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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans
Autoren: Uwe Klausner
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Teufelsbuhlschaft und Zauberei. Urteil: Verbannung auf Lebenszeit, zu vollziehen innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Zeugin: Elisabeth Eberhartinger, genannt Els, sechsundzwanzig Jahre, Dienstmagd ebendaselbst. Weitere Zeugen: Grete, ebenfalls Dienstmagd, und Veronika, genannt ›Ziegen-Vroni‹. Ankläger: Bruder Severus, Bursarius. Prozesskosten: drei Gulden, acht Heller und sechs Pfennige, davon ein Gulden Handgeld an besagte Els Eberhartinger.‹« Bruder Hilpert klappte das Buch zu und durchbohrte Bruder Adalbrand mit seinem Blick. »Stellt sich die Frage, wozu bei einem derartigen Prozess ein Handgeld bezahlt wird, welches dem Monatslohn eines Tagelöhners entspricht.«
    Der Prior schlug die Augen nieder und schwieg.
    »Ich denke, wir beide wissen sehr wohl, wovon im Fiskalbuch des Zehntgrafen die Rede ist, oder?«
    »Tatsächlich?«
    Bruder Hilperts Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Wie Cuntz, Euer Ziehvater, bestätigt hat, soll Els Eure Mutter denunziert und des Teufelsreigens und anschließender Buhlschaft mit dem Leibhaftigen bezichtigt haben. Trifft das zu, ja oder nein?«
    Ein gallenbitteres Lachen erklang. »Wenn Ihr alles so genau wisst, wozu fragt Ihr mich überhaupt?«
    »Vielleicht, weil ich es von Euch selbst hören will, Adalbrand.« Bruder Hilpert sah zu Cuntz, nickte ihm zu und wandte sich erneut an seinen Widersacher. »Sei’s drum«, kehrte er zum Thema zurück, »wie Cuntz glaubhaft dargelegt hat, hat sich Els geraume Zeit später im Zorn dazu bekannt, den drei Frauen aufgelauert, Walpurgis denunziert und ihre beiden Gefährtinnen genötigt zu haben, in ihrem Sinne auszusagen. Will heißen: Walpurgis habe sie in der Nacht auf den ersten Mai gezwungen, gemeinsam mit ihr des Teufelsreigens zu frönen. Und zwar unweit des Klosters, am Rande des Rossweihers. Anschließend, so die übereinstimmende Darstellung der drei, habe sich Eure Mutter mit dem Bock der unter dem Namen Ziegen-Vroni …«
    »Das ist nicht wahr – nie und nimmer ist das wahr!«, schrie der Prior, außer sich vor Zorn. Wäre der Tisch nicht gewesen, hätte er sich auf Bruder Hilpert gestürzt. »Lüge, Lüge und nochmals Lüge!«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Bruder Hilpert mit unbeweglicher Miene. »Pure Eifersucht, wie man korrekterweise hinzufügen muss. Doch damit war die Sache noch nicht ausgestanden. Da Eure Mutter die Trennung von Euch nicht verschmerzt und Euer leiblicher Vater ihr die Tür gewiesen hat, hat sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen als den, ihrem Leben ein Ende zu setzen.« Bruder Hilpert gab einen lauten Seufzer von sich. »Euch in Liebe zugetan, hat Euer leiblicher Vater kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen. Auch dann nicht, als er in Eurem siebten Lebensjahre starb. Hätte er geahnt, was er damit anrichten würde, wäre er vermutlich zu einem anderen Entschluss gelangt.«
    »Hätte, wäre, könnte – unnütz, darüber zu reden«, giftete der Prior zurück. »Und überhaupt: Wie soll ich davon erfahren haben?«
    »Vom Schicksal Eurer Mutter? Ganz einfach: Nachdem Ihr im Besitz der Schlüssel zur Abtsstube wart, habt Ihr als Mann der Wissenschaft einen Blick in die dortigen Bücher geworfen. Unter anderem in die Chronik des Klosters, wo Ihr per Zufall auf einen entsprechenden Hinweis gestoßen sein müsst.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    Bruder Hilpert zog die Brauen hoch und lächelte. »Als Prior, Adalbrand, solltet Ihr eigentlich wissen, dass die Chronik dieses Konvents in zweifacher Ausführung vorhanden ist. Eine davon in der Abtsstube, die andere im Skriptorium, wo ich – ebenfalls durch Zufall – auf eine fehlende Seite gestoßen bin. Fazit: Um jeglichen Verdacht von Euch fernzuhalten, habt Ihr die fraglichen Seiten herausgetrennt. Eine davon – und zwar jene aus dem Jahre 1390 – wurde vernichtet, die andere dazu benutzt, um Euren Spott mit mir zu treiben. Drei Morde, drei Botschaften. ›MEA EST ULTIO‹ – habt Ihr einmal davon gehört?«
    »Alles frei erfunden.«
    »Wenn da nicht die beiden Zeugen wären. Ach ja, bevor ich es vergesse: Legt Ihr Wert darauf, dass der Hirtenjunge Lutz, der da drüben neben Bruder Thaddäus steht, von mir ins Kreuzverhör genommen wird? Laut eigener Aussage hat er Bruder Oswin dabei beobachtet, wie er …«
    »Ja, ja, ja, verdammt noch mal! Es war so, wie Ihr sagt. Bis ins kleinste Detail.« Der Prior funkelte Bruder Hilpert wütend an. »Seid Ihr jetzt endlich fertig mit mir?«
    »Mit Euch schon, Adalbrand. Und deshalb
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