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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans
Autoren: Uwe Klausner
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gestimmt – noch. »Was soll ich wissen, Meier, heraus damit«, forderte er seinen Verwalter auf. »Was, in Sankt Bernhards Namen, ist geschehen? Rede, bevor ich die Geduld verliere.«
    »Aber nur, wenn Ihr mir deswegen nicht gram …«
    »Warum in aller Welt sollte ich dir gram sein?«, fragte der Abt, kurz davor, die Geduld zu verlieren. »Auf ein Neues, Meier – was ist geschehen?«
     
    *
     
    »Der da!« Die Worte hallten wie Peitschenhiebe durch den Saal, und während sich ihr Echo verlor, kehrte allmählich wieder Ruhe ein. Dutzende Augen waren auf den Prior gerichtet, dennoch schien es, als nehme er sie überhaupt nicht war. Bruder Adalbrand rührte sich nicht vom Fleck, wenngleich nicht zu übersehen war, wie sehr ihn Bruder Hilperts Attacke verunsichert hatte.
    »Ihr macht Euch lächerlich, Bruder!«, antwortete er schließlich in hochtrabendem Ton, wodurch sich der Bibliothekarius jedoch nicht beeindrucken ließ. »Mir scheint, Ihr habt den Verstand verloren.«
    »Das Gleiche könnte ich von Euch behaupten«, zahlte Bruder Hilpert mit gleicher Münze heim, während sich auf der Stirn seines Kontrahenten winzige Schweißperlen sammelten. Gegenüber dem Vortag war der Siebenundzwanzigährige nicht wiederzuerkennen, und das nicht nur der übernächtigten Züge wegen, die sich wie ein Schatten auf sein Erscheinungsbild legten. Der Mann, in dem die meisten bereits den zukünftigen Abt sahen, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Das konnte jeder im Kapitelsaal sehen. »Aber alles Leugnen, solltet Ihr danach trachten, wird Euch nichts nützen.«
    »Wer gibt Euch eigentlich das Recht«, schnaubte Remigius, »mir einfach ins Wort …«
    »Mein Gewissen«, beschied ihn Bruder Hilpert barsch. »Und die Ordensregel, welche es mir gestattet, hier und jetzt das Wort zu ergreifen. Keine Sorge, Bruder , es wird nicht lange dauern.«
    »Wenn Euch danach ist – bitte.«
    »Zu gütig, Bruder Adalbrand.« Ein letzter Blick auf den Mann, zu dem nicht nur er grenzenloses Vertrauen gehabt hatte. Dann drehte sich Bruder Hilpert um, sammelte sich und richtete das Wort an die Fratres. »Versammelte Brüder«, begann er, »um nicht unnötig für Konfusion zu sorgen, hier meine Sicht der betrüblichen Geschehnisse, welche wie eine Heimsuchung über diesen Hort des Friedens und der Ruhe gekommen sind: Vor zwei Tagen, genauer gesagt nach der Komplet, wurde unser aller Mitbruder Severus auf heimtückische Weise ermordet. Nicht etwa von jener Jungfer zu meiner Linken, wie Remigius von Otranto uns glauben machen möchte, sondern durch einen unserer Mitbrüder, wie ich mit großem Schmerz konstatieren muss.«
    »Und durch wen?«, quakte der Cellerarius, Böses ahnend.
    »Durch Bruder Oswin, den Elemosinarius.«
    Die Fratres sahen sich entsetzt an, reagierten jedoch mit keinem Wort.
    Bruder Hilpert räusperte sich und sagte: »So bedauerlich dieser Umstand auch sein mag, es gibt nicht den geringsten Zweifel daran. Bevor Bruder Oswin Hand an sich legte, hat er mir einen Brief hinterlassen, worin er sich zu dieser seiner Tat bekennt. Um Euch, Brüder in Christo, betrübliche Details zu ersparen, hier ein Auszug daraus.« Bruder Hilpert zog einen Pergamentbogen hervor, überflog ihn und begann zu lesen: »›Nachdem die Tat vollbracht war, wähnte ich mich bereits am Ziel. Allein, ich sollte mich täuschen. Bruder Adalbrand, der mich dazu angestiftet hat, verlangte von mir, ich möge ihm eine weitere Gefälligkeit erweisen. Die unwiderruflich letzte, wie er hinzuzufügen geruhte. Also bediente ich mich des Giftes, welches ich aus dem Laboratorium von Bruder Marsilius entwendet hatte, ein zweites Mal, begab mich zum Schafhof und tötete die alte Els, welche von alldem nicht das Geringste ahnte. Es war das gleiche Gift, mit welchem ich Euch während des Mittagessens aus dem Weg hätte räumen sollen. Ein Unterfangen, dem, wie Ihr Euch sicherlich entsinnen könnt, kein Erfolg beschieden war.‹«
    »Und warum hätte ich dies tun sollen?«
    »Nur noch ein wenig Geduld, Bruder Prior – dazu kommen wir gleich«, retournierte Bruder Hilpert mit tonloser Stimme und ließ sein Auditorium dabei nicht aus den Augen. »Was das Motiv von Bruder Oswin betrifft, kann es ebenfalls keinerlei Zweifel geben. Gibt er doch zu, von Bruder Severus bei jeder Gelegenheit auf das Unerträglichste gemaßregelt, gedemütigt und mitunter sogar misshandelt worden zu sein.«
    »Gut und schön – aber was hat das mit Bruder Adalbrand zu tun?«
    »Ganz einfach,
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