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Die Blutgruft

Die Blutgruft

Titel: Die Blutgruft
Autoren: Jason Dark
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hatte sie es immer gehalten. Nur nicht in dieser Nacht. Da stand niemand vor dem Eingang. Das gefiel dem Sheriff nicht.
    Ohne es zu wollen, strich er mit der rechten Hand über den Griff des Revolvers hinweg. Er ging durch die Stille, die von keinem Vogellaut unterbrochen wurde, und blieb dann dicht vor der Tür stehen, die noch einen altmodischen Klopfer hatte, obwohl auch eine Klingel vorhanden war.
    Er schellte nicht, sondern schaute zunächst durch das der Tür am nächsten liegende Fenster in das Haus hinein. Die Gardinen hingen nicht bis zum unteren Rand der Scheibe. Wenn er sich bückte, konnte er in das Zimmer hineinschauen.
    Es war das Schlafzimmer mit dem altmodischen Doppelbett. Da hatte sich nichts verändert. Die Bettdecke zeigte keine einzige Falte. Das weiche Licht stammte von einer Nachttischlampe.
    Rifkin hatte mit dem Gedanken gespielt, das Haus zu umrunden. Den Plan ließ er fallen. Er hätte ihn Zeit gekostet. Die Unruhe verursachte bei ihm jetzt bereits ein leichtes Kribbeln. Er wollte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und seine Pflicht tun.
    Dass Mrs. Prudomme eingeschlafen war, bezweifelte er. Sie erwartete ihn schließlich. Nur eben in einer anderen Verhaltensweise als früher. Das machte ihn schon nachdenklich.
    Mit dem Knie drückte er gegen die Haustür. Er hatte nicht mal einen besonderen Grund dafür, und seine Augen weiteten sich, als er sah, dass sich die Tür nach innen bewegte.
    Nicht abgeschlossen!
    Das passte nicht zu Mrs. Prudomme, die mehr als ängstlich und auch misstrauisch war.
    Der Sheriff betrat das Haus!
    Nicht laut, eher wie ein Dieb, der gekommen war, um etwas zu stehlen. Er spürte die Kälte auf seinen Schultern und am Rücken, blieb nach zwei Schritten stehen und lauschte in die Stille hinein, die durch nichts unterbrochen wurde.
    Don Rifkin hatte ein unbehagliches Gefühl. Er war längst davon überzeugt, dass hier etwas nicht stimmte. Wieder strich er über den Griff seiner Waffe hinweg, zog sie aber noch nicht und blieb dort stehen, wo eine Treppe zum Obergeschoss führte. Dort war es nicht dunkel. Das Licht wehte von oben her über die Stufen hinweg, die mit einer hellen Farbe bestrichen waren.
    Die Witwe hatte ihn nicht gehört. Es gab keinen Grund für sie, sich zu melden. Das konnte ihm nicht gefallen. Er wollte etwas hören und rief deshalb ihren Namen.
    »Mrs. Prudomme...?«
    Die Antwort blieb aus. Er hörte nur, wie seine eigene Stimme verhallte. Nur gab er so schnell nicht auf. Er rief ihren Namen noch mal. Diesmal lauter. Da musste sie ihn einfach hören, auch wenn sie schlief. Der Erfolg war der Gleiche.
    Nichts!
    Er schluckte. Der Schweiß auf seinem Gesicht hatte sich verdichtet. Etwas krabbelte wie mit kleinen Eisfüßen seinen Rücken hinab. Diese Stille war alles andere als normal. Er empfand sie sogar als Totenstille und spürte wieder den Druck, der sich in seinem Innern aufbaute und ihn wie eine Zange umklammerte.
    Dass sie das Haus verlassen hatte, daran glaubte er nicht. Sie war da. Sie wartete. Sie hatte etwas gesehen, und was sie gesehen hatte, war keine Einbildung gewesen. Diesmal war der Hilferuf echt gewesen, aber er war auch zu spät erfolgt.
    Genau daran musste er jetzt denken. Und wenn das alles genau zutraf, dann war auch er nicht rechtzeitig genug eingetroffen und musste sich auf das Schlimmste gefasst machen.
    Er wollte die Treppe hochgehen, um sich im oberen Bereich des Hauses umzuschauen, aber zuvor musste er die unteren Räume durchsuchen.
    Es gab das Schlafzimmer. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der Wohnraum mit der anschließenden Terrasse. Genau dort lag sein erstes Ziel. Er ging davon aus, dass Mrs. Prudomme aus ihrem Wohnzimmer telefoniert hatte, und wahrscheinlich konnte er sie dort auch finden.
    Die Tür war nicht geschlossen. Durch den Spalt schaute er in ein Dämmerlicht hinein, das immer wieder von einem Zucken in seiner Ruhe gestört wurde. Es lag daran, dass der Fernseher noch lief, allerdings ohne Ton.
    Er drückte die Tür auf, die von einer Teppichkante gestoppt wurde.
    Der freie Blick.
    Den Kopf drehte der Sheriff nach rechts, nach links. Er schaute auch nach vorn auf die Scheibe des Fensters, und dabei geriet die altmodische Sitzgruppe aus Eichenholz in sein Blickfeld.
    Sie bestand aus vier Sesseln. Das Zimmer war groß genug, um sie als Kreis aufzustellen.
    Hin Sessel war besetzt.
    Darin hockte die Witwe. Er sah sie im Profil und nur einen Teil von ihr. Rifkin fiel nur die starre Haltung der
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