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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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seiner Mitbrüder erst einmal eine Distanz von gut fünfhundert bis sechshundert Schritten im Laufschritt überwinden! Und er verfluchte jede Elle davon. »Eine Gasse, Männer!«, brüllte hinter ihm Raoul von Liancourt, als von links eine Abteilung Bogenschützen über eine der zum Wehrgang hinaufführenden Rampen erschien und sich dem Pulk der Ritter anschloss. »Bildet eine Gasse, Männer! . . . Alle Schwertkämpfer ohne Schild nach links an die Innenmauer! . . . Lasst die Schildbewehrten vor! . . . Alle Schilde in gewöhnlicher Schlachtformation zu einer Mauer überlappen und mit eingelegter Lanze im Gleichschritt vorrücken! . . . Keiner bricht die Linie auf! ...Versetzt hinter der ersten Reihe die Bogenschützen! Alle anderen schließen sich dahinter an!« Augenblicklich verwandelte sich der Strom hastender und unterschiedlich bewaffneter Krieger in eine streng geordnete Formation. Nicht von ungefähr standen die Tempelritter in dem Ruf, auch in höchst kritischer, ja aussichtsloser Lage eine eiserne, todesver achtende Gefechtsdisziplin zu bewahren. Das harte, tägliche Training zahlte sich auch in dieser Situation aus. Zudem kamen sie in dieser klar geordneten Aufstellung auch schneller voran, weil keiner den anderen behinderte. Dennoch gelangte der Belagerungsturm an den äußeren Rand des Festungsgrabens, bevor noch die Mehrheit der heraneilenden Tempelritter ihm gegenüber Position beziehen konnte. Sirrend flogen im Innern die Seile von den Trommeln der Winden und die Fallbrücke fiel so schnell herunter, dass der ganze Turm erbebte und für einen Moment gefährlich schwankte, als die Haltetaue sich jäh spannten und die nachwippende Brücke in der Waagerechten hielten. Aber die Brücke reichte noch nicht einmal halb über den Festungsgraben. Ein Pfeilhagel ging von der Turmspitze auf die heraneilenden Templer nieder. Mit einem dumpfen, nachsirrenden Geräusch bohrten sich die meisten in die ovalen Langschilde der Ritter in der ersten Reihe. Einige fanden jedoch auch ihr Ziel. Jemand schrie getroffen auf. Ein anderer stieß einen schmerzerfüllten Fluch aus. Ein Pfeil prallte auf der rechten Seite von Gerolts Helm ab. Doch die Formation kam nicht einen Herzschlag lang aus dem Tritt. Die eigenen Bogenschützen nahmen nun ihrerseits die Muslims auf dem Dach des Turms ins Visier und sogleich fielen dort die ersten Krieger. Gerolt verfolgte im Laufen mit großer Verblüffung, wie sich nun aus dieser schweren, breiten Plattform eine zweite, viel schmalere Brücke vorschob – sogleich gefolgt von einer dritten, die noch um einiges schmaler und leichter konstruiert war als der zweite Teil der Fallbrücke. Und dieser dritte Steg, der nur aus zwei Rundhölzern mit Querleisten bestand, zwischen denen eine leichte Matte aus geflochtenen Baststreifen gespannt war, reichte genau bis auf die Zinnen des Wehrgangs!
    * Ein Komtur war ein Landmeister, dem eine Niederlassung des Ordens (meist in Form einer Burg), Komturei genannt, unterstand und der dort die Befehlsgewalt ausübte. Je nach Größe und Bedeutung der jeweiligen Komtu rei bemaß sich das Ansehen und der Einfluss innerhalb des Ordens. Geführt wurde der Orden vom Großmeister, der vom Generalkapitel, dem Konvent der Landkomturen, gewählt wurde. Weitere bedeutende Ämter wurden vom Seneschall (Stellvertreter des Großmeisters), Marschall und Schatzmeister bekleidet.

    Kaum hatte das letzte Ende der dreiteiligen, ausschiebbaren Fall brücke auf dem Mauerkranz aufgelegt, als die Angreifer auch schon aus dem Turm hervordrängten, die Fallbrücke bevölkerten und sich todesmutig hinaus auf den wackligen Mattensteg wagten. Die wenigsten trugen Helme. Turbane in allen Farben bis auf Weiß, das nur den Emiren zustand, bedeckten zumeist die Köpfe der Angreifer. In der einen Hand Schwert, Wurfspieß oder Streit axt schwingend, mit der anderen Hand den Rundschild fest ge fasst, stürmten sie vorwärts. Und dabei brüllten sie aus voller Kehle: »Allahu akbar! . . . Gott ist groß!«, sowie »La ilaha illa ’llah! . . . Es gibt keinen Gott außer Gott!« Sie stießen sich in fanatischem Eifer fast gegenseitig von der Fall brücke. Jeder wollte der Erste sein, der seinen Fuß auf die Fes tungsmauer setzte und damit Anspruch auf die zweifellos dafür ausgelobte Belohnung erheben konnte – sofern er den Kampf überlebte. Aber an flammendem Mut und der Bereitschaft, für ih ren Gott und seinen Propheten zu sterben und dafür im Paradies reich belohnt zu werden, mangelte es
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