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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
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Fingernägel und wusch ihre schmutzigen Füße. Sie fühlte sich wieder einigermaßen ansehnlich, als sie hinunter und in den Garten ging, in der Hand ein Buch, um einen ganz normalen Eindruck zu machen.
    »Na, endlich ausgeschlafen?« Phoebe musterte sie abschätzend, während sie Nicholas, dessen Lippen schon blau waren, in ein Handtuch hüllte. »Du schliefst so fest, dass wir dich nicht wecken wollten. Du hast das Dinner versäumt.«
    »Zu Cato sagten wir, du hättest gestern bis in die Nacht über deinen Büchern gesessen und wärest todmüde«, informierte Portia sie.
    »Danke«, sagte Olivia. »Hat er es missbilligt?«
    »Es sah nicht so aus. Er ist es ja gewohnt.«
    »Stimmt«, nickte Olivia.
    »Ich frage erst gar nicht, was da vorgeht«, murmelte Phoebe.
    »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, bemerkte Portia leise mit halbem Lächeln.
    »Genau«, stimmte Olivia zu und setzte sich neben sie ins Gras.
    Sie schlug ihr Buch auf. Ihr Kopf war jetzt klar, die Nebel des Schlafes hatten sich verzogen. Bis zum Sonnenuntergang war es noch etwa eine Stunde. Anthony würde erst nach zehn Uhr zur Tat schreiten. Er hatte Adam angewiesen, dafür zu sorgen, dass die Fregatte um zehn in der Bucht lag.
    Eine ganze Kompanie und dazu Kanonen, um der
Wind Dancer
den Mast wegzuschießen. Während Anthony eine sinnlose Rettungsaktion unternahm, würde er sein Schiff verlieren und bei der Rückkehr an die Küste in einen Hinterhalt geraten.
    Unverwandt ins Buch blickend, blätterte Olivia in regelmäßigen Abständen um, obwohl sie kein Wort las und ihr Verstand auf Hochtouren lief, Möglichkeiten erwog und verwarf. Die Barkers würden wissen, ob eine Möglichkeit bestand, das Schiff daran zu hindern, in die Falle zu segeln.
    Die Flagge auf der Betsäule würde jemanden vom Schiff an Land locken, falls sie nachts zu sehen war. Doch momentan war eine raschere Art der Nachrichtenübermittlung zwingend angebracht. Jetzt war keine Zeit für die gemächliche Prozedur, mit einem kleinen Boot in die Bucht und wieder herauszusegeln. Es musste eine andere Art des Signals angewandt werden. Wenn Mike zu Hause war, würde er es wissen.
    In ihrem Kopf mischten sich beängstigende Bilder von Soldaten mit Pike und Musketen, begleitet von Geschützdonner und dem Krachen eines stürzenden Mastes.
    Sie schloss die Augen und war wieder bei Anthony im Beiboot, als es ans Ufer stieß. Inzwischen waren ihr die Vorgänge völlig vertraut. Fast glaubte sie, das Knirschen des Sandes unter dem Boot zu spüren. Sie sah ihn vor sich, wie er barfuß hinaussprang und die Knieschnallen seiner Breeches in der Sonne funkelten, als er das Boot weiter hinaus auf den Sand zog. Er lachte, dass seine weißen Zähne im braunen Gesicht aufblitzten. Als er sich bückte und ihm eine Haarlocke von der Farbe einer Goldguinee in die Augen fiel, strich er sie rasch mit einer achtlosen Bewegung seiner langen, schmalen Hand fort.
    Sie konnte ihn sehen. Sie konnte ihn riechen. Die Erinnerung war so lebhaft, so mächtig, dass ihr schwindelte.
    »Olivia?!«
    Portias gebieterischer Ton ließ das Traumbild in Scherben der Sehnsucht zersplittern.
    »Verzeih. Ich hatte einen Tagtraum.«
    »Das war nicht zu übersehen, Kleine. Tatsächlich dachte ich, du wärest eingeschlafen. Es ist Zeit fürs Abendessen.«
    Olivia merkte nun, dass die Kindermädchen ihre Schützlinge holten, und fragte sich, wie es kam, dass sie weder die Rufe nach ihnen, noch ihr Kommen wahrgenommen hatte. Kindlicher Protest wurde laut, als die Kleinen wegbugsiert wurden.
    »Wir
essen in der Küche«, verkündete Luke. »Wir essen nicht in der Kinderstube.«
    »Nein, natürlich nicht«, stimmte Portia bereitwillig zu. »Aber lasst euch nicht einfallen, Mistress Bisset zu ärgern. Unser Abendessen hängt von ihrer guten Laune ab.«
    »Wir ärgern sie nicht. Sie hat uns
lieb«,
erklärte Toby überschwänglich. »Sie wünschte, wir würden ihr gehören. Das sagte sie.« Voraushüpfend schubsten die Buben einander ständig und wälzten sich im Gras, um derart kichernd und kreischend dem Haus zuzutoben.
    »Das stimmt, sie liebt sie«, bekräftigte Phoebe und schüttelte Gras von ihrem Rock.
    »Alle lieben sie. Sie sind Rufus' Kinder.« Portia betonte das mit einer humorvollen Portion Selbstgefälligkeit.
    »Ich glaube, ich sollte mich noch vor Tisch umziehen. Nicholas' Ingwerkuchen hat sich über mein Kleid verteilt.« Phoebe untersuchte einen unwillkommenen Fleck auf ihrem Rock und schaute dann Olivia listig
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