Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Mann neben ihm zählte langsam und bedächtig sein Geld.
    Dann, wie ohne es selbst zu wollen, ging Perlis auf den Gunung Agung zu, auf das steinerne Tor und die Treppe, wo vor Jahren Holly Marie Moreau in den Tod gestoßen worden war.
    Perlis erwachte mit einem protestierenden Aufschrei in der Kehle. Trotz der Klimaanlage in seinem Zimmer schwitzte er. Er war aus einem tiefen Schlaf hochgeschreckt oder, genauer gesagt, aus einem Traum, in dem er wieder bei Suparwita im Tempel von Lempuyang war. Er spürte den Schmerz rund um sein pochendes Herz, wie immer nach einem solchen Traum.
    Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Er war auf der Flucht, seit er den Befehl gegeben hatte, das iranische Ölfeld in Brand zu stecken. Was war nur schiefgegangen? Er stellte sich diese quälende Frage immer und immer wieder – und ihm fiel nur eine mögliche Antwort ein: Bardem hatte diesen Ausgang nicht vorhergesagt, weil neben den Hunderttausenden Parametern, die in dem Programm berücksichtigt worden waren, noch zwei nahezu identische Faktoren ins Spiel gekommen waren, mit denen niemand gerechnet hatte: Bourne und Arkadin. Der typische Fall eines »Schwarzen Schwanes« – so nannte man das Auftreten eines Ereignisses, das keiner vorhergesehen hatte und das katastrophale Folgen nach sich zog. Ein Schwarzer Schwan war schon selten genug; in diesem Fall waren gleich zwei auf einmal aufgetaucht.
    Die Tage und Nächte waren vergangen wie in einem seiner Träume; immer öfter passierte es ihm, dass er nicht genau wusste, was er geträumt und was er wirklich erlebt hatte. Nichts erschien ihm mehr real, nicht das Essen, das er zu sich nahm, nicht die Orte, an denen er sich aufhielt, nicht der unruhige Schlaf – falls er überhaupt schlafen konnte. Gestern war er hier auf Bali angekommen, und zum ersten Mal seit er in dem Black Hawk die Ruinen von Pinprick hinter sich gelassen hatte, spürte er, dass sich etwas in ihm veränderte. Seine Arbeit bei Black River war alles für ihn gewesen – sie hatte ihm Familie und Freunde ersetzt. Jetzt, ohne diese Arbeit, hatte er aufgehört zu existieren. Nein, es war noch viel schlimmer – wenn er’s recht bedachte, hatte er seine eigene Existenz schon in der Zeit aufgegeben, als er noch für Black River arbeitete. Er war nur zu gern in die verschiedenen Rollen geschlüpft, weil sie ihn immer weiter von ihm selbst wegführten – einem Menschen, den er noch nie wirklich gemocht hatte und mit dem er auch nichts anzufangen wusste. Es war der echte Noah Perlis – §der erbärmliche Schwächling, der seit seiner Kindheit irgendwo tief in ihm versteckt war –, der sich in Moira verliebt hatte. Bei Black River anzuheuern war für ihn so, als hätte er sich einen Schutzpanzer zugelegt, um sich vor dem Schwächling zu schützen, der mit all seinen Gefühlen in ihm lauerte. Ohne Black River hatte er diesen Schutzpanzer verloren, und sein wahres schwächliches Ich kam zum Vorschein. Ein Schalter war umgelegt worden, von positiv auf negativ, und die ganze Energie, mit der ihn seine Arbeit versorgt hatte, entwich.
    Er schwang die Beine aus dem Bett und trat ans Fenster. Was hatte es mit diesem Ort auf sich? Er war schon auf vielen paradiesischen Inseln gewesen, aber Bali schien für ihn eine fast überirdische Ausstrahlung zu besitzen. Er war kein Mensch, der an irgendetwas Überirdisches glaubte. Schon als Kind war er sehr pragmatisch gewesen. Und als Erwachsener hatte er eigentlich immer isoliert gelebt, ohne Freunde und Verwandte. Er hatte es selbst so gewählt, denn Freunde und Verwandte neigten dazu, einen zu verraten und im Stich zu lassen, oft ohne es zu wissen. Schon sehr früh in seinem Leben hatte er herausgefunden, dass man nicht verletzt werden konnte, wenn man nichts empfand. Und trotzdem war er verletzt worden, nicht nur von Moira.
    Er duschte und zog sich an, dann ging er in die feuchte Hitze hinaus. Der Himmel war genauso wolkenlos wie in seinem Traum. In der Ferne sah er den blauen Kegel des Gunung Agung, der für ihn ein großes Geheimnis barg und der ihm gleichzeitig Angst machte, weil er aus irgendeinem Grund das Gefühl hatte, dass dort oben auf dem Berg etwas auf ihn wartete, etwas über ihn selbst, was er nicht wissen wollte. Dieses Etwas zog ihn unwiderstehlich an und stieß ihn gleichzeitig ab. Er versuchte so etwas wie ein inneres Gleichgewicht wiederzufinden und die Emotionen zu unterdrücken, die in ihm hochkamen, doch es gelang ihm nicht. Die verdammten Pferde waren aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher