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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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eigenen Kinder – Gott weiß, was diese Teufel mit ihnen getan haben.”
    Das Kind Jeff öffnete den Mund und versuchte zu sagen: Die anderen Männer haben sie mitgenommen. Aber er konnte nur stammelnde Laute lallen. Der Mann sah ihn an. “Armer kleiner Kerl”, flüsterte er. “Er hatte sich unter dem Tisch versteckt. Er muß mitangesehen haben, wie sie starben. Meine Jungen haben sie erwischt, aber diesen kleinen Burschen haben sie für tot gehalten. Sehen Sie, er wurde richtig herumgestoßen.”
    “Armer Kleiner”, meinte die Frau kopfschüttelnd. “Was werden Sie tun, Jeff?”
    Der Mann zog das Kind auf seinen Schoß. “Cleindori mußte für das sterben, wofür sie sechs Jahre lang gearbeitet hat”, sagte er grimmig. “Arnad und Cassilde haben sie ermordet, weil sie ihr halfen, und sie haben nichts unversucht gelassen, mich auch umzubringen. Sogar mit unschuldigen Kindern kannten sie kein Erbarmen. Das ist nun alles, was mir geblieben ist…” Er ließ den Matrixkristall an seinem Finger baumeln. “Das und dieses arme Würmchen hier.” Er legte die Kette um den Hals des Kindes und stand auf.
    “Ich wollte den Behörden Terras so lange aus dem Weg gehen, bis ich meine eigenen Bedingungen hätte stellen können. Deshalb habe ich nie etwas wegen Cassilde und den Zwillingen unternommen. Für sie ist es zu spät, aber diesen hier kann ich beschützen. Das schulde ich Cleindori. Ich werde ihn ins terranische Waisenhaus bringen, denn dort werden sie ihn niemals suchen.”
    “Werden sie ihn aufnehmen?”
    “Sie werden es tun, wenn ich sage, es sei mein Sohn. Ich werde später alles richtigstellen, wenn ich solange lebe. Jetzt lasse ich ihn jedenfalls als Jeff Kerwin junior hier.”
    Liebevoll blickte er auf das arme Kind in seinen Atmen hinunter. “Wenn das arme Wurm nur sprechen könnte! Ich hoffe nur, daß sein Kopf keinen Schaden genommen hat. Gott, wie schrecklich für ein so kleines Kind!” In ohnmächtiger Wut trommelte er gegen den Türrahmen. “Teufel, schäbige, mörderische Teufel!”
    Dann war es wieder kalt, der große Mann trug ihn in seinen Armen, und jeder Schritt tat den gebrochenen Rippen weh. Sie gingen durch prasselnden Regen, den er eisig auf seinem Gesicht fühlte. Und dann verlor er das Bewußtsein.
    Zitternd und totenblaß stand Kerwin im Zimmer des Hotels, erschüttert von der Angst und dem Schrecken des Kindes. Elorie weinte Jeff legte eine Hand auf sein Gesicht und entdeckte, daß es von Tränen feucht war. Er kämpfte um Worte, vergeblich. Die Kehle war ihn wie zugeschnürt.
    “Du bist hier, Jeff”, beschwor ihn Elorie. “Du bist hier, das ist vor fünfundzwanzig Jahren geschehen. Jeff, komm wieder zu dir.”
    “So war es also damals”, flüsterte er. “Ich sah, wie sie getötet wurden, meine Mutter, mein Vater.” Überwältigt schwieg er. Nun war ihm alles klar, alles.
    Die schöne, rebellische Cleindori hatte versucht, ihre Welt zu ändern, und hatte in Jeff Kerwin, dem Terraner, einen Verbündeten gefunden – aber er war nicht ihr Geliebter. Zwei Verwandte begleiteter sie, als sie von Arilinn floh: Cassilde Aillard und Arnad Ridenow. Diese vier hatten lange miteinander daran gearbeitet, alte Matrixtechniken zur Wissenschaft zu entwickeln, den alten Aberglauben seiner Tabus und seines Zaubers zu entkleiden.
    Sie hatten im verborgenen gearbeitet. Die Com’yn hatten ihnen Rache geschworen – den Terranern und den Anti Com’yn gruppen der Darkovaner Bergvölker – , als sie davon erfuhren. Von einem Ort zum anderen hatte man sie gejagt, und sie waren zu stolz gewesen, als daß sie die Hasturs um Schutz gebeten hätten.
    Sie hatten nicht nur zusammen gearbeitet. Cleindori hatte bei Arnad Ridenow, ihrem Gefährten im Exil, zuerst Hilfe und Vertrauen gefunden, später Liebe. Jeff Kerwin hatte die fröhliche, zärtliche Cassilde liebengelernt. Cleindori hatte Arnad einen Sohn geboren; Jeff Kerwin und seine Frau bekamen Zwillinge.
    “Cleindori ist nicht mit Jeff Kerwin davongelaufen”, flüsterte Elorie fast unhörbar. “Du bist nicht Jeff Kerwins Sohn – überhaupt kein Terraner!”
    Und dann der Mord…
    Cleindoris Kind hatte alles gesehen und war durch den entsetzlichen Schrecken stumm geworden. Aber gleichzeitig war seine angeborene empathische Fähigkeit vorzeitig durch den schauerlichen Augenblick des Kontaktes mit der sterbenden Cleindori aufgebrochen – vielleicht auch durch die brutale Behandlung. Dadurch war es ihm möglich gewesen, sich zu
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