Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
ihn hineingesteckt hatten. Es ist vielleicht gut, daß er
noch nicht sehr lange in meinem Besitz war, als ich ihn kaputtfuhr.
Ich hätte gefühlsduselig werden, ich hätte etwas
für ihn empfinden können. (»Haben Sie sehr an dem
Wagen gehangen, Mr. X?« – »Gehangen? Ich war
drei Stunden lang in dem Mistding eingeklemmt!«)
    Und diese Brücke, diese Brücke… ich muß eine
Pilgerfahrt dahin machen, sobald es mir besser geht; wenn ich kann.
Über das Wasser gehen (vorausgesetzt, ich kann gehen), den
Fluß überqueren, eine Münze werfen, damit sie mir
Glück bringt… haha!
    Abschnitte drei, erster zweiter dritter Forth Firth…
    Auch die Türme der Straßenbrücke hatten
große graue Ixe, jetzt erinnere ich mich. Drei große Ixe,
eins über dem anderen wie Spitzen oder Bänder… und
außerdem… und außerdem… was sonst noch? O ja,
und das Pogues-Band habe ich auch nicht zu Ende hören
können. A Man You Don’t Meet Every Day fehlte noch,
bitte, such das, singe es, Kid… Auf der anderen Seite hatte ich
die Eurythmics, des Kontrasts wegen. Die junge Annie schmetterte
zusammen mit Tantchen Aretha. Sie sangen für sich selbst, und
warum auch nicht? Und sangen Better To Have Lost In Love (Than
Never To Have Loved At All). So, das ist ein Klischee? Klischees
haben auch Gefühle.
    Ich möchte zurückkommen. Darf ich zurückkommen?
    piep piep piep – dies ist eine Aufzeichnung. Ihr
Bewußtsein ist im Augenblick nicht zu Hause, aber wenn Sie eine
Mitteilung…
    Ping.
    Darf ich? Bitte, darf ich? Ich möchte zurückkommen.
Jetzt. Jetzt versuchen wir es. Schlafen, wachen. Und –
jetzt!
    Gehen wir dorthin.
     
    Gleich kommt das Aufwachen. Vorher noch ein Wort von unseren
Sponsoren. Aber zuerst drei Sternchen:
    * * *
    Ich war einmal in einem regnerischen und nicht allzu warmen Sommer
am Strand von Valtos. Ich war mit ihr dort, und wir zelteten, und wir
nahmen eine Chemikalie, die die Realität veränderte. Der
Regen trommelte leise auf das Zelt. Sie wollte drinnen bleiben, sich
ein Buch mit Gemälden von Dali ansehen, aber es machte ihr
nichts, daß ich hinausging.
    Ich ging am Rand des Wassers dahin, wo sich die Flut in den
goldenen Halbmond des Sandes fraß. Ich war allein mit einer
warmen feuchten Brise und einer oder zwei Meilen Strand. Es nieselte
aus grauen Wolkenfetzen. Ich fand Muscheln, die wie Stücke eines
zerbrochenen Regenbogens waren, und sah Regentropfen auf ein noch
trockenes Stück Sand fallen, über das der Wind blies. Der
ganze Strand schien zu wogen und zu fließen wie etwas
Lebendiges. Ich erinnere mich an mein Entzücken. Wie ein Kind
berührte ich diesen Sand und die dunklen Stellen und spürte
die Körnchen, die über meine Finger geblasen wurden.
    Ich war am äußeren Rand der Äußeren Inseln,
hoher Seegang in Richtung Neufundland und Grönland und Island
und der Schädelkappe rotierenden Eises über dem Pol. Dort
am Ende der Langen Insel, die aus vielen Inseln besteht, lag ein
gebrochenes Stück Land dicht am Meer wie eine Wirbelsäule,
wie ein sich über einem Zentralsystem entfaltendes Gehirn. Mein
Verstand war diese Insel, dem Angriff des Meeres und des Wetters
durch die Schneide der Droge bloßgelegt.
    Damals meinte ich, alles zu sehen, die Art, wie das Gehirn am Ende
seines gegliederten Stengels aufblüht, die Art, wie wir, die
Wurzeln im Boden, wachsen und werden. Es bedeutete alles und nichts,
damals und immer noch.
    Und ich sagte zu mir selbst: Ich bin weit weg gewesen… denn
ich war mein eigener Vater und mein eigenes Kind, und ich ging
für eine Weile weg, aber ich kam zurück. Kind, dein Vater
ist weit weg gewesen. Das sagte ich zu mir selbst, als ich umkehrte:
Kind, dein Vater ist weit weg gewesen.
     
    … Ja, schon, aber das ist lange her. Was ist mit jetzt? Ich
meine, lieber Himmel, sechs Monate ohne zu trinken oder zu rauchen!
Ich habe wahrscheinlich, während ich bewußtlos dalag,
gesünder gelebt als in der ganzen übrigen Zeit meines
Erwachsenendaseins. Vielleicht hatte ich ein bißchen wenig
Bewegung, aber ich habe nichts Gefährlicheres zu mir genommen
als das, was sie mir durch dieses Rohr in meiner Nase
einflößten. Wie, zum Teufel, hat mein Körper sechs
Monate ohne Alkohol und Drogen überlebt?
    Vielleicht bessere ich mich, vielleicht höre ich mit dem
Trinken auf und werde niemals mehr rauchen oder koksen oder kauen,
und wenn ich meinen Führerschein zurückbekomme, werde ich
die Geschwindigkeitsbegrenzung nie mehr überschreiten, und in
Zukunft werde ich niemals,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher