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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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eindringlich.
    Kardinal Borghese erhob sich. Er war eine imposante Erscheinung. Mit seinen beinahe zwei Metern und seinen einhundertdreißig Kilogramm wirkte er wie der Fels in der Brandung.
    »Ich wäre nicht zu Ihnen gekommen, Pater, wenn es mir nicht ernst wäre«, antwortete er kalt.
    Der Pater nickte. »Ich fahre in einer Stunde zum Flughafen.«
    »Sie treffen sich in Jerusalem?«
    »Das ist keine gute Idee, mein Kontaktmann erwartet mich in Paris«, entgegnete der Pater. »Wenn wir den Dingen zu viel Aufmerksamkeit zuwenden, machen wir sie selbst zu einer bedeutsamen Sache. Und das sollten wir wirklich vermeiden. Ich denke nicht, dass wir zu den Ausgrabungsarbeiten und zu Rafuls Theorien überhaupt Stellung beziehen sollten. Wir werden in anderer Weise eine Möglichkeit finden, um unsere Interessen zu wahren.«
    »Ich hoffe nur, dass Ihr Einfluss wirklich weit genug reicht«, seufzte der Kardinal.
    »Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Pater Leonardo De Michele.
     
     
    Jerusalem, Grabungsstätte an der Straße nach Jericho …
     
    Den Rest der Nacht war es ruhig geblieben. Die drei Eindringlinge, Jugendliche aus der Umgebung, hatte die Neugier auf das Grabungsfeld gelockt. Der abgestürzte Junge, er hieß Jakob und war gerade mal elf Jahre alt, hatte Glück im Unglück und neben einem Beinbruch und einer Gehirnerschütterung nur noch ein paar schmerzhafte, aber ungefährliche Prellungen davongetragen.
    »Er hätte tot sein können«, sagte Gina und reichte Tom den Schraubenschlüssel.
    Rings um das Gelände hatten die Arbeiter hölzerne Pfosten errichtet, um das Gelände durch einen Zaun zu schützen. Aaron hatte gleich am frühen Morgen dafür gesorgt, dass ausreichend Material herbeigeschafft würde. Die Aufregung der Nacht stand den Mitgliedern des Ausgrabungsteams noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Er ist aber nicht tot, Gina«, antwortete Tom. »Wir sollten uns nicht immer ausmalen, was alles hätte passieren können. Er hat sein Bein gebrochen und wird einige Tage in der Klinik bleiben müssen. Und er hat Kopfschmerzen, vielleicht denkt er ein wenig darüber nach, welchen Blödsinn er angestellt hat.«
    Professor Hawke näherte sich der Grube in Begleitung eines Polizeioffiziers.
    »Verdammt, nicht auch noch das«, seufzte Tom und zog die Muttern am Flaschenzug fest. »Wir verlieren nur Zeit. Ich will heute Abend mit der Verschalung fertig sein, bevor es auch noch anfängt zu regnen.«
    Gina schaute in den wolkenlosen Himmel. »Regen, das wäre nicht schlecht.«
    Obwohl es noch weit vor Mittag war, lagen die Temperaturen bereits bei dreißig Grad.
    »Hallo Gina, Tom«, grüßte Jonathan Hawke und wies auf seinen Begleiter. »Das ist Leutnant Halutz von der örtlichen Polizeikommandantur. Er stellt im Zusammenhang mit dem gestrigen Vorfall Ermittlungen an. Er möchte dir ein paar Fragen stellen.«
    Tom nickte lächelnd und fuhr sich mit seinem Arm über das verschwitzte Gesicht.
    »Guten Tag, Herr Stein«, sagte der Polizist förmlich distanziert. »Sie sind der verantwortliche Bauleiter für diese Grabungsstätte?«
    »Na ja, ich bin hier so etwas wie das Mädchen für alles«, antwortete Tom.
    »Sie kommen aus Deutschland?«
    Tom blickte den Polizeioffizier fragend an. »Hat das etwas zu bedeuten?«
    Der Polizist nahm seine Mütze ab und schüttelte den Kopf. Er lächelte.
    »Zumindest nicht das, was Sie glauben«, entgegnete er in verbindlichem Ton. »Meine Schwester lebt in Deutschland. In der Nähe von Stuttgart. Und woher stammen Sie?«
    Tom entspannte sich. »Ich komme aus Gelsenkirchen. Das liegt im Ruhrgebiet.«
    »Ich weiß«, sagte der israelische Polizist. »Meine Großeltern lebten einst in Leverkusen, bevor … aber das tut nichts zur Sache. Ich wollte nur sagen, dass es mutig von Ihnen war, in die ungesicherte Grube hinabzusteigen, um dem Jungen zu helfen. Ich habe mit seiner Familie gesprochen. Er hatte Glück im Unglück und wird wieder vollkommen gesund. Ich soll Ihnen im Namen seiner Mutter danken.«
    Tom war ein wenig überrascht. »Ist schon gut«, antwortete er kurz.
    »Wir werden den Fall abschließen«, erklärte der Polizist weiter. »Die Jungs werden eine Verwarnung erhalten, aber es waren keine echten Diebe. Es war nur ein dummer Jungenstreich. Wenn erst einmal der Zaun errichtet ist, dann wird so etwas nicht mehr vorkommen.«
    »Das hoffe ich«, antwortete Tom.
    Der Polizist setzte seine Mütze auf. »Ich will nicht länger stören, Sie haben noch viel zu
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