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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mund. »Nein, wir müssen rasch
jemanden finden, der nach Goslar fährt. Möglichst mit einem Pferdefuhrwerk
statt eines Ochsenkarrens, wie unser bisheriger Reisebegleiter.«
    »Ich habe noch eine bessere Idee«, warf von
Stenweden lächelnd ein. »Auch die Stadtwache verfügt über eine Stallung mit
einem guten Dutzend Reittieren. Zwei davon haben schon lange den Zenit ihrer
Kraft hinter sich gelassen und sollen eigentlich dem Knochenhauer überlassen
werden. Wenn ihr wollt, gebe ich sie euch gern für eine Weile. Gibt’s die
nächsten zwei Sonntage halt nur Suppe mit Graupen statt Pferderücken, meine
Männer werden’s schon überstehen.«
    »Ihr wäret tatsächlich bereit …?« Robert
konnte sein Glück kaum fassen. Osman hingegen plagten sichtlich Bedenken.
    »Und Ihr meint, dass ein altersschwacher
Klepper noch imstande ist, diesen groben Klotz hier zu tragen?«, wandte er ein
und wies auf Robert.
    »Solange ihr keine Rennen mit den Tieren
veranstaltet, werden sie euch noch gute Dienste leisten.«
    »Na dann, worauf warten? Lass uns rasch
hinterher, Osman!«
    Kurz darauf standen sie im Stall und ließen
sich vom Burschen die Gäule bringen. Nur widerwillig legte er das Geschirr an,
offenbar hatte sich der Stallknecht bereits auf den vermeintlichen Braten
gefreut.
    Robert und Osman führten die Tiere aus dem
schummrigen Verschlag hinaus ins Sonnenlicht, erst jetzt konnten sie sich ihre
zukünftigen Begleiter näher anschauen. Dürr waren sie und den Kopf hielten
beide tiefer, als es bei gesunden Pferden üblich war. Robert beschlichen
Zweifel, ob wenigstens eines der Tiere sein Gewicht tragen könnte. Als er sich
dem ersten näherte, die Zügel nahm und anhob, aufsitzen zu wollen, es daraufhin
scheute und derart wild mit den Augen rollte, dass nur noch das Weiße zu sehen
war, schwand das letzte bisschen Zuversicht, denn immerhin handelte es sich bei
diesem Pferd um das größere der beiden. Dennoch wagte er einen weiteren Versuch
mit dem zweiten Tier, und siehe da, es ließ ihn ohne Murren aufsitzen, fast so,
als wüsste es, dass ihm nun dank Robert auf nächste Zeit des Knochenhauers
blutiges Handwerk erspart bliebe.
    Ein kurzer Blick des Reiters unter das
mächtige Hinterteil und die bislang namenlos gebliebene Stute hörte fortan auf
den Namen Elsa. Es sollte der Beginn einer großartigen Freundschaft sein.
    Der Hauptmann ließ Robert und Osman etwas
Proviant und zwei prall mit Wasser gefüllte Schläuche bringen. Bevor sie
davonritten, mussten sie von Stenweden noch versichern, dass sie Pferde und
Reitzeug wohlbehalten zurückbringen würden, schließlich handelte es sich um das
Eigentum der Stadt, womit er ihnen so großzügig aushalf.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie
Hildesheim durch das Heilige Kreuztor verließen. Sie passierten die Mauern der
Neustadt, einer der Stadt Hildesheim vorgelagerten, befestigten Siedlung, und
beide entsannen sich wieder der Abenteuer, die sie nur wenige Wochen zuvor hier
erlebt hatten. Die Mauern weckten Erinnerungen an jenen Tag, da sie vor den
Männern der Stadtwache ins nördlich gelegene Alte Dorf flohen. Und beide
bedauerten in jenem Moment der Versunkenheit zutiefst, ihren Freund Albert, den
Dominikanermönch, nicht angetroffen zu haben, als sie ihn früh am Morgen im
Kloster ›Zum Heiligen Paul‹ einen Besuch abstatten wollten. Es hieß, er wäre
auf dem Weg zu einem in der Nähe niedergelassenen Kirchenvorsteher und würde
bald zurückkehren.
    Aber zum Warten fehlte ihnen die Zeit. Sie
mussten die zwei Tage aufholen, die ihnen die Diebin voraushatte. Der Tross der
Kupferschmiede war mit Ochsenkarren unterwegs – zwei Tage mit solch einem
Gespann entsprach einem zu Pferd. Deren Vorsprung schmolz also dahin, immerhin
etwas.
    Vorausgesetzt freilich, die Pferde würden
nicht unterwegs verenden.

Mittwoch, der neunte August
Goslar
     
    Am frühen Abend des folgenden Tages erreichten sie Goslar. Immer
häufiger begegneten ihnen Gespanne, die gleich von mehreren Ochsen gezogen
wurden. Die ungewöhnlich breiten Räder gruben sich tief in die Straße ein und
hatten sie, obwohl befestigt, doch schon weitläufig mit Spurrillen versehen.
Ein Blick unter die Planen bestätigte Roberts Vermutung, dass die Karren mit
Erz beladen waren. Er betrachtete die vor ihm liegende Stadt und verglich sie
mit Hildesheim. Goslar wirkte größer und allemal belebter, was die Suche nach
dem Mädchen nicht leichter machen würde. Dennoch, ihre Fährte war wärmer denn
je. Da der
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