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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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griffen. Sie preßte das Kind, das von tödlicher Angst gepackt war, an die Brust.
    Dann folgte ein Augenblick brennenden, blendenden Kontaktes, in dem das Kind genau wußte, was sie getan hatten und weshalb; er kannte die ganze Geschichte Cleindoris, die volle Wahrheit…
    Grobe Hände packten ihn; er flog durch die Luft auf den harten Steinboden. Ein grober Fuß trat ihm in die Rippen, er verspürte einen heftigen Schmerz und blieb still liegen.
    „Sag dem Barbaren, er wird niemals mehr zu den Ebenen von Arilinn kommen!“ hörte er eine haßerfüllte Stimme. „Und so werden wir es mit allen Abtrünnigen halten, Goldene Glocke!“
    Unerträgliche Todespein stach ihm wie ein Messer ins Herz; dann erlosch der Kontakt, der Raum um ihn wurde dunkel, und die Welt versank in Schweigen und Finsternis.
    Ein lautes Klopfen an der Tür; das bewußtlose Kind bewegte sich jammernd und sah nur die Dunkelheit vor seinen Augen. Es versuchte, sich aufzurichten, zu rufen, zu sprechen… Schreckliche Erinnerungen überfluteten es. Es preßte seine kleinen Finger auf den Mund und kauerte sich wimmernd unter den Tisch. Das Klopfen wiederholte sich; jemand schlug an die Tür; sie brach auf, und das Kind hörte Stimmen.
    „Zandrus Hölle“, murmelte jemand und pfiff bestürzt durch die Zähne. „Vor uns war schon jemand da. Diese fanatischen Mörder… „Ich sagte dir doch, Ragan, wir müßten dem zuvorkommen“, antwortete eine Stimme.
    „Verdammt, das habe ich ja versucht, aber Kerwin wollte nicht auf mich hören! Und diese hier…“, er stieß einen schrecklichen Fluch aus. „Schön, du weißt, was die Söhne der Sieben Domänen von uns denken. Ich wußte ja, was kommen würde, aber daß es Mord gibt, hätte ich nie vermutet.“ Eine Faust schlug in ohnmächtiger Wut auf den Tisch, und das versteckte Kind wimmerte und preßte die kleinen Finger noch fester auf den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken. „Und wenn ich denke, daß wir sie hätten beschützen können…“
    Ein anderer Mann ging im Zimmer herum. Er sprach Darkovaner Dialekt mit dem Akzent der Bergvölker jenseits des Karadin; seine Stimme war rauh und hart. „Lord Anard“, sagte er, „und Cassilde Aillard – und Cleindori. Wo ist Kerwin? Höchstwahrscheinlich lebend verschleppt, zur Folter. Zandrus Hölle komme über sie!“ Er schrie auf. „Was, die Kinder!“
    „Wenigstens hatten diese fanatischen Teufel soviel Anstand, ihnen nichts zuleide zu tun.“
    „Sie haben sie vielleicht übersehen“, entgegnete der erste.
    Das Kind kroch aus seinem Versteck zur Tischecke und spähte hinter der herabhängenden Decke hervor. Die Zwillinge waren erwacht, und die Männer beugten sich über sie. Es waren große Männer, Darkovaner in der Kleidung der Bergbewohner. „Keines von denen ist Cleindoris Kind“, sagte der erste. „Ich möchte wissen, was sie mit dem getan haben…“
    „Höchstwahrscheinlich ermordet, den armen Kleinen“, meinte der andere. „Aber die beiden hier haben Com’yn blut! Hör mal, du weißt doch, was die Terraner…“ Flüsternd sprach er weiter
    Plötzlich schwieg er und lauschte. „Es kommt jemand“, sagte er leise. „Nimm die Kinder und sorge dafür, daß sie still sind.“
    Angstgelähmt beobachtete das Kind in seinem Versteck, wie seine beiden Spielgefährten in Mäntel gehüllt wurden. Eine Tür öffnete und schloß sich. Es wurde dunkel im Zimmer.
    Die Tür öffnete sich wieder; mit einem Schrei des Entsetzens stürmte der Mann in Terrakleidung ins Zimmer. Seine Füße trugen ihn kaum, die Kleider hingen in Fetzen an ihm, das Gesicht war blutig. Das Kind unter dem Tisch fühlte einen herzzerreißenden Schmerz. Es versuchte zu schreien, aber es konnte nur stöhnen, riß die Tischdecke weg und taumelte auf den Mann zu. Der Mann schrie auf, das Kind sackte zusammen und fiel wieder in eine tiefe Ohnmacht.
    Es war warm in eine Decke gehüllt; feiner Schnee stäubte ihm ins Gesicht; es hatte Schmerzen und war völlig durchnäßt. Jemand trug es auf den Armen; es versuchte zu sprechen, aber seine Kehle konnte keine Worte bilden. Nach einiger Zeit war es in einem warmen Raum, und weiche Hände flößten ihm löffelweise Milch ein. Es öffnete die Augen und wimmerte. Es lag auf dem Schoß einer Frau; der finster blickende Mann in der terranischen Kleidung hockte zusammengesunken in einem Stuhl; sein Gesicht war blutverkrustet, und in seinen Augen saß blanker Schreck.
    “Alle drei ermordet”, stöhnte er mühsam. “Und meine
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