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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers
Autoren: Elizabeth Lane
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Bewusstsein. Sie hatte Wolf Heart nie gefragt, ob er glaubte, in Baltimore glücklich werden zu können. Ebenso, wie sie es versäumt hatte, sich zu erkundigen, wie es ihm gefallen würde, in einem schönen Backsteinhaus zu leben, in einem Beruf zu arbeiten und seine Shawnee-Freunde nie wieder zu sehen. Sie hatte einfach verlangt, dass er sie nach Haus brachte, und er hatte mit einer Bereitwilligkeit zugestimmt, die sie erschreckte.
    Als rücksichtsvoller Ehemann hatte er für sie das sanfteste Pony ausgesucht und dessen Rücken mit Decken gepolstert, damit sie bequem reiten konnte. Doch er hatte den Blick abgewandt, als er ihr beim Aufsitzen half. Warum? Was hatte er sich dabei gedacht?
    Unter anderen Umständen hätte sie ihn gefragt, denn es war nicht ihre Art, mit einer Sache hinterm Berg zu halten. Doch jetzt, als sie seinen starr aufgerichteten Rücken betrachtete, spürte Clarissa, dass es klüger war, den Mund zu halten. Wolf Heart war auf dem richtigen Weg. Es wäre töricht von ihr, etwas zu sagen, das ihn davon abbringen könnte.
    Früher oder später würde alles in Ordnung kommen. Dafür würde sie schon sorgen. Wenn sie erst einmal sicher in Baltimore waren, würde sie ihr ganzes Leben der Aufgabe widmen, ihn wunschlos glücklich zu machen, eine mustergültige Ehefrau und perfekte Mutter zu sein. Seth Johnson sollte es niemals bereuen, die Shawnee verlassen zu haben.
    Sie ritten, bis es zu dunkel wurde, um den Weg zu erkennen. Clarissa war inzwischen so müde, dass sie sich fast nicht mehr auf dem Pferd halten konnte. Wolf Heart hatte kaum die Decken auf einer weichen Unterlage aus Blättern ausgebreitet, als sie auch schon darauf niedersank. Sogar zum Essen war sie zu erschöpft, und innerhalb von Sekunden war sie fest eingeschlafen.
    Der nächste Tag verlief ähnlich und der übernächste auch. Wolf Hearts Schweigen wurde immer lastender, je näher sie dem Fort kamen. Wenn sie unterwegs an den nachlässig verstreuten Überresten der Camps weißer Männer vorbeikamen, spürte Clarissa die Spannung in ihm. Sie erkannte seinen unterdrückten Zorn daran, wie hart sein Mund wurde und wie seine Schultern sich versteiften. Er wirkte wie ein wildes Tier, dessen Fell sich sträubt und das drohend knurrt, weil es in eine Richtung gezwungen wird, die es nicht einschlagen will. Dennoch gab er mit keinem Wort zu verstehen, dass er lieber umkehren wollte. Er wird sich schon an den Gedanken gewöhnen, sagte sie sich immer wieder. Die ersten elf Jahre seines Lebens hatte er als Seth Johnson in der Welt der Weißen verbracht. Er beherrschte die Sprache noch und kannte Sitten und Gebräuche. Wenn man ihm ein bisschen Zeit ließ, würde er sich anpassen und wohl fühlen.
    Am dritten Tag – die Hitze des späten Nachmittags lastete auf dem Land – erreichten sie eine kleine Anhöhe. Oben angekommen, zügelte Wolf Heart sein Pferd und wartete schweigend, bis Clarissa ihn einholte. Sie ahnte, was vor ihnen lag, wagte jedoch kaum, es zu glauben. Erwartungsvoll trieb sie ihr Pony die Anhöhe hinauf.
    Als sie neben ihm anhielt, schaute Wolf Heart sie nicht an. Mit zusammengepressten Lippen blickte er flussaufwärts, ohne den Kopf zu wenden. Clarissa schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab und folgte der Richtung seines Blicks.
    Weit voraus erkannte sie die Stelle, wo der glitzernde Ohio sich wie die Zunge einer großen Schlange spaltete und zu Monongahela und Allegheny wurde. Am Zusammenfluss der beiden erhoben sich – dunkel gegen das sommerliche Grün der Landschaft – die Palisadenwände von Fort Pitt und die schäbigen Hütten und Häuser, die das Fort umgaben.
    Clarissa unterdrückte einen erleichterten Ausruf und schaute Wolf Heart an. Er ist zu still, fand sie, zu grimmig. Sicher war es nicht leicht für ihn, und er tat es nur ihr zuliebe. Das durfte sie in den schwierigen Tagen, die vor ihnen lagen, nie vergessen.
    "Bist du bereit?" fragte sie sanft.
    Er nickte, sah sie jedoch kaum an, während er sein Pferd wieder antrieb. War er böse? Besorgt? Sie wagte nicht, in ihn zu dringen, bevor sie sicher im Fort waren.
    Sie waren vielleicht noch eine Meile von der Niederlassung entfernt, als er im Schutz eines Hickorywäldchens wieder anhielt. "Du reitest jetzt allein weiter", sagte er und machte eine entsprechende Handbewegung. "Bei deinem roten Haar wird niemand auf der Brustwehr dich irrtümlich für eine Indianerin halten. Aber wenn ich dabei bin, könnte eine der Wachen oder ein ängstlicher Bewohner des
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