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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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an.
    Olivia klappte ihr Buch zu und sprang auf. »Ist mein Vater im Haus?«
    »Nein, er und Rufus mussten gleich nach dem Dinner nach Carisbrooke.«
    »Dann verschwinde ich jetzt«, verkündete Olivia. »Ich muss etwas erledigen.«
    Phoebe und Portia wechselten einen wissenden Blick. »Du musst etwas essen«, wandte Phoebe praktisch ein.
    Seit dem Frühstück im Gull zu Ventnor ist viel Zeit verstrichen, dachte Olivia. »Ich nehme mir Brot und Käse vom Abendbrottisch. Aber ich muss fort.«
    »Wirst du am Morgen wieder da sein?«
    Olivia sah sie verständnislos an. Heute würde sie für den Piraten tun, was sie tun musste, und dann würde er ihr so oder so entrissen. »Ich denke schon«, sagte sie.

Kapitel 20
    Olivia nahm Käse, Brot, kaltes Rindfleisch und dazu einen Apfel vom Tisch und verließ das Haus durch den Seiteneingang.
    Während sie ihr improvisiertes Abendessen verzehrte, schlenderte sie in den Stallhof, verschwand unauffällig in der Sattelkammer und holte sich einen Seilzaum, der an der Wand hing. Sie hielt ihn unter ihren Röcken verborgen, als sie ebenso unauffällig wieder ging. Die Stallburschen, die auf einer umgedrehten Wassertonne dem Knöchelspiel frönten, hatten sie kaum wahrgenommen.
    Sie ging auf die Weide, auf die man in den warmen Sommernächten die Ponys frei laufen ließ. Ihr eigenes Pony, eine gescheckte Stute, graste ruhig in unmittelbarer Nähe der Hecke.
    »Grayling«, rief Olivia leise und lockte das Tier mit dem Apfel zu sich.
    Das Pony blickte auf und kam auf sie zu. Olivia hielt den Apfel auf der Handfläche, und Grayling nahm ihn behutsam mit ihrer dicken samtigen Schnauze auf. Olivia streifte ihr das Halteseil über den Kopf und führte sie zu einem Baumstumpf.
    Grayling hatte nichts dagegen, ohne Sattel geritten zu werden. Olivia zog ihre Röcke zurecht, um sich vor dem rauen Ponyhaar zu schützen, und schnalzte mit der Zunge, als sie die Stute zum Gatter und dann auf den Weg hinaus lenkte.
    Sie hoffte, dass der Weg zur Farm der Barkers ihr im Gedächtnis geblieben war, obwohl sie beim letzten Mal nicht sonderlich auf die Strecke geachtet hatte. An einer Weggabelung fiel ihr glücklicherweise ein, dass sie sich nach rechts wenden musste. Der Pfad führte durch den Weiler, von dem aus es etwa zehn Minuten bis zum Trampelpfad waren, der zur Farm der Barkers führte.
    Es dämmerte, als sie auf dem Farmhof einritt. Es war still. Keine Kinder, die auf dem mit Stroh bestreuten Pflaster tollten. Hühner, Enten und Gänse waren aus Angst vor dem Fuchs über Nacht eingesperrt. Doch die Haustür stand offen, um die Abendbrise einzulassen.
    Olivia saß ab und verknotete die Seilschleife an einem Zaunpfosten. Dann ging sie zur Tür. Sie klopfte an und spähte in die Küche. Als sie sah, dass sie leer war, sank ihr Herz. Waren alle schon zu Bett?
    Sie klopfte lauter und rief leise: »Ist jemand hier?« Zu ihrer Erleichterung wurde nun Stiefelgepolter auf der Leitertreppe im rückwärtigen Teil der Küche hörbar.
    »Wer zum Teufel kommt da zu nachtschlafender Zeit?« Ein Mann, der Olivia fremd war, kam in die Küche und stopfte sein Hemd ins Gurtband seiner Breeches.
    Als er näher kam und sie ihn deutlicher sehen konnte, erkannte sie Mikes Züge in einem älteren Gesicht.
    »Gevatter Barker?«
    »Ja, und wer möchte ihn sprechen?« Er sah sie an.
    »Olivia Granville. Lord Granvilles Tochter«, setzte sie hinzu, als er sie verständnislos ansah. »Ist Mike da? Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
    Der Mann sah sie argwöhnisch an, als die Stimme seiner Frau ertönte. »Wer ist es, Barker?«
    »Granvilles Tochter«, rief er über die Schulter. »Sie fragt nach unserem Mike.«
    Nun stieg die Hausmutter die Leiter rücklings herunter, in einem voluminösen Nachthemd, das Haar unter eine Nachtmütze gestopft. »Was wollt Ihr, Miss?« Stirnrunzelnd musterte sie Olivia.
    Olivia atmete tief durch. »Der König wurde nach Newport geschafft. Anthony, der davon nichts weiß, wird heute versuchen, ihn auf Carisbrooke zu befreien.«
    Die Barkers blickten sie an, als rede sie unsinniges Zeug.
    Olivia fuhr drängend fort: »Die
Wind Dancer
ist in Gefahr. Auf den Landzungen bei Puckaster Cove wurden Geschütze aufgestellt, die sie versenken sollen, wenn sie in die Bucht einläuft.« Sie hatte das Gefühl, die Frau würde ihr den Kopf abreißen und sie zum Teufel schicken, wenn sie nur eine Sekunde innehielt. »Mike muss wissen, wie man dem Schiff signalisiert, dass es die Bucht meiden soll. Wir müssen
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