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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war nur krank gewesen. Sie
genas auf wundersame Weise und wurde immer kräftiger, dennoch fehlte ihr bei
Weitem die Kraft, beide Männer zu tragen.
    Für einen vor Kraft strotzenden Mann wie
Robert war schnell Arbeit gefunden. So fuhr er tagtäglich in den Rammelsberg
ein. Der Rammelsberg, von den Anwohnern auch Schicksalsberg oder Silberberg
genannt, obwohl der Silberanteil des geförderten Erzes kaum der Rede wert war,
lag im Süden Goslars und hatte maßgeblichen Anteil am Reichtum der Stadt.
Kräftige Männer zum Herausschlagen des Gesteins waren immer gern gesehen, und
da Robert für mindestens zwei schuftete, hatten die Stollenbetreiber keine
Einwände, gemeinsam mit Robert auch Osman in Diensten zu stellen, wenn auch zu
einem deutlich geringeren Lohn.
    In sechs bis zwölf Monaten müssten sie auf diese
Weise genug Geld beisammen haben für ein zweites Pferd und die nötigen Dinge,
die man brauchte, um sorgenfrei nach Cölln zu gelangen. Allerdings nur, wenn
sie sparsam mit ihrem Lohn umgingen, ein Umstand, der Osman deutlich mehr
missfiel als seinem eher genügsamen Freund.
    Und dennoch, dachte sich Robert und seine
Gedanken schweiften wieder ab zu jenen Ereignissen damals im Krugschenk, alles
in allem mochte er die Erinnerungen an jene Nacht nicht missen, auch wenn er
sich nur noch an Weniges entsann und nicht einmal mehr wusste, ob er seine
Aphrodite tatsächlich in den Armen gehalten hatte. Für eine Nacht mit ihr würde
er jedenfalls bereitwillig wieder sein ganzes Geld hergeben, nur durfte das
Osman nie erfahren.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Robert zuckte zusammen, er fühlte sich
ertappt. »Tut mir leid, war grad in Gedanken.«
    »Wenn ich deinen dümmlichen Blick dabei
richtig deute, weiß ich auch schon genau, an wen du gedacht hast.«
    Robert lief rot an. Beängstigend, wie gut
ihn Osman bereits kannte.
    »Manfred hat mir gesteckt, dass es hier in
Goslar ein Hurenviertel gibt. Dort sollten wir unbedingt hin.«
    Robert schüttelte irritiert seinen Kopf.
»Dafür haben wir nun weiß Gott kein Geld übrig.«
    »Das sagt der Richtige, immerhin verdanken
wir deiner ungezügelten Geilheit diese ganze Misere.«
    »Aber woher sollte ich denn wissen …«,
versuchte sich Robert zu rechtfertigen.
    »Ich will keine Dirne nehmen, wenn ich’s
allmählich auch bitter nötig hätte, sondern nur Auskünfte über unsere ganz
spezielle Freundin einholen. Überleg doch mal, wo kann solch ein Teufelsbraten
schon hin, wenn nicht ins Hurenhaus. Sollte sie sich noch in Goslar aufhalten,
so will ich verflucht sein, wenn sie nicht unter ihresgleichen weilt.«
    »Sie ist eine Diebin, keine Hure!«
    »Diebin, Gaunerin, Hure – ich sehe da
keinen Unterschied! Wahrscheinlich wäre sie dir sogar mit dem Messer an die
Gurgel gegangen, wenn du nicht ohnehin wie ein Toter dagelegen hättest.«
    Robert ließ Osmans Argumente unerwidert,
was sollte er auch mit ihm streiten. Und so schlug er stattdessen kräftig gegen
die Felswand, so wie Osman weiterhin unbeholfen die losgelösten Steinbrocken in
eine Schubkarre hievte, bis schließlich das erlösende Hornsignal das Ende ihrer
Schicht einläutete.
    Jetzt hieß es, rasch den Stollen zu
verlassen, denn nun begannen die Feuersetzer ihr Werk. Ihre Aufgabe war es, das
Gestein brüchig zu machen. Sie platzierten Holzkohlefeuer an mehreren Stellen
des Stollens, danach schreckten sie die erhitzten Felswände durch kaltes Wasser
ab. Durch die enormen Hitzeschwankungen entstanden feinste Haarrisse im
Gestein, die es tags drauf den Bergarbeitern erst ermöglichten, mit ihrem
Werkzeug Erzbrocken vom Felsen abzulösen – ohne die Vorarbeit der Feuersetzer
hätten sie nur ihren Meißel, auch Eisen genannt, an der Wand zerschlagen.
    Hastig zogen Robert
und Osman den Karren zum senkrecht nach oben führenden Förderschacht. Dort
warfen sie die Erzbrocken in die an einem Hanfseil aufgereihten Holztonnen. Wie
an einer endlosen Kette wurden diese großen, eisenbeschlagenen Eimer mit einer
Handhaspel zum Schachtmund, der oberirdischen Öffnung des Förderschachts,
gezogen und dort wieder entleert. Die Eile der beiden hatte einen durchaus
triftigen Grund, denn wenn die Feuersetzer erst einmal ihr Werk begannen, hieß
es, bloß nicht die giftigen Dämpfe einzuatmen, die durch die Verbrennung
entstanden. Diese Dämpfe zogen durch den mit Abzugsschächten und Stollen
durchsetzten Rammelsberg wie durch einen Kamin, und so mussten die Männer sehr
wohl bedenken, wo sie Feuerstellen errichteten, um
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