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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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die Besatzung warnen!«, drängte sie in der Hoffnung, endlich Verständnis im argwöhnischen Blick der Frau zu lesen. »Und man muss Anthony daran hindern, an die Küste zu gehen. Wenn jemand von hier aus dem Schiff ein Signal geben könnte, reite ich zur Festung und warne Anthony.«
    »Wieso wisst Ihr das alles, Miss?«, schnauzte Barker.
    »Ich hörte meinen Vater, Lord Granville, davon sprechen.« Sie zwang sich vergebens zur Ruhe, sodass sie entnervt ausrief: »Um Himmels willen, Frau, ist Mike da?«
    »Er ist beim Herrn«, antwortete nun Gevatter Barker.
    Olivia entschlüpfte ein wüster Fluch, den sie von Portia aufgeschnappt hatte. »Wisst
Ihr,
wie man das Schiff warnen könnte?«
    Beide Barkers schüttelten die Köpfe. »Unser Mike ist der Einzige, der sich mit den Signalen auskennt«, sagte die Frau.
    »Und er ist beim Herrn«, wiederholte der Mann noch einmal kopfschüttelnd.
    Für das Schiff mochte es vielleicht schon zu spät sein, doch konnte sie zumindest Anthony vor einem Hinterhalt bewahren. »Ich muss nach Carisbrooke Castle, um Anthony zu warnen.« Ihre Worte waren noch nicht ausgesprochen, als sie schon Zeit und Entfernung berechnete. »Sagt mir, wie ich von hier aus am schnellsten dorthin gelange. Ich kenne nur den Weg von Chale aus.«
    »Unser Billy soll Euch begleiten. Über Bleak Down und über den Medina. Das ist der kürzeste Weg.« Der Mann sagte es mit für ihn untypischer Autorität, wie Olivia schien. An seine Frau gewendet, forderte er scharf: »Hol Billy, Weib!«
    Dann ging er an Olivia vorüber zur Tür und blickte zum Himmel. »Kurz vor zehn. Ihr müsst los, da Ihr mindestens eine Stunde benötigt.«
    »Ja, Ma, was ist?« Der schlaftrunkene Billy stolperte im Nachthemd die Treppe herunter. Sein Blick fiel auf Olivia, die nach wie vor an der Tür stand. »Herrjeh! Das ist ja Miss Olivia!«
    »Du sollst ihr den Weg zur Festung über Bleak Down zeigen.« Seine Mutter hielt ihm ein Paar Stiefel hin.
    »Ich brauch meine Breeches«, protestierte er und kletterte die Leiter wieder hinauf.
    »Mach rasch.«
    Gleich darauf war er wieder da und zog sich, auf der untersten Sprosse sitzend, seine Stiefel an.
    »Gut so. Und jetzt hol ein Pferd. Rühr dich!« Seine Mutter schubste ihn zur Tür.
    »Schon gut, schon gut, ich geh ja schon.« Als er loslief, wehte sein Hemd, das er nicht in den Hosenbund gesteckt hatte, hinter ihm her.
    Olivias Herz schlug wild, während sie wartete, dass Billy endlich mit seinem Pferd auftauchte. Sie trat hinaus auf den Hof, die Arme über der Brust verschränkt. Es war Neumond. Die Mondsichel hing tief am Horizont.
    Billy trottete auf einem rundlichen Pferdchen auf den Hof und Olivia lief zu ihrer Stute. Sie löste das Seil, und Gevatter Barker half ihr beim Aufsitzen. »Gott mit Euch, Miss.«
    Als seine Frau angelaufen kam, spiegelte sich Angst in ihrer Miene. »Also … Billy, du darfst nicht mit zur Festung. Es reicht, dass unser Mike draußen ist und sich für nichts und wieder nichts in Gefahr begibt. Du begleitest Lady Olivia nur über Bleak Down und über den Fluss.«
    Billy hörte es widerwillig, zuckte aber halb einverstanden mit den Achseln. »Kommt, Miss.« Er trat seinem Pferd in die runden Flanken, und das Tier verfiel in einen schaukelnden Trab. Grayling folgte mit tänzelndem Schritt.
    Olivia ritt mit Billy gleichauf, als sie den Viehpfad an der Farmgrenze verließen und auf den breiteren Weg einbogen. »Dein Vater meinte, wir würden eine Stunde bis ans Ziel brauchen, Billy?«
    »Ach, Pa ist kein guter Reiter«, sagte Billy geringschätzig. »Er braucht vielleicht so lange, aber wir sind sicher schneller, Miss. Wir nehmen diese Richtung.« Er wendete sein Pferd und dirigierte es durch eine Hecke. Das offene Gelände dahinter war spärlich mit kümmerlichen, vom Ansturm des Windes verkrüppelten Bäumen bestanden.
    »Das ist Bleak Down«, sagte Billy. »Die Gegend ist menschenleer. Hier toben die Winterstürme zu heftig.«
    Wie in gemeinsamem Einverständnis spornten beide ihre Pferde zu einem Galopp an und sprengten Kopf an Kopf dahin. Der Wind pfiff an Olivias Ohren vorüber, erfasste ihre dichten Locken und entriss sie dem Halteband, sodass der geflochtene Zopf aufging und das Haar Rabenschwingen gleich hinter ihr herwehte. Ihr Herz schien im Rhythmus von Graylings Hufen über den harten Boden zu schlagen.
    War es für Anthony zu spät, der
Wind Dancer
ein Signal zu geben? Er hatte Adam angewiesen, das Schiff um zehn Uhr in Position zu bringen.
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