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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden
Autoren: CLAIRE THORNTON
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mich berührst, trotzdem musst du dich ausruhen“, sagte er und stöhnte tief auf, als sie ihn umfasste. „Liebes, mein Herz, ich glaube wirklich, das ist nicht …“
    „Es ist gut so.“ Sie erkundete seinen Körper mit wachsendem Selbstbewusstsein, weil sie merkte, welche Wirkung sie auf ihn hatte. „Du musst jetzt nichts sagen.“
    „Aber wir werden langsam und – oh – vorsichtig sein“, sagte er, als er sich ergab. „Und dann wirst du gleich schlafen.“
    „Jawohl, mein Gemahl.“ Unter halb geschlossenen Lidern sah Temperance ihn an und lächelte, als sie eins wurde mit ihm.
    Temperance saß im Garten des Hauses in Putney und sah Toby und Isaac zu, die in der klaren Luft des Januarmorgens spielten. Zwei Tage waren vergangen seit Windles und Viviens Anschuldigungen bei Hofe. Zuerst war Temperance so außer sich vor Freude, weil Jack sie liebte, dass die Drohung, die über ihnen schwebte, beinahe bedeutungslos war. Dennoch wurde sie langsam zunehmend besorgter. Jack war nach London gereist, um Lord Swiftbourne zu treffen, und sie wartete gespannt auf seine Rückkehr.
    Ihr fiel auf, dass die Jungen am Tor zum Fluss standen und durch die Gitterstäbe mit jemandem auf der Themse sprachen. Plötzlich wurde Toby ganz aufgeregt. Seine Stimme wurde immer lauter, allerdings konnte sie nicht verstehen, was er durch das Gitter rief, dann machte er kehrt und rannte über das Gras auf sie zu, gefolgt von Isaac.
    „Temperance! Temperance!“ Er warf sich gegen ihre Knie, und sie fing ihn auf, zum Teil, um ihn zu halten, zum Teil auch, um ihren Bauch gegen einen unabsichtlichen Stoß zu schützen.
    Seine Worte überschlugen sich, sodass sie immer nur einzelne Satzfetzen verstand. „… singen über Papa – böse Hexe Vivien – verhext – hat Jungen gestohlen – Kilverdales Kind – das bin ich!“ Toby umklammerte ihren Ärmel und sah sie aus großen Augen an. „Er singt über Papa und mich – und Papa ist nicht da!“
    „Ich bin da!“, sagte Temperance mit fester Stimme. Besorgnis erfasste sie, als sie Tobys Aufregung sah, aber vermischt mit Erleichterung, dass er zu ihr gekommen war, um sie um Hilfe zu bitten, wenn Jack nicht da war. Sie sehnte sich so sehr danach, dass er ihr vertraute. „Ich bin hier, und ich werde damit fertig. So, wer sang dir diesen Unsinn vor?“
    „Der Fährmann. Er ist in einem Boot am Tor.“
    Temperance stand auf und ergriff Tobys Hand.
    „Was wirst du tun?“, fragte er.
    „Mit dem Fährmann reden.“
    „Willst du mich ihm übergeben?“ Toby blieb ängstlich stehen.
    „Natürlich nicht!“, rief Temperance aus. „Ich werde dich niemandem geben, und ich werde nicht zulassen, dass dich jemand mitnimmt. Aber ich will dieses Lied selbst hören! Bleib mit Isaac hier“, wies sie Toby an.
    Der Fährmann sah zu ihr auf. Er musterte sie, bemerkte ihre Größe und grinste dann. „Sieh an, die tapfere Duchess.“
    „Fangt vorn an, und singt das ganze Lied“, befahl sie.
    „Warum sollte ich?“ Mit funkelnden Augen und schief gelegtem Kopf sah er sie an.
    „Hierfür.“ Sie griff in ihre Tasche und zog eine Goldmünze hervor.
    Er zog die Brauen hoch und streckte eine Hand aus.
    „Erst das Lied.“
    Er grinste, legte den Kopf zurück und schmetterte einige Verse.
    „Ist das alles?“, fragte Temperance, als er fertig war. „Ihr könnt den Ton nicht halten.“
    Zu ihrer Erleichterung war das Lied, auch wenn es die Ereignisse am Hof etwas übertrieb, günstig für sie und Jack. Obwohl sie nicht annahm, dass Jack das Bild gefallen würde, das von ihm gezeichnet wurde, nämlich das eines jungen Exilanten, der dem berechnenden Charme der Hexe Vivien zum Opfer fiel. Das Lied beschrieb lebhaft, wenn auch ein wenig vulgär, eine spinnenartige Frau, die Männer in ihrem Netz fing und sie aussaugte, ehe sie weiterzog zum nächsten Opfer. Im Lied kamen auch die kaum veränderten Namen einiger ihrer Liebhaber vor und die verschiedenen europäischen Städte, die sie besichtigt hatte, was den skandalösen Behauptungen noch mehr Gewicht verlieh. Welchen Ruf Vivien in London auch immer gehabt haben mochte, bald würde er unwiderruflich zerstört sein.
    „Ich hörte, Euer edler Gemahl hat eine Stimme, die die Engel vom Himmel herablocken kann“, sagte der Fährmann heiter. „Daher werde ich mir Eure Kritik nicht zu Herzen nehmen. Außerdem würde Euch seine Stimme auch dann besser gefallen, wenn er sänge wie ein Rabe.“
    „Ja, das stimmt.“ Temperance warf dem Fährmann die Münze
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