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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen
Autoren: Julie Garwood
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sind vorausgeschickt worden, um sich William anzuschließen. Ich sage dir, Royce, ich habe nicht mehr die Geduld, diesen jungen Burschen etwas beizubringen. Wenn wir nicht vorher benachrichtigt worden wären, hätten wahrscheinlich die meisten meiner Soldaten in dieser Schlacht ihr Leben gelassen. Die Warnung vor dem Hinterhalt, die uns ein angelsächsischer Abtrünniger zukommen ließ, erreichte uns gerade noch rechtzeitig, so daß wir das Schlimmste verhindern konnten. Aber meine Soldaten haben überhaupt keine Disziplin.« Hugh beugte sich vor und flüsterte in vertraulichem Ton: »Zwei meiner Männer haben doch tatsächlich ihre Schwerter verlegt, kannst du dir ein solches Vergehen vorstellen? Ich sollte diese Idioten töten lassen, um sicherzugehen, daß so etwas nie wieder vorkommt.« Er seufzte verzweifelt. »Mit deiner Erlaubnis werde ich William bitten, ein paar von den jungen Burschen zu deiner Truppe zu versetzen, damit du sie mal ordentlich rannehmen kannst.«
    Die beiden Barone zogen sich an der Spitze ihrer Soldaten zur Festung zurück.
    »Wer ist dieser Abtrünnige, den du vorhin erwähnt hast?« wollte Royce wissen. »Und wieso vertraust du einem Angelsachsen?«
    »Der Name des Mannes lautet James, und ich habe nie behauptet, daß ich ihm vertraue«, erwiderte Hugh. »Bis jetzt hat er sich als zuverlässiger Informant erwiesen, das ist alles. Er erzählte mir, daß er sich bei den Angelsachsen unbeliebt gemacht hat, weil er früher Steuereintreiber war. James ist mit allen Familien in dieser Gegend bekannt – er ist hier aufgewachsen – und er kennt so gut wie jeden Schlupfwinkel ... Der Wind hat ziemlich aufgefrischt in der letzten Stunde, findest du nicht auch, Royce?« fragte Hugh in dem Bestreben, das Thema zu wechseln, und zog den schweren Mantel fester um seine Schultern. »Ich fühle den Winter in meinen Knochen.«
    Royce spürte die Kälte kaum. Ein leichtes Schneegestöber umwirbelte sie, aber es reichte nicht aus, um den Boden mit einer weißen Schicht zu bedecken. »Deine Knochen sind alt, Hugh, deshalb spürst du die Kälte.« Er verzog die Lippen zu einem Grinsen, um die Beleidigung ein wenig abzuschwächen.
    Hugh erwiderte das Lächeln. »Alt, sagst du? Du wirst deine Meinung ändern, wenn du von meinen triumphalen Siegen über die Angelsachsen gehört hast.«
    Der stolze Krieger begann mit ausschweifenden Berichten über die Eroberungen, die er in Williams Namen auf angelsächsischem Gebiet gemacht hatte, und hörte nicht auf, sich mit seinen Heldentaten zu brüsten, bis sie den Burghof erreicht hatten.
    Ingelram stand nicht bereit, um seinen Herrn und Meister willkommen zu heißen, und Royce vermutete, daß sich sein tölpelhafter Gefolgsmann noch immer im Turm befand und die Nonne mit offenem Mund anstarrte.
    Die Erinnerung an die so unschuldige Angelsächsin bereitete ihm Unbehagen – irgend etwas an ihr brachte Royce durcheinander, aber er hätte nicht sagen können, was dieses ungute Gefühl ausgelöst hatte.
    Vielleicht, überlegte er, lag das nur daran, daß sie so anziehend wirkte. Es war eine Schande – das war seine Meinung –, daß so eine wunderschöne Frau der Kirche gehörte, sie sollte einen Mann glücklich machen. Er schrieb diese sündigen Gedanken seiner Müdigkeit zu und betrat an Hughs Seite die Burg. Die beiden Freunde hatten schon auf dem Weg hierher abgemacht, daß Hugh und seine Männer die Nacht in der Festung verbringen sollten, da bereits die Abenddämmerung einsetzte.
    Hugh wirkte abgekämpft und durchgefroren. Royce ordnete an, daß ein Feuer im Kamin angefacht werden sollte, damit sich sein Freund aufwärmen konnte, und verlangte, den angelsächsischen Abtrünnigen, der Hugh so nützliche Informationen zugeführt hatte, zu sehen. »Ich möchte ihm einige Fragen bezüglich dieses Hauses stellen«, erklärte er.
    Einer der Soldaten lief los, um den Spion zu holen. Gleich darauf hastete Ingelram geschäftig in die Halle und kam schlitternd vor seinem Herrn zum Stehen. Er beugte zur Begrüßung seinen blonden Kopf und machte sich bereit, Bericht zu erstatten.
    Doch Royce schnitt ihm sogleich das Wort ab und befahl:
    »Bringt die Nonne zu mir, ich habe vor, sie eingehend zu verhören.«
    Ingelram sah den Baron erschrocken an und wurde blaß. Gerade als Royce seinen Gefolgsmann davonscheuchen und zwingen wollte, seinen Befehl auszuführen, betrat ein Soldat mit dem Spion die Halle. Der angelsächsische Judas war ärmlich gekleidet – ein Zeichen dafür,
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