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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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noch etliche Tage, wenn nicht gar Wochen zu früh. Die mit vielen wehrhaften Türmen gespickten Festungsmauern, wie sie Akkon gleich zweifach umgaben, vermochten so manchen schweren Treffer wegzustecken, ohne dass sich den Belagerern die Chance zum schnellen Brescheschlagen bot. Und eine solche war nötig, um die Sturmtruppen zum Einsatz bringen zu können. Warum also gebärdete sich Sultan el-Ashraf Khalil so unvernünftig wütig? Warum wartete er mit solch einem heftigen Beschuss nicht, bis die hohen Belagerungstürme einsatzbereit waren, mit deren Bau die Muslims schon am Tag ihrer Belagerung begonnen hatten? Holz stand ihnen ja mehr als genug zur Verfügung. Am Tell el-Fukar, wo jenseits des alten Friedhofs St. Nicholas die Ruinen eines Turms und einer Kirche stumme Zeugen der misslunge nen muslimischen Belagerung von 1265 waren, und jenseits der Anhöhen gab es reichlich Bäume. An manchen Stellen standen sie sogar so dicht, dass man schon von einem Wald sprechen konnte. Als Gerolt wieder auf die Mauerkrone gelangte, blieb er kurz stehen und sein Blick folgte dem breiten Wehrgang nach Westen, wo der gut fünfhundert Schritt lange Mauerabschnitt sich bis ans Meer erstreckte, dessen Bewachung und Verteidigung den Rittern vom Templerorden oblag. Dort harrten jetzt nur noch einige wenige Ordensbrüder aus, war doch fast die ganze Wachabteilung zur Unterstützung der Johanniter abgezogen und zu deren Schanze beordert worden. Beißende Rauchwolken, die von mehreren brennenden Gebäuden hinter dem zweiten Befestigungsring aufstiegen und von der Seebrise landeinwärts getrieben wurden, wehten wie schwarze Nebelbänke über den Wehrgang. Unwillkürlich wandte Gerolt den Kopf etwas ab. Dabei wanderte sein Blick nun auf das freie Feld hinaus, das sich zwischen der Festungsmauer und dem gut zwei Meilen entfernt liegenden Heerlager der Sarazenen aus Damaskus und Hamah erstreckte, und blieb sogleich an dem verlassenen, hölzernen Belagerungsturm hängen. Wie eine plumpe, rechteckige Stele ragte der hölzerne Turm mit seiner breiten, hochgeklappten Fallbrücke im oberen Drittel der Konstruktion in die Nacht. Wie die Belagerungstürme vor dem Lager der Mamelucken, so war auch dieser hier noch nicht einsatzbereit, existierte von seinem Dach doch erst das Grundgerüst. Dieses musste noch mit Brettern vernagelt und vermutlich mit einem Schutz, etwa dünnen Blechplatten, versehen werden. Zudem fehlte auch noch an der Vorderfront und an den Seiten die notwendige Verkleidung aus großen Ochsen-und Kamelhäuten.
    Diese Bespannung wurde dann kurz vor einem Angriff reichlich mit Wasser übergossen, damit Brandpfeile den Turm nicht schon in Brand setzten, bevor er die Festungsmauer erreicht hatte und seine Fallbrücke auf die Zinnen herabfallen lassen konnte. Aber auch wenn der Belagerungsturm irgendwann fertiggestellt und mit Häuten verhängt war, würde er so schnell noch nicht zum Einsatz kommen. Denn der Graben vor der Festungsmauer war viel zu breit, als dass die Fallbrücke diese Distanz auch nur halbwegs hätte überwinden können. Die Muslims würden erst einmal versuchen, den Graben an mehreren Stellen mit Steinen und Sand aufzufüllen. Und das war eine langwierige Angelegen heit, die die Feinde viel Blut kosten würde, auch wenn sie sich noch so raffinierte Schutzmaßnahmen ausdachten. Von den Wäl len würde ein dichter Hagel von Pfeilen auf sie niedergehen und in den Pausen dazwischen würden sie es mit siedendem Pech und griechischem Feuer zu tun bekommen. Schon wollte Gerolt es bei den wenigen flüchtigen Blicken belas sen und seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen am Wallabschnitt zu seiner Rechten lenken, als ihn etwas stutzen und genauer hinsehen ließ. Ihm war plötzlich, als stände der Turm viel näher, als er ihn in Er innerung gehabt hatte! Sein Verstand sagte ihm, dass das unmöglich der Fall sein konnte. Seit Einbruch der Dunkelheit herrschte auf diesem nordwestlichen Wallabschnitt völlige Ruhe. Die muslimischen Handwerker, die au ßerhalb der Reichweite der christlichen Bogenschützen am Turm gearbeitet hatten, waren beim letzten Tageslicht wie gewohnt ins Zeltlager zurückgekehrt. Und auch dort wies nichts auf irgendeine ungewöhnliche Tätigkeit des Feindes hin. Nur wenige Fackeln und Lagerfeuer brannten zwischen den zahllosen Zeltreihen.
    Gerolt furchte die Stirn. Eigentlich seltsam, dass es dort so ruhig zuging. Und dann fiel ihm noch eine weitere Merkwürdigkeit auf, nämlich dass schon seit
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