatte sie diesen Satz gehört, seitdem ihre Schwester vor einem guten halben Jahr Mutter geworden war?
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Bitte, bitte, bitte. Ich muss zu einem Vorsingen. Die suchen eine Leadsängerin für eine neue Band.«
    »Ruf Robert an.«
    Robert war Curts Vater. Und der Bassist in Felis ehemaliger Band. Obwohl er Feli für das
Fickbarste
hielt, was ihm je begegnet war – so hatte er sich Tessa gegenüber nach einem Konzert ausgedrückt –, hatte er keine Lust darauf gehabt, zusammen mit dem Fickbarsten ein Kind in die Welt zu setzen. Also war Feli alleine Mutter geworden, Robert hatte sich bei einem Gig etwas anderes Fickbares gesucht, und einen Monat nach Curts Geburt hatten die
Sad Animals
ihre offizielle Trennung bekannt gegeben.
    »Tessa, ich muss zu diesem Vorsingen.«
    Während Tessa mit zwölf langsam von der Blockflöte aufs Klavier umgestiegen war, hatte Feli begonnen, Gitarrenunterricht zu nehmen, um Sängerin in einer coolen Band zu werden. Mit fünfundzwanzig hatte sie ihren Traum
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