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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gleichgewicht, konzentrierte sich auf den riesigen Matrix, der ihm die Kraft gab. Der dünne Spinnwebfaden, der sie zusammenhielt, die zitternde Einfühlsamkeit – welch ungeheure Waffe in so zarter Hand! – festigte sich, schwankte …
    Kerwin, nun in festem Kontakt mit Taniquel, fühlte die Kraft der kindlichen Wärterin schwinden, spürte die langsam einsetzende Bewußtlosigkeit. Taniquels Verzweiflung ging in ihn über.
    Nein! Sie wird daran sterben!
    Im gleichen Augenblick, als der zusammengeschweißte Ring schimmerte wie ein zerbrochener Regenbogen, bereit, sich aus einer Einheit in sieben verschiedene einzelne Persönlichkeiten aufzulösen, fühlte Kerwin eine feste, sichere, vertraute und geliebte Berührung.
    Nein, Elorie! Das darfst du nicht!
    Aber Cleindori tat es auch! Das war das Geheimnis, das sie entdeckt hatte. Cleindori war keine Jungfrau; sie hatte sogar ein Kind geboren – und doch hatte sie nichts von ihrer Kraft verloren!
    Mit unendlicher Zartheit legte sich ein beruhigender Arm um die schmalen, kindlichen Schultern; ein fallendes Gefäß wurde aufgefangen und vor dem Zerbrechen bewahrt. Elorie schlüpfte in den Kontakt, ersetzte die spinnwebenzarte Einfühlsamkeit der kleinen Wärterin mit solcher Behutsamkeit, daß niemand verletzt wurde, niemand einen Schock erlitt.
    Kleine Schwester, das ist mein Platz …
    Und der siebenfache, geschlossene Stromkreis flammte auf wie ein heller Stern. Die Verdichtung einer ungeheuren in Bereitschaft stehenden Kraft schien auf dem Bildschirm zu glühen, zu schmelzen, zu brennen, zu strahlen.
    Kerwin hatte aufgehört, eine Einzelperson zu sein; er fühlte sich nicht mehr als Mensch. Er war Teil eines ungeheuren, glühenden, brennenden, flutenden Stroms von geschmolzenem Metall, das, von einer riesigen, zwingenden Gewalt geschoben, nach oben drängte. Es barst, floß über, flammte auf und glomm; und dann …
    Langsam, ganz langsam kühlte es sich ab, erhärtete, verdichtete sich und lag träge, tot und wieder empfindungslos und wartete auf Werkzeuge und Hände, die es zum Nutzen des Planeten in Form brachten.
    Langsam, ganz langsam, behutsam lösten sich nacheinander die Glieder der Kette und fielen auseinander. Kerwin rieb sich die Augen, streckte die verkrampften Glieder, spürte die Schmerzen in den Muskeln. Taniquel warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Kennard, Rannirl, Corus standen neben ihm; Auster war halb betäubt, sein Gesicht geschwollen; in seinen Katzenaugen stand noch der Schock, aber kein Haß war mehr in ihnen.
    Das junge Mädchen mit dem ge flochtenen Haar, die kindliche Wärterin, die versagt hatte, lag benommen in einem Stuhl im Mittelpunkt des Ringes. In ihren Augen standen Tränen, sie war totenblaß.
    Elorie!
    Der Gedanke an sie drehte Kerwin das Herz im Leibe um. Er riß die Tür zur Halle auf.
    Elorie lag zu seinen Füßen, blaß und leblos. Kerwin kniete neben Ihr nieder. Sein Triumph, seine übersteigerte Freude zerfielen in nichts, verkehrten sich zu haßerfüllten Flüchen, als er die Hand auf Ihre Brust legte.
    Elorie, Elorie! Nun hat sie das große Spiel für die Com’yn, für Arilinn gewonnen – hat sie mit dem Leben dafür bezahlt? Und wenn, dann habe ich sie getötet!
    Er war es, der sie hierher zurückgebracht hatte, obwohl er wußte, wie Elorie darüber dachte, daß sie mit allen Mitteln ihr Versagen verhindern würde.
    Er hatte gewußt, wieviel Lebenskraft diese Arbeit dem Körper entzog, wie ausgelaugt und erschöpft sie sein würde; er hatte gewußt, wie ausgepumpt sie selbst dann war, als sie, behütet vor allen Belastungen und in völliger Abgeschlossenheit, sorgsam geführt und in unantastbarer Reinheit lebte. Nein, ihre Kraft hatte sie nicht eingebüßt – sie wußte es, und sie hatte es gewagt, sie einzusetzen.
    Und nun dieses Ergebnis!
    Halb bewußtlos vor Schmerz kniete er neben Elorie, verzehrt von verzweifelter Pein. Er war nicht einmal fähig, Taniquel abzuwehren, a1s sie ihn sanft beiseiteschob; er hörte nicht, daß sie mit ihm sprach.
    Kennard hob ihn auf. „Verdammt, Jeff, hör mir zu!“ drängte er ihn. „Sie ist nicht tot, noch nicht. Sie hat noch eine Chance, aber du mußt uns zu ihr lassen. Wir müssen sehen, wie schlimm es ist.“
    „Habt ihr nicht schon genug getan?“
    „Er ist außer sich“, sagte Kennard trocken. „Kümmert euch um ihn.“ Halb betäubt fühlte er, wie starke Hände ihn umfaßten, und bemerkte, daß Rannirl und Auster ihn hielten, Elorie nahm man ihm mit Gewalt
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