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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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weg.
    Dann ließ seine Erregung nach. Etwas Unausgesprochenes, Erfühltes, von den anderen im direkten Kontakt Übertragenes, gab ihm die Gewißheit: sie ist nicht tot. Sie wollen ihr nur helfen. Er wurde ruhiger und konnte sich endlich zwischen Rannirl und Auster aufrechthalten, und nur sein keuchender Atem verriet seine Angst.
    „Ich verstehe“, flüsterte Auster, „aber sei ruhig, Jeff. Sie werden alles tun, was möglich ist.“ Und plötzlich bemerkte Kerwin, daß Auster am ganzen Körper zitterte.
    „Du – ich habe versagt, Jeff. Wenn du nicht gewesen wärst, welchen Schaden hätte ich angerichtet! Ich habe gar kein Recht, hierzusein.“ Benommen schüttelte er den Kopf. „Ich bin gar kein Com’yn, ich bin Terraner. Du hast hier mehr Recht als ich.“
    Erstaunt und entsetzt sah Kerwin, wie Auster vor ihm auf die Knie fiel. Seine Stimme war fast unhörbar.
    „Alles, was ich von dir behauptet habe, vai dom, trifft auf mich selbst zu. Ich habe den Tod von den Händen der Com’yn verdient.“ Er senkte den Kopf und wartete schweigend, in sein Schicksal ergeben, ein gebrochener Mann. Kerwin sah ihn ungläubig, verständnislos an.
    Plötzlich wallte ein heißes Gefühl in ihm auf. Er packte Auster bei der Schulter und riß ihn in die Höhe.
    „Hör mich an, du verdammter Narr!“ schrie er böse. „Verstehst du immer noch nicht, was los ist? Daß du ein paar deiner Ansichten über die Com’yn zu ändern hast? Und wenn Auster einen terranisehen Vater hat – na, und? Er hat die Gabe der Ridenows, denn er wurde dazu erzogen, an diese Gabe zu glauben. Er konnte durch den Regenbogenschleier gehen, weil er daran glaubte! Als ich geschult wurde, habe ich die Hölle erlebt, denn ihr alle habt geglaubt, daß mein Terranerblut mir nicht erlaube, diese Gabe schnell und leicht zu entwickeln! Ja, diese Gabe ist ererbt, aber nur bis zu einem gewissen Grad, und nicht in dem Ausmaß, wie ihr geglaubt habt. Das heißt, daß Cleindori recht hatte, auch wenn man sie dafür getötet hat, daß die Fähigkeit, mit dem Matrix zu arbeiten, nicht das Geheimnis einer bevorzugten Kaste ist, sondern eine Wissenschaft – Darkovers eigene Weisheit, die auf die richtige Art benutzt werden muß!“
    „Ihr habt recht“, bestätigte Hastur, der ruhig die Treppe heraufstieg. „Ihr habt für uns gewonnen, Jeff Kerwin, oder wie Ihr Euch selbst nennen wollt. Darkover hat seine eigenen Möglichkeiten…“
    „Eine Gnadenfrist“, unterbrach ihn Kerwin. „Noch keine endgültige Lösung.“ Hastur nickte.
    „Ihr habt recht. Dieses Experiment war erfolgreich, und das Darkovaner-Syndikat hat um die Führung des Rates gebeten. Aber ein Mißerfolg ist auch dabei. Wir wissen jetzt, daß die Turmkreise nie mehr in der Form errichtet werden können wie in alten Zeiten. Das Leben schreitet vorwärts, nicht zurück. Der Einsatz ist zu hoch, menschlich gesehen. Es ist besser, die Terraner um Hilfe zu bitten, als einige wenige begabte Männer und Frauen dafür zu opfern. Es wäre besser, wenn das Volk von Darkover endlich lernte, in gemeinsamer Anstrengung…“
    „… auch zusammen mit Terra“, warf Kennard ernst ein. „Aber dann…“
    „Cleindori, Jeff Kerwin und mein Vater haben dafür gearbeitet. Sie wollten eine gute Vereinbarung mit Terra treffen: Die Matrixkräfte von Darkover sollten zu jenen Dingen herangezogen werden, für die sie gefahrlos gebraucht werden konnten, auch für die Terraner. Und dafür sollte Terra das geben, was sie geben konnten. Und sie sollten gleichberechtigte Partner sein, nicht die Terraner die Meister und das Volk von Darkover die Bittsteller. Ein fairer Austausch zwischen gleichberechtigten Welten, und jedes würde ihren eigenen Stolz, ihre eigene Macht behalten.“
    „Sie starben in der Überzeugung ihres Mißerfolges“, sagte Hastur. „Ihre Söhne müssen nun die Arbeit vollenden, die sie begonnen haben.“
    Kerwin wandte sich an Auster. Auster stand auf und reichte ihm die Hand. „Dann ist also dieser Zwang, der dich nach Darkover zurückgebracht hat…“
    „… das beste gewesen für unsere Welt“, vollendete Kerwin den Satz.
    Er fühlte eine zarte Berührung an seinem Arm, wandte sich um und sah vor sich das blasse, kindliche Gesicht der jungen Wärterin. „Willst du kommen?“ fragte sie leise. „Elorie…“
    Kerwin stürmte an ihnen vorbei und in das Zimmer, in dem Elorie lag. Sie war sehr blaß, sehr schwach. Elorie öffnete die Augen und streckte ihm die Hände entgegen, und Kerwin ergriff
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