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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Füßen des Turmes vorüber. Elorie nahm seinen Arm. „Es hat keinen Zweck, Jeff“, sagte sie, aber Kerwin ging unbeirrt weiter. Er wußte nicht einmal genau, weshalb; er hatte es nicht nötig, sich Zurückweisung und Demütigungen auszusetzen, da es für eine Warnung nun doch zu spät war. Aber irgendeine unbewußte Ahnung trieb ihn vorwärts, dem Turm entgegen, und führte ihn durch den flimmernden Regenbogenschleier.
    Als er ihn durchschritten hatte, fühlte er die ins Ungeheure gesteigerte Kraft, die in dieser Nacht im Turm konzentriert war; sie floß wie ein mächtiger, prickelnder Strom aus jenem hohen, versteckten Raum, in dem der Energonenring sich gebildet hatte. Noch war er nicht vollendet, aber doch schon von nicht abschätzbarer Gewalt. Kerwin fühlte ihn in seinen Adern pulsen. Elorie zitterte, ihr Gesicht zuckte wie das eines Kindes, das zu weinen beginnt.
    War Elorie jetzt in Gefahr?
    Beherrscht, mitgerissen von diesem geheimnisvollen Kraftzentrum, stieg Kerwin langsam den Turm hinauf. Er stand vor der Tür des Matrixlaboratoriums, streckte die Hand aus und spürte, was drinnen vor sich ging …
    Er fühlte Austers Barriere wie eine Nebelwand und durchschritt sie. Mit Sinnen, die jenseits seines körperlichen Auges lagen, erfaßte er den Raum und sah sie: Taniquel, ihre leichte, sichere Hand, jeden von ihnen führend, bewachend; Auster; Corus und Rannirl, konzentriert in den riesigen Kristallschirm blickend, während Kennard unmittelbar vor dem Schirm stand und sie zusammenhielt in einem Gewebe hauchzarter, gespannter, spinnwebendünner Seidenfäden; eine ungewohnte Berührung, fast wie ein Schmerz …
    Das Mädchen war schmal und zerbrechlich, fast ein Kind noch; dunkelrotes Haar fiel in Zöpfen auf ihre Schultern, das kleine, dreieckige Gesicht trug den Ausdruck einer so intensiven Spannung, daß es fast passiv und von übermenschlicher Ruhe schien, obwohl es vor Anstrengung zitterte. Sie spürte die empathische Berührung; der Kontakt schwankte wie ein Spinnennetz im scharfen Wind …
    Rasch, mit sicherer telepathischer Einfühlsamkeit, machte er noch mal die Runde. Corus, Rannirl, Kennard, Taniquel, Auster. Auster …
    Etwas, ähnlich einer steifen schwarzen Schnur, fühlte er aus Auster schlagen, die Barriere durchbrechen, diese Linie, die sie alle verband; und dieses Etwas verhinderte, daß sich der Kraftring des Matrix
    schloß. Die Bindung, die psychische Bindung zwischen den beiden Zwillingsbrüdern – und Austers Terranerzwilling hing am Rand des Matrixringes und spionierte …
    Der Kontakt begann zu flattern, wurde aufgewühlt wie von einem heftigen Wind, der auf Wasser prallt, und richtete sich auf den Eindringling. Auster sandte einen heftigen Stoß in seine Richtung; mühelos parierte ihn Kerwin.
    Terraner, Spion …
Nein!
    Unter der Ober fläche des Kontaktes bekam Kerwin Verbindung mit Auster, und mit voller Absicht, mitleidlos, brach er die Erinnerung auf:
    Der Raum, wo Cleindori, Arnad und Cassilde ermordet wurden…
    Auster stieß einen kaum hörbaren Schrei aus und krümmte sich vor Schmerzen. Kerwin erfaßte den Moment, als Austers Barriere zerbrach, fing den Kontakt ab und trat an Austers Stelle in den beobachtenden Kreis um den Energonring; mit einem raschen, gezielten psychischen Stoß – eine schwarze Schnur schnellte zischend zurück – warf er den Eindringling hinaus…
    Meilenweit entfernt schrie ein kleiner, dunkler Mann, der sich Ragan nannte, in Todesangst auf, brach zusammen und war einige Stunden lang bewußtlos.
    Auster schwankte unter dem Schock des Anpralls; Kerwin beruhigte ihn und ließ sich tief in den Kontakt fallen.
    Bring mich in den Kreis!
    Er fiel in den geschlossenen Kreis, als ob sich Hände verschränkten. Er erlebte einen kurzen Augenblick verschwommener Zeitlosigkeit, da er nicht mehr war als ein körperlicher Fleck, der irgendwo in einer Atombahn schwamm, eine Lichtspur in einem Kristall, und dann…
    Tief unter der Ober fläche dieser Welt liegen jene seltsamen Substanzen, Atome, Moleküle, Ionen, als Minerale bekannt. Seine Berührung hatte sie durch ihre Kristallstruktur im Matrixschirm aufgespürt; Atom für Atom, Molekül für Molekül hatte er sie von Unreinheiten, von fremden Substanzen gereinigt, so daß sie nun rein und geschmolzen in ihren Felsenbetten lagen. Nun mußte die Berührung der vereinten Kraft, der riesigen Hand, sie an die Oberfläche bringen, an den für sie bereiteten Ort …
    Der Kreis schmolz zusammen, kam ins

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