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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tag, dann nehmen wir uns die
restlichen Wachen vor. Außerdem lasse ich gleich in aller Früh einige Männer
aussenden, die Bürger zu befragen. Wenn das Mädchen durch Hildesheim kam, und
nach meiner Erfahrung mit Gaunern und allem, was ihr mir berichtet habt, hat
sie diesen Weg gewählt, dann werden wir bald mehr wissen.«
    Der Hauptmann ließ seinen Worten ein
zuversichtliches Lächeln folgen und verschwieg dabei geflissentlich, dass er
zwar durchaus befähigt war, sich in Ganoven und Halunken hineinzuversetzen,
allerdings traf diese im Laufe der vielen Jahre als Ordnungswächter gereifte
Begabung ausschließlich auf Männer zu. Frauen hingegen, ob nun ehrbar oder
kriminell veranlagt, gaben ihm seit eh und je Rätsel auf.
    Schweren Herzens und mit mindestens ebenso
schweren Beinen empfahl sich von Stenweden und ließ ihnen, da es inzwischen
viel zu spät für eine Einkehr war, in einer Zelle ein notdürftiges Lager
herrichten.
     
    Der Morgen graute, und der Hauptmann hatte nach wie vor keine
Neuigkeiten für sie. Als es schließlich auf Mittag zuging, ohne dass jemand, ob
Soldat oder Bürger, etwas von der Gesuchten zu berichten wusste, wurde die
Sorge der beiden Freunde, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben, zur
Gewissheit. Enttäuscht stocherten sie in ihrem Essen, das ihnen in die
Wachstube gereicht wurde, als plötzlich von Stenweden hereinplatzte, die Freude
stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ich wusste doch, dass sie hier war«,
jubelte er triumphierend in zwei verblüffte Gesichter. »Sie kam mit einem Tross
Kupferschmiede, vor zwei Tagen. Der Kopf war eingehüllt in ein Tuch, der Leib
in plumpe Lumpen gepackt und das Gesicht dreckig wie das eines Bergmanns, daher
konnte auch keiner meiner Männer sich an eine rothaarige Schönheit erinnern.«
    »Und woher wisst Ihr so genau, dass sie es
war?«, fragte Robert, noch lange nicht so überzeugt wie der Hauptmann.
    »Sie kehrte in der Badestube am
Andreasplatz ein und verlangte eine Wanne und Kammer für sich allein, was an
sich noch nicht unüblich ist, schon gar nicht bei einer Frau. Höchst
erstaunlich jedoch fand der Bader, dass sie nach einer geraumen Weile die
Kammer mit einem ebenso dreckstarrenden Gesicht wie vor dem Wannengang verließ.
Im Tuch, das er ihr zum Trocknen reichte, und in der Wanne fand der Mann einige
Haare vor, lang wie ein Pferdeschweif und leuchtend rot.«
    »Und wie groß war sie?«
    »Ungefähr meine Größe, wenn auch beileibe
nicht mit meiner Statur gesegnet«, entgegnete von Stenweden und streichelte
sich über seinen Bauch.
    »Groß also, erst recht für eine Frau,
ebenso wie unsere Diebin«, meinte Osman, »und rothaarig obendrein. Außerdem
passt die Zeit und das eigenwillige Verhalten. Sie ist es, zweifellos!«
    »Nur gut, dass die Frauenzimmer ihrem
eigenen Gestank und juckendem Haar deutlich weniger gleichgültig begegnen als
wir Männer«, strahlte Robert über beide Wangen. Hatten sie doch den richtigen
Weg gewählt.
    »Und habt Ihr noch mehr in Erfahrung
bringen können? Wann sie die Stadt wieder verlassen hat und in welcher
Richtung, oder ob sie gar noch hier weilt?« Osman benebelte im Gegensatz zu
Robert das schon nicht mehr für möglich gehaltene Glück nur kurzfristig die
Sinne.
    »Leider ist sie am gleichen Tage schon
wieder mit den Kupferschmieden fort.«
    »Und wohin, wisst Ihr
darüber Bescheid?«
    »Auf dem Handelsweg
weiter nach Goslar, dorthin, wo es derweil jeden Kunstschmied hinzieht, ob nun
Kupfer oder Silber sein Element ist.« Von Stenweden schaute in zwei fragende
Gesichter. »Ihr müsst wissen«, setzte er an, sie von ihrer Ahnungslosigkeit zu
befreien, »dass die Goslarer schon seit Jahrhunderten in großen Mengen Kupfer
und Blei abbauen, sogar Silber soll in ihrem Berg zu finden sein. Kein Schmied
will zwei Fuhrmänner entlohnen, für’s Liefern des Erzes und für’s Bringen
seiner Arbeiten zum Kaufmann. Daher siedeln sich die Handwerker dort an, wo’s
Metall aus dem Berg kommt.«
    »Und die Straße führt
direkt nach Goslar?«, fragte Osman ungeduldig. So genau wollte er es eigentlich
gar nicht wissen, denn nun lag Wichtigeres an.
    »Ganz recht, die nächstgrößere Stadt in
östlicher Richtung ist Goslar.«
    »Dann lass uns keine Zeit mehr vergeuden«,
brachte sich Robert ins Gespräch ein.
    »Und wie willst du hinterher? Zu Fuß etwa?«
    »Aber wir haben doch etwas Geld, das sollte
…«
    »Es würde gerade einmal für ein Pferd
reichen«, fuhr Osman seinem Freund über den
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