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Die Blutgruft

Die Blutgruft

Titel: Die Blutgruft
Autoren: Jason Dark
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verändert...«
    Während die Frau sprach, dachte Rifkin nach. Der Name Jessica Flemming sagte ihm natürlich etwas. Sie war eine junge Frau aus dem Ort, die es plötzlich nicht mehr gegeben hatte. Von einem Tag zum anderen war sie untergetaucht. Spurlos. Nichts mehr wies auf sie hin. Die Suchaktionen hatten keinen Erfolg gezeigt. Man hatte die Medien eingeschaltet, doch Jessica blieb verschwunden.
    »Sind Sie sicher, Mrs. Prudomme, dass es Jessica gewesen ist?«
    »Halten Sie mich für blind?«
    »Nein, nein, das nicht.«
    »Ich sage Ihnen, dass sie es war. Ja, Jessica Flemming. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Und was hat sie getan?«
    »Nichts.«
    »Aha.«
    »Hören Sie damit auf, so zu reagieren. Sie hat zwar nichts getan, aber sie war trotzdem schlimm. Nicht mehr normal. Sie war ein grauenhaftes Geschöpf, und sie kam mir vor, als wäre sie tot und anschließend von den Toten auferstanden.«
    »Das ist...«
    »Die Wahrheit, Sheriff. Nichts als die Wahrheit. Das will ich Ihnen noch mal sagen.«
    »Sie ist nicht in Ihrem Haus?«
    »Nein, nein, Gott bewahre. So weit kommt es noch. Ich will sie einfach nicht sehen. Das wäre ja noch schöner. Sie ist... nun... sie ist wieder abgetaucht.«
    »Wunderbar, Mrs. Prudomme, dann haben Sie ja Ihre Ruhe.«
    »So meine ich das nicht.« Die Frau war zäh und blieb am Ball. »Ich bin sicher, dass sie noch in der Nähe ist. Zwar sehe ich sie nicht, aber ich kann sie spüren. Sie lässt mich nicht aus den Augen, und ich kann das Unheil spüren, das sie mitbringt.«
    »Nun ja, das ist alles gut und schön, aber Sie werden verstehen, dass es mir schwer fällt...«
    »Sie müssen kommen!«
    Den letzten Satz hatte sie in den Hörer geschrien, und Rifkin zuckte zusammen. Er dachte an sein ungutes Gefühl, das er schon lange empfunden hatte, und nickte, was die Anruferin natürlich nicht sehen konnte.
    Ja, Mrs. Prudomme. Ich werde zu Ihnen kommen.«
    »Wann?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Das will ich auch meinen. Und beeilen Sie sich. Ich will nämlich noch nicht sterben, verstehen Sie?«
    Klar, Mrs. Prudomme. Keine Sorge. Frauen wie Sie leben noch lange. Die werden mindestens achtzig.«
    Er hörte ihr schrilles Lachen, dann legte sie auf. Der Sheriff tat es ebenfalls. Er wunderte sich über seine Gänsehaut, die er sehr deutlich sah, und dachte daran, dass er sie früher nicht bekommen hatte bei diesen seltsamen Anrufen.
    War da wirklich etwas im Busch?
    Er war der Gesetzeshüter. Er sah sich in die Pflicht genommen. Er war auch so etwas wie ein Seelentröster für einsame Witwen, denn Mrs. Prudomme’s Mann war vor fünf Jahren verstorben, und seither lebte sie allein. Die Tochter war nach Dallas gezogen und hatte dort geheiratet.
    Er trank die Tasse leer und stellte die Glotze ab. Die Bilder liefen ohne Ton. Eigentlich brachten alle Sender das Gleiche. Szenen aus diesem bitteren Krieg im Irak, den sich die Amerikaner leichter vorgestellt hatten. Jetzt floss das Blut der eigenen Soldaten, und da änderte sich die Denkweise der Menschen. Daran konnte auch eine positive Propaganda nichts ändern.
    Die Jacke hing über der Lehne des Schreibtischsessels. Er hatte sie soeben übergestreift, als sich erneut das Telefon meldete. In der Hoffnung, dass es nicht wieder Mrs. Prudomme war, hob er ab.
    »Hier ist Jeff. Hallo, Chef.«
    »Und?«
    Jeff Corber, sein Assistent, lachte. »Eine tolle Nacht. Der Winter ist vorbei, der Frühling im Anmarsch und der volle Mond steht am Himmel.«
    »Das ist mir klar. Ich wundere mich nur darüber, dass du unter die Poeten gegangen bist.«
    »Bin ich das?«
    »Es hörte sich so an.«
    »Ich habe eben gute Laune.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    »Klar. Es ist nichts los, obwohl der Vollmond am Himmel steht. Alles ruhig, Chef.«
    »Dann kannst du ja kommen.«
    »Ich bin bereits auf dem Rückweg.«
    »Beeile dich trotzdem.«
    »Ist was passiert?«
    Rifkin berichtete ihm von Mrs. Prudomme’s Anruf, und Jeff Corner musste lachen. »Tut mir Leid, Chef, aber du bist wirklich auf diese alte Tratschtante reingefallen?«
    »Bin ich nicht, obwohl ich trotzdem zu ihr fahren werde. Ich halte mich da strikt an mein Gefühl, und das sagt mir, dass ich in dieser Nacht einfach hinfahren muss.«
    »Wie du willst.«
    »Du kommst so schnell wie möglich und übernimmst meinen Platz. Wir sprechen, wenn ich wieder zurück bin.«
    »Geht klar, Don.«
    Rifkin ärgerte sich jetzt, dass er zugestimmt hatte. Aber was sollte er machen? Er war der Chief. Er musste es tun. Es
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