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Die Blutgruft

Die Blutgruft

Titel: Die Blutgruft
Autoren: Jason Dark
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Frau auf. Sie war starrer als die eines schlafenden Menschen.
    Der Sheriff wusste noch nicht hundertprozentig Bescheid, aber eine kalte Furcht stieg in ihm auf. Er ging auf Zehenspitzen auf den Sessel zu. Er glaubte auch, einen besonderen Geruch wahrzunehmen. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass man den Tod riechen konnte, und genau das war hier der Fall.
    Der Sheriff wollte erst neben dem Sessel stehen bleiben. Er überlegte es sich anders und stellte sich davor.
    Sein Blick traf die Gestalt der Witwe. Im ersten Moment durchströmte ihn die Hoffnung, dass Mrs. Prudomme doch schlief. Sie saß da, ihr Oberkörper war nicht gekippt. Sie trug ein dunkles Kleid und hatte eine Schürze umgebunden.
    Dann sah er ihren Kopf. Er hätte auf ihr Gesicht schauen müssen. Das war nicht der Fall, denn er blickte mehr auf den Hinterkopf der Frau. Man hatte ihr das Genick gebrochen und den Kopf dabei zur Seite gedreht...
    ***
    Don Rifkin weigerte sich, dies zu erfassen.
    Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Aber der Schock ging vorüber. Er war wieder in der Lage nachzudenken, und selbst das bereitete ihm Schmerzen. Dass er stöhnte, fiel ihm kaum auf, aber dieser Laut hatte trotzdem etwas Gutes. Er riss ihn wieder zurück in die Wirklichkeit, die so verdammt grausam war.
    Und mit ihr kamen die Vorwürfe. Er hätte nicht so lange zögern sollen. Schneller wegfahren. Der alten Frau Glauben schenken. Hätte... hätte... hätte...
    »Scheiße«, flüsterte er vor sich hin, »das habe ich nicht gewollt.« Er wusste jetzt, was auf ihn zukam. Verändern wollte er nichts und auch nicht das Deckenlicht einschalten. Aber er musste sich die Tote genauer anschauen. Dafür löste er die Lampe vom Gürtel und richtete den Strahl gegen den Kopf der Toten.
    Es war ein furchtbares Bild. Ebenso schlimm war das, das ihm an der Kehle oder dem Hals geboten wurde. Irgendwelche Krallen oder Messer hatten dort ihre Spuren hinterlassen. Der Hals war eine einzige Wunde. Das dunkle Blut hatte sich dort verteilt. Teilweise war es nach unten gelaufen, denn auch dort sah er die Spuren.
    War der Witwe wirklich die Kehle aufgeschnitten worden und hatte man ihr danach noch das Genick gebrochen?
    Das zu glauben fiel ihm schwer. Er wollte es eigentlich auch nicht. Irgendwo in seinem Innern gab es eine Sperre, doch er musste zugeben, dass die Tatsachen dagegen sprachen.
    Mit beiden Händen, und eigentlich nur mit den Fingerspitzen, fasste er den Kopf der Toten an. Er drehte ihn herum, weil er in das Gesicht schauen wollte.
    Als er die knirschenden Geräusche hörte, wurde ihm noch kälter. Er ließ das Gesicht los, doch er hatte den Kopf schon so weit gedreht, dass der Blick darauf fiel.
    Nein, da konnte man nur noch bedingt von einem menschlichen Gesicht sprechen. Was er sah, war eine Fratze, auf der die Todesangst ein Bild gemalt hatte.
    Es konnte auch die Überraschung sein, die die Frau erwischt hatte, darauf deutete der Ausdruck der Augen hin, die weit offen standen und so starr waren.
    Die Kälte in ihm nahm noch zu. Seine Knochen schienen mit Eis bedeckt zu sein. Nur mühsam bewegte er sich einen kleinen Schritt nach hinten, und dabei schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Ihm fiel wieder der Anruf der Witwe ein.
    Mrs. Prudomme hatte von Jessica Flemming gesprochen, einer jungen Frau, die von einem Augenblick zum anderen verschwunden war. Die man auch nach langer Suche nicht gefunden hatte, und von der man annehmen musste, dass sie nicht mehr lebte.
    Gab es sie trotzdem noch?
    Das war das große Rätsel, das es zu lösen galt, und in diesem Augenblick fiel ihm noch etwas ein. Es war ja nicht nur Jessica Flemming verschwunden, es gab auch noch andere Frauen, die es urplötzlich nicht mehr gegeben hatte. Sie waren weg gewesen. Wie vom Erdboden verschwunden. Nicht in Burgess, aber doch im Staat Virginia. Auch von ihnen hatte man keine Spuren gefunden.
    Don Rifkin hatte die entsprechenden Meldungen erhalten. Die ausgedruckten Fahndungsfotos befanden sich in seinem Büro. Er hatte sie in eine Schublade gelegt, aber jetzt kam ihm sein Gehirn wie eine Schublade vor, die jemand geöffnet hatte.
    Die Erinnerungen waren wieder da. Plötzlich dachte er an bestimmte Zusammenhänge, ohne jedoch einen besonderen Beweis dafür zu bekommen. Einiges war nicht richtig, und er konzentrierte sich wieder darauf, was ihm Mrs. Prudomme gesagt hatte.
    Jessica Flemming hatte so anders ausgesehen. Durch sie war die Angst zu der Witwe gedrungen, aber wie genau hatte sie denn
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