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Die Blutgruft

Die Blutgruft

Titel: Die Blutgruft
Autoren: Jason Dark
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an. Nicht gut war es, wenn wir die Höhle zu dritt betraten. Einer musste vor ihr warten und die Stellung halten.
    Wir sprachen flüsternd darüber. Es war Suko, der nickte und sich freiwillig bereit erklärte, diese Aufgabe zu übernehmen.
    Ich holte die Lampe hervor. Schaltete sie ein. Der Strahl wurde durch den Dunst verändert, was mir nicht viel ausmachte, denn den hatten Abe und ich bald hinter uns gelassen...
    ***
    Im Innern der Höhle war es nicht viel anders als draußen. Nur dass der Dunst fehlte und wir praktisch von dunklen Mauern und einer düsteren Decke umschlossen wurden.
    Abe und ich gingen nebeneinander. Auch der G-man besaß eine kleine, dafür lichtstarke Lampe. Gemeinsam schickten wir die Strahlen nach vorn. Auf der Suche nach den Blutsaugern, von denen es noch drei gab, wenn unsere Rechnung stimmte.
    Waren sie zu riechen?
    Ich kannte mich da aus, denn es hatte oft genug Szenen gegeben, da hatte ich die Nähe der Blutsauger am Geruch wahrgenommen. Sie hielten ihn praktisch in ihren Kleidungsstücken eingefangen. Ein alter Geruch und auch der Gestank nach Blut, der einem Menschen den Atem rauben konnte.
    Das Licht fand seinen Weg, aber es erreichte kein Ziel.
    Wenige Schritte später dachte ich anders darüber. Das Ziel war da. Es malte sich dort ab, wo sich unsere beiden Lampenstrahlen trafen, und wir bekamen wirklich große Augen, denn mit diesem Anblick hätte keiner von uns gerechnet.
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte Abe. Es hörte sich an, als wollte er lachen, hielt diese Reaktion allerdings zurück und schüttelte stattdessen den Kopf.
    Auch ich war geschockt. Das kalte Licht zeigte eine hüfthoch stehende Steinplatte, die wohl so etwas wie einen Altar darstellen sollte. Er war nicht leer, denn auf der Platte lag rücklings eine Frau mit schwarzen Haaren, die vom Licht unserer Lampen getroffen wurden. Wenn mich nicht alles täuschte, war die Frau sogar nackt.
    »Stimmt das, John?«, flüsterte mein Nebenmann.
    »Was meinst du?«
    »Die Nackte!«
    »Sie ist keine Einbildung.«
    »Verdammt, man lernt nie aus.«
    Da hatte er Recht. Auch ich wusste noch nicht, was diese Performance zu bedeuten hatte, aber ich vergaß nicht, weshalb wir die Höhle betreten hatten. Wir waren auf der Suche nach gefährlichen Blutsaugern, die in der Welt der Menschen ausgemerzt werden mussten, bevor sie Unheil anrichteten. Ich wusste auch, dass die andere Seite mit allen Tricks arbeitete. Das würde auch hier so sein.
    Die Frau auf der Altarplatte bewegte sich nicht. Sie lag da wie hingegossen, wie zum Fotografieren bereit und auch der perfekte Lockvogel, dem wir uns näherten.
    Wir hörten nichts. Keine Atemzüge, kein Stöhnen. So wie sie lag auch eine Tote.
    In diesem Fall konnte ich daran nicht so recht glauben. Von der Toten bis zur Wiedergängerin war es oft nur ein kleiner Schritt. Unsere Schritte dämpften wir so gut wie möglich, wobei wir ein Kratzen kaum vermeiden konnten.
    Dann blieben wir stehen, Abe vor mir. Er hatte seine Stellung am Kopfende der Person eingenommen. Die rechte Hand lag am Griff seiner Waffe, die mit Silberkugeln geladen war, denn er hatte sie gegen seine normale Dienstwaffe ausgetauscht. Die Kugeln waren ein Geschenk von mir. In seiner Position kam er lange damit aus.
    Ich schlich an der Seite des Altars entlang, den Blick dabei nach links und nach unten gerichtet, um mir die Person genau anschauen zu können. Sie hielt die Augen geschlossen. Hätte ein anderer als ich die Höhle betreten, er hätte sie als schlafend angesehen. Der Meinung war ich nicht. Ich beobachtete sie genau. Im Gesicht zuckte nicht der kleinste Muskel. Die Lippen lagen zusammen, und der geschlossene Mund zeigte nichts. Erst recht keine verdächtigen Zähne.
    Sie war vom Gesicht her nicht perfekt. Kein Mannequin-Typ, aber sie hatte trotzdem etwas. Ein wahres Vollweib mit guten Brüsten und Rundungen an den richtigen Stellen. Ich ließ meine Blicke über den Körper gleiten, bei dem die Beine so verkrampft übereinander lagen, als wollte sie letztendlich ihre Scham verdecken.
    Für mich stand längst fest, dass wir die Blutgruft gefunden hatten. Aber Blut sah ich hier nicht. Ich nahm auch den Geruch nicht wahr. In dieser Höhle roch es nach Stein, vielleicht auch nach feuchtem Moos und altem Wasser.
    Ich hatte mir die Frau nur mit einem ersten schnellen Blick angesehen. Für den zweiten ließ ich mir mehr Zeit, und diesmal schaute ich von unten nach oben.
    Da ihr Haar lang wuchs und sie den Kopf etwas schief
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