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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke
Autoren: Ian Banks
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niemals mehr etwas Ungezogenes über
unsere legalen und demokratisch gewählten Volksvertreter oder
diejenigen unserer Verbündeten sagen, und ich werde viel mehr
Zeit und Achtung für die Ansichten anderer Leute aufbringen,
ganz gleich, wie saudumm sie sind… Nein, wenn ich das alles
lassen soll, warum mir dann die Mühe machen zurückzukommen?
Verdammt, ich werde von dem allen mehr tun, sobald ich kann;
ich werde in Zukunft nur ein bißchen vorsichtiger sein.
    Kind, dein Vater ist…
    Ja, ich weiß, wir haben es gehört. Wir haben die
Nachricht erhalten, vielen Dank. Sonst noch jemand…?
     
Unsere Feste sind
jetzt vorbei
    (Dankadresse)
Die Verhandlung
ist geschlossen
    (für Mac)
Brammer wacht…
    (Willst du das
bitte richtigstellen?)
Brahma wacht
    (danke)
Es ist okay
    (halt den Mund
und mach weiter).
     
    Schwärze.
    Nein, keine Schwärze. Etwas. Ein dunkles, beinahe braunes
Rot. Überall. Ich versuche wegzusehen, aber ich kann nicht. Also
ist es nicht einfach die Farbe der Wand oder der Decke. Ist es hinter
meinen Augen. Weiß nicht.
    Geräusch. Ich höre etwas. Es ist, als sei ich ins Wasser
gesprungen und schwebe wieder zur Oberfläche empor. Dieses
Geräusch, eine Art blubberndes weißes Geräusch steigt
langsam von sehr tief zu sehr hoch an und platzt wie eine Blase
zu…
    Unterhaltung, das Lachen einer Frau. Klirren und Rasseln, ein Rad
oder ein Stuhlbein quietscht.
    Geruch, o ja. Sehr medizinisch. Zweifellos da, wo wir jetzt sind.
Auch etwas Blumiges; ich kann zwei Gerüche unterscheiden. Einen
rohen, aber frischen, einen… viel… ich weiß nicht.
Ich kann ihn nicht beschreiben… ah, der erste muß von den
Blumen am Bett kommen, die in der Vase auf dem Nachttisch stehen. Der
zweite ist sie. Anscheinend benutzt sie immer noch Joy. Sie
muß es sein, das Zeug hat an anderen Frauen nicht diesen Duft,
nicht einmal bei ihrer Mutter. Sie ist da!
    Ist es der gleiche Tag? Werde ich sie zu sehen bekommen? Oh, geh
noch nicht weg! Bleib hier!
    Bewege etwas, mach schon, rühr dich!
    Völlige Desorganisation hier. Kann nichts sehen und bin wie
ein verschlafener Puppenspieler, der hinter der Bühne
herumstolpert und nach den richtigen Schnüren sucht und sie alle
durcheinanderbringt. Arme? Beine? Füßchen? Welche Schnur
bewegt was? Wo ist die Gebrauchsanweisung…? O Gott, wir werden
doch nicht alles von vorn lernen müssen?
    Augen, öffnet euch, verdammt noch mal!
    Zuckt, Hände!
    Füße, los, tut eure Pflicht!
    Nimm’s leicht! Leg dich zurück und denk an Schottland.
Beruhige dich erst mal, Jungchen. Atme, fühle dein Blut
pulsieren, fühle das Gewicht der einschlagenden Decke und des
Lakens, fühle das Kitzeln, wo das Röhrchen in deine Nase
dringt…
    … Alles da. Kann niemanden in der Nähe reden hören.
Nur das gedämpfte Brausen des Gebäudes und der Stadt. Eine
leichte Brise hat den Duft von Joy verweht… wahrscheinlich ist
sie überhaupt nicht da. Immer noch die Farbe von getrocknetem
Blut da hinten…
    Wieder ein leichter Luftzug. Fühlt sich auf meiner Wange und
dem Stückchen Haut zwischen Nase und Lippe komisch an. Habe dort
keinen Luftzug mehr gespürt, seit ich Student war. In all den
Jahren waren diese Stellen vom Bart bedeckt… Ich lasse mir
wieder einen wachsen, wenn ich jemals hier rauskomme…
    Ich seufze.
     
    Ich seufze wirklich. Ich fühle den Widerstand des
eingeschlagenen Bettzeugs, als sich meine Brust höher hebt als
normal. Das Röhrchen, das durch eins meiner Nasenlöcher in
mich eindringt, gleitet über den Stoff auf meiner Schulter und
rutscht zurück, als ich mich entspanne und ausatme. Ich habe
geseufzt!
    Ich bin so überrascht, daß ich die Augen öffne.
Das linke Lid zittert, klebt, hebt sich. Innerhalb von Sekunden
rückt alles an seinen Platz, auch wenn es eine Weile etwas
zitterig und grell aussieht.
    Andrea sitzt keinen Meter von mir entfernt, die Beine unter ihr
Stühlchen gezogen. Eine Hand hat sie auf ihren Oberschenkel
gelegt, die andere führt eine kleine Styropor-Tasse an den Mund,
der geöffnet ist. Ich sehe hinter den sich teilenden Lippen ihre
Zähne. Sie starrt mich an. Ich blinzle. Sie auch. Ich wackle mit
den Zehen und sehe – mit einem Blick zum Fußende –,
daß sich die weiße Jacke dabei hebt und senkt.
    Ich biege meine Hände. Verdammt rauhe Decken haben sie hier.
Ich habe Hunger.
    Andrea stellt die Tasse ab, beugt sich ein bißchen vor, als
könne sie nicht glauben, was sie sieht. Sie blickt von meinem
einen Auge zum anderen, sucht offenbar nach
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