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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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anzutreten. Die Jagd der heiratsfähigen Mädchen auf ihn hatte nun noch viel vehementer eingesetzt. Wenn er auch mit Einladungen und Gunstbezeugungen überhäuft wurde, so schien ihm das im Gegensatz zu früher nichts mehr auszumachen. Keine der zahllosen Bemühungen der Gesellschaft, ihn zu erfreuen oder zu beeindrucken, konnte seine Unnahbarkeit durchdringen oder seine Langeweile erschüttern.
    Lady Linham blickte erwartungsvoll zu ihrem Neffen empor, der gemächlich die Treppe zum Ballsaal hinabschritt. So hatte sie Gelegenheit, seine elegante Erscheinung zu bewundern. Die dunkelblaue Jacke aus feinem Tuch saß wie angegossen. Das Halstuch war auf unnachahmlich individuelle Weise gefaltet. Sein einziger Schmuck war eine goldene Uhrkette, die bereits sein Großvater getragen hatte, und eine Nadel mit einem einkarätigen Brillanten am Halstuch.
    Mit ihrem strahlendsten Lächeln begrüßte Lady Linham Wellbrooks, während er sich galant über ihrer Hand verbeugte.
    »Willkommen in unserem Hause, Wellbrooks. Wir treuen uns sehr, dich zu sehen. Ich hatte schon befürchtet, du würdest dich gar nicht in der Stadt aufhalten.«
    Der Herzog hob überrascht seine rechte Augenbraue: »Wasveranlaßte dich zu diesem Gedanken, liebe Tante?« wollte er wissen. »Ich versichere dir, ich habe die letzten Wochen in der Stadt verbracht.«
    Wie immer wurde Mylady bei dem arroganten Blick ihres Neffen nervös: »Ich dachte nur«, erwiderte sie mit leichtem Tadel in ihrer Stimme, »deine Großmutter ist bereits vor einer Woche bei uns eingetroffen, um am heutigen Ball teilzunehmen. Alle Verwandten haben ihr einen Besuch abgestattet. Du bist der einzige, der sie noch nicht aufgesucht hat.«
    »Dann werde ich mich beeilen, Versäumtes nachzuholen«, antwortete ihr Neffe kühl. Er verbeugte sich leicht und machte sich auf die Suche nach seiner Großmutter.
    Er ließ seine Tante mit Zweifeln zurück, ob es wirklich so klug war, ihn an seine Pflichten als Enkel zu erinnern. Sie hätte es bei weitem vorgezogen, wenn er in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit – denn sicher würde er den Ball bald wieder verlassen –, ihre Tochter zum Tanz geführt hätte. Statt dessen plauderte er nun mit ihrer betagten Mutter in einem der hinteren Zimmer.
    Der Herzog wußte, daß er seine Großmutter im grünen Salon finden würde. Das war der Raum, in dem sie sich am liebsten aufhielt, wenn sie bei ihrer Tochter zu Besuch war. Doch es war gar nicht so leicht, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Zahlreiche Eltern ergriffen die Gelegenheit beim Schopf, um ihm ihre Tochter vorzustellen. Eine entfernte Cousine seines verstorbenen Vaters, eine besonders energische Dame, ging sogar so weit, ihn an der Hand zu fassen und diese an ihre Enkelin weiterzureichen. Dazu äußerte sie den unmißverständlichen Befehl, er möge das Mädchen zum Tanz führen. Dem Herzog lag bereits eine seiner scharfen Abfuhren auf der Zunge. Da fiel sein Blick auf das feingeschnittene Gesicht der Debütantin. Große, blaue Augen blickten flehend zu ihm empor, und die hübsch geschwungenen Lippen zitterten. So unterdrückte er seinen ersten Impuls, verbeugte sich vor ihr und geleitete das Mädchen auf das Parkett.
    Das Aufsehen, das er damit erregte, war enorm. Man fragte sich, wie es kam, daß er gerade dieses Mädchen um einen Tanzgebeten hatte, während er die anderen nicht zur Kenntnis zu nehmen schien. Vielerlei Vermutungen über die Absichten seiner Gnaden wurden angestellt. Der Herzog konnte nur dankbar sein, daß es eine hübsche junge Dame war, der er zu so unverhoffter Popularität verhalf. Nach dem Tanz brachte er seine Partnerin zu ihrer Duenja zurück. Sofort scharte sich eine große Zahl von Bewunderern um das Mädchen. Ihre Großmutter lächelte zufrieden. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Nun bemerkte der Herzog seinen Freund MacAlister, der gemeinsam mit seinem Schwager an einer Seitenwand des Ballsaales stand und ihn mit amüsiertem Lächeln beobachtete. Er steuerte sofort auf die beiden zu.
    »Na, Julian?« fragte MacAlister. »Wir hatten nicht erwartet, dich hier zu sehen. Dabei scheinst du den Abend wirklich zu genießen. Wer war denn die junge Dame, die du mit deiner Aufmerksamkeit ausgezeichnet hast?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erklärte der Herzog. »Ich werde rasch meiner Großmutter guten Abend sagen und dann diese Stätte ohne weitere Verzögerung verlassen. Mein Leben ist nicht so einfach wie das eure. Ihr steht da, völlig unbehelligt. Keine Hyäne wirft
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