Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
eindringlich. »Wenn man dich sieht, wird man sie unter Beschuss nehmen, falls man sie nicht schon vernichtet hat.«
    Das Leuchten in seinen Augen verlosch. »Schon vor langer Zeit lernte ich, Unheil nicht gleich im Voraus zu fürchten. Das ist Energieverschwendung. Jethro wird wissen, was zu tun ist, bis ich das Kommando wieder übernehme.« Anthony wandte sich zu seinem Pferd um. »Mike, begleite Olivia nach Hause und reite dann selbst heim. Die
Wind Dancer
wird Kurs auf die französische Küste nehmen, sobald ich an Bord bin. In etwa einem Monat werden wir wieder die Bucht ansteuern und …«
    »Vergebung, Herr, aber ich werde Euch jetzt nicht verlassen. Ihr braucht Hilfe, um das Boot ins Wasser zu schieben. Außerdem will ich dorthin, wohin die
Wind Dancer
segelt.«
    Anthony zögerte neben seinem Pferd, eine Hand am Sattelknauf, in der anderen die Zügel. Zu Olivia, die zu Grayling gegangen war, sagte er: »Findest du allein nach Hause?«
    »Das ist eine dumme, um nicht zu sagen beleidigende Frage. Ich habe allein hierher gefunden, und finde natürlich allein zurück. Aber ich gehe nicht nach Hause.«
    Anthony saß bereits im Sattel. »Was soll das heißen?«
    Olivia sprach langsam und deutlich. »Das soll Folgendes heißen: Wenn die Leute meines Vaters oberhalb der Bucht im Hinterhalt liegen, und ich mit dir unten am Strand bin und dich und dein Boot hinausschiebe, werden sie nicht schießen.«
    »Sie werden Miss Olivia am Strand erkennen«, sagte Mike, der sofort begriff.
    »Genau. Falls mein Vater nicht selbst draußen ist, hat Giles Crampton das Kommando. Er wird sofort entsprechend reagieren.« Sie griff in Graylings Mähne, tat einen Sprung und zog sich auf den Rücken des Pferdes. Dann setzte sie sich zurecht und drapierte ihre Röcke um sich.
    »Und wie gedenkst du,
dies
deinem Vater zu erklären?«, wollte Anthony wissen.
    »Das ist mein Problem«, sagte sie. »Ich treffe meine Entscheidungen selbst und trage die Konsequenzen – wie du.« Sie warf ihm seine eigenen Worte mit einer gewissen Befriedigung an den Kopf. »Meine Verpflichtungen sind
meine
Sache, Mr. Caxton.«
    Trotz der Dunkelheit unter den Bäumen sah sie, wie sein Mund sich verhärtete. »Wage ja nicht mir zu folgen, Olivia«, knurrte er mit einer Gefährlichkeit, die ihr eine Gänsehaut bescherte. »Komm, Mike.« Er wendete sein Pferd und sprengte davon, aufs Hügelland zu.
    Mike bedachte Olivia achselzuckend mit einem resignierten Blick und folgte ihm.

Kapitel 21
    Olivia stieß Grayling die Füße in die Flanken und nahm die Verfolgung auf. Die Festung war noch in Aufruhr, Feuer loderten in der Dunkelheit, eine Explosion folgte der anderen.
    Sie behielt die zwei Männer im Auge, wahrte aber Abstand zu ihnen. Es war ihr egal, ob Anthony bewusst war, dass sie ihm folgte. Für sie war jetzt alles klar. Irgendwann in dieser stürmischen Nacht hatte der Gefühlsaufruhr der letzten Zeit sich gelegt, der wilde Wirbel war zum ruhigen Mühlteich geworden. Sie stellte weder sich noch ihr Tun in Frage. Und sie hatte nicht die Absicht, Zeit und Energie zu vergeuden, indem sie ihre Erkenntnis mit Anthony diskutierte.
    Nach einer halben Stunde zügelten Anthony und Mike ihre Pferde auf dem Klippenkamm. Es war eine Stelle, die Olivia nicht kannte und die völlig verlassen war. Als einziges Geräusch hörte man ab und zu das Kreischen einer Möwe. Die Mondsichel hing über einer ruhigen See. Es war, als hielte die Welt den Atem an. Anthony und Mike saßen ab, und Olivia ritt zu ihnen hinüber.
    Anthony sah sie drohend an.
»Warum?«
Das einzelne Wort kam wie ein Pistolenschuss.
    »Weil du meine Hilfe brauchst«, erklärte Olivia schlicht und schwang sich vom Pferd. Ihre Beine zitterten nach den zwei langen Ritten, und sie musste ihre Knie angestrengt durchdrücken. »Wo sind wir?«
    Es war Mike, der ihr antwortete: »Bei Binnel Point, Miss.« Er ging bis zum Klippenabsturz und kniete nieder, um das dichte Buschwerk zu teilen. Olivia sah einen bleichen Pfad, kaum breiter als eine Handspanne, der sich durchs Gestrüpp wand. Er erinnerte sie an den Pfad, der sie zur Bucht der Wrackräuber geführt hatte. Es war nicht lange her, und doch schien seither ein ganzes Menschenleben vergangen.
    »Wir nehmen diesen Pfad, Miss. Er windet sich ein gutes Stück die Klippenwand entlang, bevor er durch eine Felsöffnung direkt nach Puckaster Cove führt.«
    »Auf diese Weise entgehen wir dem Hinterhalt am Klippenkamm.«
    »Wir wollen es hoffen«, sagte Anthony trocken.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher