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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil
Autoren: Christian Jacq
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Schurken unter Respektierung des Gesetzes zwingen, sich wieder
davonzumachen.
    Geru ging in
den Keller hinunter, wo sich dank der Kühle, die aus der Erde aufstieg, Bier
und Wein frisch hielten. Er verstand sich darauf, ein wohlschmeckendes und
bekömmliches süßes Bier zu brauen. Die aufeinander gestapelten großen Tonkrüge
versprachen angenehme Zeiten unter der Laube, wenn die Hitze jegliche Tätigkeit
unmöglich machen würde. Geru nahm einen der Krüge und goss eine
bernsteinfarbene Flüssigkeit in eine irdene Schale.
    Als er aus
dem Keller zurückkam, um dem Gast das Getränk anzubieten, sah er, wie ihm seine
Frau gerade einen mit Bohnenpüree gefüllten heißen Pfannkuchen reichte.
    Der Soldat
schlang ihn gierig herunter. Er riss Geru die Schale aus den Händen und leerte
sie in einem Zug.
    »Ich bin noch
nicht satt und habe noch Durst! Noch einen Pfannkuchen und noch eine Schale!
Beeilt euch… Es gibt nichts Schrecklicheres, als warten zu müssen.«
    Geru stellte
sich vor seine Frau.
    »Wir haben
unsere Pflicht getan. Die Götter mögen es bezeugen. Geht jetzt!«
    Der Soldat
begann erneut zu lachen.
    Mit
katzenartiger Geschwindigkeit stürzte er sich auf Geru, stieß ihn um und packte
Nedjemet an den Handgelenken.
    »Frau, du
wirst jetzt gehorchen, und zwar schnell!«
    Plötzlich
bekam er jedoch keine Luft mehr. Zwei kräftige Hände packten ihn am Hals und
schnürten ihm die Luft ab. Er musste Nedjemet loslassen. In seiner Brust
brannte es wie Feuer. Vergeblich versuchte er, sich zu wehren.

 
    2
     
     
     
    »Ich bin
Kamose«, erklärte der junge Mann. »Ich breche dir alle Knochen, wenn du nicht
sofort unser Haus verlässt!«
    Wutentbrannt
und mit zusammengepressten Lippen erhob sich Setek langsam, bereit, erneut
anzugreifen.
    Nedjemet
stürzte sich auf ihren Sohn und schloss ihn in die Arme.
    »Er ist unser
Gast, Kamose! Du hast nicht das Recht, ihn zu schlagen.«
    »Und er, hat
er etwa das Recht dazu? Warum benimmt er sich wie ein Barbar?«
    »Ich bin hier zu Hause,
junger Widder«, erklärte Setek. »Und du tust gut daran, nicht noch einmal die
Hand gegen einen Veteran von Ramses’ Armee zu erheben. Diesmal will ich noch
nachsichtig sein… Doch wenn du noch einmal damit anfängst, wirst du in die
Oasen verbannt.«
    Kamose
erblasste. Die Drohungen des Soldaten waren nicht aus der Luft gegriffen. Der
Pharao schätzte die Männer, mit deren Hilfe er den Sieg über den hethitischen
Feind davongetragen hatte, ein Sieg der Ägypten einen tiefen und dauerhaften
Frieden garantierte. Ramses gewährte ihnen zahlreiche materielle Vorteile und
duldete es nicht, wenn man ihre Rechte anzweifelte.
    Der junge
Mann richtete seinen Vater auf, der halb tot am Boden lag. Er blutete aus einer
Wunde im Nacken.
    »Morgen ziehe
ich hier ein«, verkündete Setek. »Macht euch bereit. Ich will keinen Grund zur
Klage mehr haben.«
    Als der Soldat ihr Haus
verließ, begann Nedjemet zu schluchzen.
    Nedjemet
behandelte ihren Mann mit Salben, die der Arzt zubereitet hatte, der regelmäßig
ins Dorf kam, um die Bewohner kostenlos zu behandeln. Die Verletzung schien
nicht schlimm zu sein, aber Geru war zutiefst schockiert. Mühsam trank er das
frische Wasser, das seine Frau ihm reichte.
    »Es ist
schrecklich«, sagte sie zu ihrem Sohn, »er ist nicht in der Lage aufzustehen…
Und wir haben nur ein paar Stunden, um den Bürgermeister aufzusuchen. Dann
vertreibt uns dieses Ungeheuer aus unserem Haus.«
    Kamose küsste
seine Mutter zärtlich auf die Wange.
    »Mach dir
keine Sorgen. Ich kümmere mich um alles.«
    »Was kannst
du denn tun, mein Kind? Dieser Held aus dem Hethiterkrieg darf machen, was er
will.«
    »Der
Bürgermeister wird mich anhören.«
    »Ich habe Angst, Kamose. So
große Angst…«
    »Gebt nicht
so einfach auf, Mutter. Ihr habt viele Jahre lang gearbeitet, um euer Land zu
erwerben. Der Pharao hat es euch gegeben, er kann es euch nicht einfach so
wieder nehmen. Das wäre ungerecht.«
    »Der Pharao
ist der Sohn des Lichts, Kamose. Er ist Gott auf Erden. Was er beschließt, das
ist gerecht.«
    »Der Bürgermeister wird uns
helfen«, wiederholte der junge Mann. »Er wird unsere Sache vor dem
Provinzrichter verteidigen. Wir werden siegen, da bin ich mir sicher. Wir
werden in unserem Haus bleiben.«
     
     
    In den schmalen, aus
gestampftem Lehm bestehenden Gassen des Dorfes spielten Kinder, die sich Bälle
aus Stofffetzen zuwarfen. Ein paar von ihnen riefen Kamose etwas zu, der aber
ganz gegen seine Gewohnheit nicht
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