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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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waren, aber wegen ihrer niederen Abstammung nicht zum Ritter geschlagen werden konnten. Denn nur Mitglieder aus ritterbürtigen Familien konnten Ordensritter werden und die begehrte weiße Clamys mit dem roten Tatzenkreuz tragen. Gerolt hatte Zweifel, dass es den Sergeanten gelang, noch rechtzeitig genug Katapulte mit extrem flacher Flugbahn auf den Wall zu bringen und mit dem Beschuss zu beginnen, bevor sich die Fallbrücke in Reichweite der Zinnen befand und auf sie niedersausen konnte. Er gab den Brandpfeilen der Bogenschützen, um die sich ein anderer Unterführer zu kümmern hatte, bessere Chancen. Aber so, wie er die Lage einschätzte, würde letztlich der Kampf Mann gegen Mann mit blankem Stahl darüber entscheiden, ob der Überraschungsangriff der Muslims Erfolg hatte oder scheiterte. »Ein großes Lob deiner Wachsamkeit und scharfen Beobach tungsgabe, Gerolt von Weißenfels!«, sagte Hauptmann Raoul von Liancourt noch, bevor auch er in den Laufschritt fiel. »Damit hast du vermutlich gerade noch im letzten Moment drohendes Unheil von Akkon abgewendet. Und jetzt sieh zu, dass du auf deinen Posten kommst! Zeigen wir ihnen, was es heißt, gegen Templer zu kämpfen!« »Worauf Ihr Euch verlassen könnt, Beau Sire!«, erwiderte Gerolt entschlossen und benutzte dabei die Anrede, die einem Truppen führer, einem Komtur* oder einem anderen hochrangigen Templer gebührte. Der Waffenlärm und das Geschrei der in Alarm versetzten Ritter, die sich beeilten, die Zinnen auf der Templermauer zu besetzen und sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten, drangen natürlich auch auf das Vorfeld hinaus und zu den Feinden im Turm. Als diese nun erkannten, dass man ihre List durchschaut hatte und dass die Zeit nun gegen sie arbeitete, da quollen plötzlich hinten aus dem Turm Dutzende Krieger, die zu den hohen Außenrädern rannten und sich in die Speichen stemmten, damit der Turm nun so schnell wie möglich das letzte Stück freien Feldes vor dem Graben überwand. Nur einen Augenblick später hob sich die Erde hinter dem Belagerungsturm. Begleitet von martialischem Geschrei, wurde sie zusammen mit Fellen, Brettern und Reisigbündeln zur Seite geschleudert, sodass ein brusttiefer Tunnelgang zum Vorschein kam, in dem sich die muslimischen Krieger dicht hintereinandergedrängt hatten. Aus der Entfernung sah es so aus, als hätte sich ein fetter Riesenwurm nur zwei, drei Handbreit unter der Oberfläche schnurgerade durch das Erdreich gewühlt und sich nun mit einem Schlag erhoben, um die dünne Schicht Sand und Steine von seinem endlos langen Rücken abzuwerfen. Dieses Aufbrechen der Erde geschah in raschen, aber teilweise abrupten Wellenbewegungen, als bockte der Leib des Riesenwurmes an manchen Stellen besonders heftig. Nachdem nun auch die mächtigen Außenräder von kräftigen Sarazenen vorwärtsgetrieben wurden, nahm der schwere Belagerungsturm sichtlich Fahrt auf und rollte mit erschreckender Schnelligkeit auf den Festungsgraben zu. Aus dem nun offenen Tunnelgang quollen immer mehr Krieger hervor. Dutzende von ihnen schleppten mannshohe Leitern, die sie in Windeseile links und rechts vom Turm zu langen Sturmleitern zusammensteckten, um mit geradezu selbstmörderischem Mut den Graben zu überwinden und den Angriff ihrer Kameraden auf dem Turm zu unterstützen. Jede Gruppe wusste genau, wo sie sich aufzustellen und was sie zu tun hatte, um keine kostbare Zeit zu verlieren. Gleichzeitig erwachte im Norden fast schlagartig das Lager, dessen Ruhe so trügerisch gewesen war wie der scheinbar noch nicht einsatzfähige Belagerungsturm. Ein Meer von Fackeln flammte auf, in dessen Licht jetzt hastig sandfarbene Planen von Katapulten gezerrt und Pferde vor die Lafetten gespannt wurden, um die Wurfmaschinen im Handumdrehen vor der Templerschanze in Stellung bringen zu können. Indessen zeigte sich im offenen Dachgebälk des heranrumpelnden Belagerungsturms schon eine Gruppe von Bogenschützen, die ihre ersten Pfeile auf die wenigen verbliebenen Templerwachen auf dem Wehrgang abschossen. Gerolt rannte unter Aufbietung aller Kräfte und im Strom seiner Ordensbrüder über den zinnengekrönten Wall nach Westen. Jetzt kam es auf jede Sekunde an, würde der Belagerungsturm doch in wenigen Minuten den Festungsgraben erreichen. Und nur Gott allein und die Ungläubigen wussten, was dann geschah! Aber bis zu jener Stelle an der Templerschanze beim St.-Lazarus-Tor, der der überraschende Angriff der Sarazenen galt, mussten er und die meisten
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