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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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genügt«, widersprach Tom. »Wir brauchen keinen Zaun, weil ihr die besseren Menschen seid und weil es Habgier und Streben nach Reichtum und Macht nur in unserer Welt gibt?«
    »Gerade ein Deutscher sollte so etwas nicht sagen«, antwortete Yaara spitz.
    Tom blickte betreten zu Boden.
    »Meine Damen, meine Herren, das ist nicht die Zeit, um einen Streit vom Zaun zu brechen«, griff Jean mäßigend ein. »John hat Recht. Wir müssen darauf gefasst sein, dass Abenteurer und Glücksritter versuchen werden, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Wir sollten auf alle Fälle auf der Hut sein.«
    Plötzlich drang lautes Rufen von draußen in das Zelt. Alle sprangen auf und eilten hinaus. Ariel, der Vorarbeiter der Studentenschaft, kam auf das Zelt zugelaufen.
    »Kommt schnell!«, rief er. »Zwei Eindringlinge. Wir haben sie erwischt, als sie in Grube vier klettern wollten. Ich glaube, ein weiterer Komplize ist in die Grube gestürzt.«
    Tom und Moshav rannten in die angezeigte Richtung. Die Grube Nummer vier lag nahe an der Straße. Die Sichel des Mondes erhellte leidlich die beginnende Nacht. Die Scheinwerfer bestrahlten die nahe Stadtmauer. Noch immer lagen die Temperaturen bei fünfundzwanzig Grad. Hier kühlte es im frühen Sommer auch in der Nacht nicht wirklich ab. Die Zeltstadt blieb verlassen zurück. Eine Gruppe von Studenten und Arbeitern, die bei den Ausgrabungen half, umringte die Grube. Tom traf nahezu gleichzeitig mit Moshav ein.
    »Schnell, er ist hinabgestürzt«, sagte einer aus der Gruppe. Sie hielten zwei Gestalten fest. Der Größe nach zu urteilen, waren es Kinder, Jugendliche vielleicht.
    Tom trat an den Rand der tiefen Grube. Von einem umstehenden Studenten schnappte er sich eine Taschenlampe und leuchtete in den dunklen Graben. Unten am Boden lag der leblose Körper eines Jungen.
    »Ich gehe da runter!«, entschied er. »Schnell ein Seil, und ruft den Rettungsdienst!«
    Eilends wurde ihm ein Seil zugeworfen. Er schlang es um seine Hüfte. Moshav legte ihm die Hand auf die Schulter. »Pass auf, die Wände sind noch nicht gesichert.«
    Tom blickte Moshav ins Gesicht. »Ich weiß«, antwortete er.
    Er trat auf die schwere Diele, die sie am heutigen Morgen über den Graben gelegt hatten. Moshav griff als Erster nach dem Sicherungsseil.
    »Schlingt das Ende um den Baum dort hinten«, rief er den Studenten zu.
    Als das Seil spannte, kletterte Tom vorsichtig in die knapp drei Meter tiefe Grube. Stück um Stück ließ Moshav das Seil nach.
    »Kommst du voran?«, rief er in die Grube.
    »Etwas schneller«, rief Tom zurück.
    Schließlich erreichte er den Boden. Er beugte sich zu dem Verletzten hinab. Mit der Taschenlampe, die er in seinen Hosenbund gesteckt hatte, leuchtete er den Jungen an. Er mochte nicht viel älter als zehn Jahre sein. Seine Augen waren geschlossen, doch sein Brustkorb hob und senkte sich.
    »Er lebt«, rief er nach oben und fuhr mit seiner oberflächlichen Untersuchung fort. Als er das Bein des Gestürzten abtastete, bemerkte er den Bruch.
    »Er hat das Bein gebrochen«, rief er nach oben. »Wir brauchen eine Möglichkeit, um ihn zu bergen.«
    Innerlich fluchte er darüber, dass sie nicht wie geplant den Flaschenzug am Mittag errichtet hatten. Aber dann hatten sie Aaron abgezogen und in die Stadt geschickt, um mit dem LKW Balken und Baumaterial zu holen.
    »Wir haben keine Trage«, erwiderte einer der Arbeiter. Tom fluchte. Vorsichtig hob er den Jungen auf. Ein Seufzer kam über die Lippen des Verletzten, der schlaff in seinen Armen hing.
    »Vorsichtig anziehen!«, rief er.
    Das Seil spannte sich. Er spürte den Zug um seine Hüften. Doch wie sollte er sich an der Wand abstützen?
    Mit der linken Hand umklammerte er den Körper des Jungen. Als er den Kontakt zum Boden verlor, stützte er sich mit seinem rechten Arm an der Wand ab. Langsam, aber sicher schob er sich nach oben. Immer näher kam der Rand der Grube. Der Schweiß trat aus allen Poren und lief ihm über die Stirn. Die Sekunden schienen wie im Zeitlupentempo zu vergehen. Das Heulen einer Sirene erklang. Das Signal näherte sich. Der Junge wurde immer schwerer. Einmal musste er nachfassen, doch er hielt ihn fest, wie ein Ertrinkender seinen Rettungsring. Als er am Ende seiner Kräfte war, spürte er die starken Arme, die ihn umklammerten und ihn mitsamt dem Jungen nach oben zogen. Atemlos ließ er sich neben der Grube direkt vor Yaaras Beinen zu Boden sinken. Er sah ihren ängstlichen Blick.
    »Die Grube hätte einstürzen
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