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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans
Autoren: Uwe Klausner
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Aufschrift ›Anno Domini 1390‹ wieder zu. »Gut gemacht, Bruder. Auf Euch kann man sich wenigstens verlassen.«
    Bruder Hilpert deutete eine Verbeugung an und schwieg.
    »Was würdet Ihr dazu sagen, wenn ich Euch zum Prior vorschlagen würde? Als Anerkennung für Eure Verdienste.«
    Bruder Hilpert kratzte sich verlegen an der Tonsur. »Offen gestanden … wenn ich ehrlich bin … auf so eine Idee wäre ich im Leben nicht …«
    »Was mein Freund sagen will, ist, dass er viel lieber mit mir auf Verbrecherjagd gehen würde«, fiel Berengar dem Bibliothekarius ins Wort und rettete so die Situation. »Sozusagen als Gegenleistung dafür, dass ich Euch meine Eskorte zur Verfügung gestellt habe, um diesen Adalbrand dem Hofgericht des Pfalzgrafen zu überstellen. Stimmt’s oder hab ich recht, Hilpert?«
    Der Bibliothekarius scharrte verlegen mit dem Fuß. »Könnte man so sagen, mein Freund«, gestand er kleinlaut ein. »Wobei ich hoffe, dass Hieronymus ihn nicht entwischen lässt«, ergänzte er.
    »Wird schon schiefgehen, alter Knabe«, warf Berengar treuherzig ein. »Der junge Fant wird seine Sache gut machen, da kannst du absolut sicher sein.«
    Beim Anblick der beiden Freunde, die wie Pech und Schwefel zusammenhielten, konnte sich Albrecht von Ötisheim ein Lächeln nicht verkneifen und ließ sich in den gepolsterten Lehnstuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. »Wenn es Euer Wunsch ist, mein Sohn, Eurem Freund mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, dann habt Ihr hiermit meine Erlaubnis dazu.«
    »Ist es, Vater Abt, ist es«, bekräftigte Berengar und strahlte übers ganze Gesicht. »Er traut sich nur nicht, Euch reinen Wein einzuschenken.«
    »Berengar, bitte.« Knallrot im Gesicht, verpasste Bruder Hilpert dem Vogt einen Rippenstoß, nur um sich kurz darauf wieder dem Abt zuzuwenden. »Habt Dank für Eure Güte, Vater«, sagte er, während die Anspannung der letzten Stunden allmählich von ihm wich. »Eine Bitte hätte ich freilich noch.«
    »Nur keine Scheu, mein Sohn.«
    »Es geht um den alten Cuntz, Vater. Ich denke, er hat sich Eure Fürsprache redlich verdient.«
    »Das denke ich auch. Ich weiß zwar nicht, wie das Hofgericht entscheiden wird, werde jedoch mein Bestes tun.« Albrecht von Ötisheim fuhr sich durch den silbergrauen Haarkranz und sah Bruder Hilpert verschmitzt an. »Zufrieden?«
    »Nicht ganz, Vater.«
    »Gib einem Zisterzienser einen Finger, und er nimmt die ganze Hand«, rief der hagere Greis gut gelaunt aus. »Und um was dreht es sich, mein Sohn?«
    »Ich möchte Euch bitten, Alanus in Ehren ziehen zu lassen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, möchte er erst einmal nach Hause. Um in Ruhe über alles nachzudenken.«
    »Einverstanden.«
    Bruder Hilpert hielt den Handrücken vors Gesicht und gab ein verlegenes Hüsteln von sich. » In Begleitung , um der Wahrheit die Ehre zu geben.«
    »Ach, so ist das!« Der Abt hob den Zeigefinger und bewegte ihn lächelnd hin und her. »Ich muss schon sagen, Bruder Hilpert: Als Händler hättet Ihr es weit bringen können.«
    Bruder Hilpert neigte das Haupt. »Ein schöneres Kompliment hättet Ihr mir nicht machen können, Vater«, erwiderte er.
    »Etwas dagegen, wenn ich diese drei Halunken in hohem Bogen hinauswerfe?«, fragte der Abt.
    »Keineswegs, Vater.«
    »Dann wäre ja alles geklärt«, bilanzierte der Abt mit zufriedener Miene. »Außer vielleicht, dass ich Euch bitten möchte, die Sache mit Eurem Sohn nicht an die große Glocke zu hängen. Ihr wisst ja, wie diese Dominikaner so sind.«
    »Das werde ich, Vater. Und danke für Euer Verständnis.«
    »Ich habe zu danken, Bruder«, antwortete der Abt, erhob sich und trat auf Bruder Hilpert zu. »Ein halbes Jahr, und nicht mehr«, schärfte er seinem Bibliothekarius ein. »Jemanden wie Euch zu verlieren, kann sich kein Kloster leisten.«
    Bruder Hilpert nickte, beugte das Knie und küsste den Siegelring des Abtes. »Ein halbes Jahr, Vater«, flüsterte er, erhob sich und verließ zusammen mit Berengar den Raum.
    »Gottes Segen, Bruder«, murmelte Albrecht von Ötisheim, ließ sich in seinen Lehnstuhl sinken und lauschte den Schritten der beiden Freunde, deren Echo noch lange im Korridor widerhallte. »Was immer dir und deinem Freund widerfahren mag.«
     
    *
     
    »Na los – worauf warten wir noch?«
    »Nur noch einen Moment, Berengar.« Der Rossweiher funkelte im Licht der Nachmittagssonne, und das Schilfrohr schaukelte sanft hin und her. Alles war friedlich und still, die Zugvögel, welche im
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