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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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einen Vormittagsbesuch gekleidet. Enganliegende Hosen in zartem Biskuitgelb. Die Jacke aus feinstem Tuch. Die Spitzen seines Kragens waren frisch gestärkt, doch nicht ganz so hoch, wie es die herrschende Mode vorschrieb. So war es Seiner Gnaden möglich, den Kopf zu drehen, ohne die ganze Spitzenpracht zu verderben. Das Halstuch war kaskadenartig geknüpft, die Stiefel spiegelblank poliert. Sein Kammerdiener hatte eine spezielle Rezeptur für die Politur erfunden, und er verwendete Stunden darauf, die Stiefel seines Herrn auf Hochglanz zu bringen. Es war ihm eine Genugtuung zu wissen, daß er die Kammerdiener einiger anderer Herrn der feinen Gesellschaft mit seiner Kunst zur Verzweiflung brachte. Noch so verlockende Bestechungsversuche konnten ihn nicht dazu hinreißen, sein Rezept zu verraten, das er als sein strengstes Geheimnis hütete.
    »Man stelle sich vor«, hatte er erst kürzlich der Köchin unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, »der neue Kammerdiener von Lord Greenhood hat mir doch tatsächlich eine sehr ordentliche Summe geboten, wenn ich ihm nur verrate, ob ich Champagner für meine Stiefelpolitur verwende. Natürlich hat er kein Sterbenswörtchen erfahren. Ich würde Seine Gnaden nie derart schamlos hintergehen.«
    Wenn der Herzog auch vielleicht etwas von der unverbrüchlichen Treue seiner Dienerschaft ahnte, so verschwendete er weder einen Gedanken an seinen Kammerdiener noch an dessen Stiefelpolitur, als er die Halle seines Hauses betrat. Im Vorbeigehen warf er einen kritischen Blick in den mannshohen Spiegel, entfernte ein Staubkorn vom linken Ärmel und öffnete die Türe zum Frühstückszimmer.
    Der Butler war eben dabei, mit einem der Diener den Frühstückstisch zu decken. Nun wandte er sich abrupt um und hätte vor Erstaunen fast das Sahnekännchen fallen lassen. Er faßtesich jedoch rasch und wünschte korrekt einen guten Morgen. Dabei hoffte er, seine Gnaden habe seinen entgeisterten Blick nicht bemerkt. Doch Wellbrooks ließ sich nicht täuschen:
    »Du hast recht, Hindley«, meinte er mit leichtem Schmunzeln, »es ist verdammt früh. Meine Großmutter erwartet meinen Besuch. Sag’ im Stall Bescheid. Ich brauche meine Braunen in genau einer halben Stunde. Und nun wollen wir einmal sehen, wie mir das Frühstück so früh am Morgen schmeckt.«
    Hindley, der den Appetit seines Herrn sowie dessen Abneigung zu warten kannte, beeilte sich, einen der Diener zu den Ställen zu schicken. Dann begab er sich höchstpersönlich in die Küche, um die Köchin von der überraschenden Tatsache in Kenntnis zu setzen, daß der Hausherr umgehend zu frühstükken wünsche.
    Zwar war Seine Gnaden auch an anderen Tagen kein extremer Langschläfer. Nur selten verließ er sein Schlafzimmer erst nach der Mittagsstunde, wie es viele Herrschaften von Stand zu tun pflegten. Daß er aber zu so früher Stunde sein Frühstück einnehmen wollte, sorgte in der Küche für Aufregung. Mrs. Rushend, die Köchin, wies ein Küchenmädchen an, rasch den Kessel über das Feuer zu hängen, um Wasser zu wärmen. Dann machte sie sich selbst an das Braten von Eier und Schinken. Diese Aufgabe konnte sie an keines der Mädchen übertragen. Nur sie wußte, wie Seine Gnaden die Eier bevorzugte und welcher Schinken dafür zu nehmen war. Henry, der erste Diener, trug Platten mit Wurst, Fisch und Tomaten nach oben. Edward folgte mit dem kalten Braten.
    »Ich sage Ihnen, Mr. Hindley, das hat etwas zu bedeuten«, meinte die Köchin in wichtigem Ton, als sie Eier und Schinken auf einen vorgewärmten Teller gleiten ließ. »Ohne Grund steht Seine Gnaden nicht so bald am Morgen von seinem warmen Lager auf. Es sollte mich nicht wundem, wenn uns bald eine Vermählung ins Haus stünde.«
    Der Butler erlaubte sich ein kleines Lächeln: »Hier versagt Ihr Spürsinn, liebe Mrs. Rushend«, meinte er erhaben. Stolz darauf, die wahren Pläne seines Herrn für diesen Vormittag zu kennen.»Seine Gnaden werden von seiner Großmutter erwartet. Sie wissen doch, wie Lady Addlethorpe ist, nicht wahr?« Es blieb dahingestellt, ob er damit ausdrücken wollte, daß Ihre Ladyschaft immer zu so früher Stunde aufzustehen pflegte oder ob sie ihre Besucher zu jeder von ihr gewählten Stunde pünktlich zu sehen wünschte und keine Verspätung duldete. Auch dann nicht, wenn es sich um den Herzog von Wellbrooks handelte.
    Mrs. Rushend wischte sich ihre Hände an der Küchenschürze ab. »Denken Sie an meine Worte«, sagte sie wissend.
    Pünktlich um zehn Uhr
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