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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman
Autoren: Franka Rubus
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Verzweiflung erwürgte ihn.
    »Lass mich dir helfen.« Céleste streichelte seinen Rücken. »Hab keine Angst.«
    Red hob den Kopf. Seine Augen brannten. Das Lied in ihrer Stimme war so tröstlich …
    »Kannst du sie finden?« Die Worte kamen nur gebrochen über seine Lippen.
    Ein Lächeln ließ das Gesicht der Vampirin erstrahlen. »O nein.« Sie strich ihm über die Wange. »Nicht ich, Liebes. Du wirst sie finden. Wenn du nur bei uns bleibst.« Erneut zog sie ihn an sich. Red spürte ihre weichen Lippen an seinem Hals. Ein Schauer durchlief ihn. So nah. So warm. Und zugleich so kalt.
    Die Melodie ihrer Musik war in ihm, floss wie Glut durch seine Adern.
    »Bleib bei uns. Bei mir«, wiederholte Céleste. Red fühlte,wie sich ihr Mund auf seiner Haut zu einem Lächeln verzog. Ein winziger Schmerz, wie von Nadelstichen, durchzuckte ihn. Er keuchte, schwankte auf weichen Knien. Doch Céleste hielt ihn noch immer fest in ihren Armen. Als sie zärtlich an seinem Hals zu saugen begann, durchströmte Red ein Gefühl, das ihn gleichzeitig erschreckte und erregte. Kribbelnd rann es durch seinen Körper und füllte ihn mit Licht.
Sie nimmt mein Blut
, erkannte er und erschauerte.
Sie trinkt von mir!
    Dann gingen seine Gedanken unter in dem berauschenden Strom, der ihn mit immer größer werdender Kraft mit sich riss. Für einen Augenblick noch stieg Angst in ihm auf, und er versuchte, sich aus dem Griff zu befreien – gegen die Macht anzukämpfen, die ihn zu verschlingen drohte. Doch seine Glieder zuckten nur schwach. Zitternd gab er nach.
    Und ertrank in Célestes Lied.

Kapitel Vier
    Insomniac Mansion, Kenneth, Missouri
    »Du wirst mich nicht verraten, oder? Du wirst mir doch folgen, Red? Versprich es mir. Ich könnte es nicht ertragen, dort draußen ohne dich sein zu müssen.«
    Als er wieder zu sich kam, kündigte vor dem Fenster ein altrosafarbener Schleier bereits den Morgen an.
    Neben ihm, so nah, dass er die Wärme ihres Körpers spüren konnte, saß Céleste und hielt seine Hand. Als Red die Augen aufschlug, teilten sich ihre Lippen zu einem Lächeln.
    »Ah, du bist wach. Das ist gut.« Geschmeidig erhob sie sich. Im Licht der Dämmerung erkannte Red, dass ihre Iris nicht schwarz war, wie er geglaubt hatte, sondern von einem tiefen Blau, das aus einer Quelle in ihrem Inneren heraus zu leuchten schien. Noch nie hatte Red eine so schöne und zugleich furchteinflößende Frau gesehen. Wortlos starrte er zu ihr hinauf.
    »Beim ersten Mal ist es immer überwältigend. Ruh dich noch etwas aus.« Céleste strich die schimmernden Haare über die Schulter zurück. »Ich werde Claire sagen, dass du hier bist.«
    Red fühlte sich nicht in der Lage, ihr zu antworten. Mit Mühe brachte er ein Nicken zustande. Obwohl sie sich nur einen einzigen Schritt von ihm entfernt hatte, schienen nun Meilen zwischen ihnen zu liegen. Und obwohl sein Verstand ihm zuschrie, dass er vor ihr fliehen sollte, sehnte sich sein Körper mit jeder Faser danach, erneut von ihr berührt zu werden. Erneut zu fühlen, wie sie sein Blut trank. Reds Atemzitterte, und er kämpfte gegen das Verlangen an, die Hand nach ihr auszustrecken.
    Céleste beobachtete ihn belustigt, als könne sie seine Gedanken lesen.
    »Wir werden uns bald wiedersehen«, versprach sie und strich ein letztes Mal über seine Wange, bevor sie sich abwandte.
    »Willkommen bei den
Bloodstalkers
, Red September.«
    Eine ganze Weile noch blieb Red auf dem Sofa liegen. Nach und nach verklang auch Célestes Melodie in seinem Inneren und ließ ihn mit einem seltsamen Gefühl der Leere zurück. Das Altrosa vor dem Fenster färbte sich allmählich in Gold und Blau. Red tastete in seinen Hosentaschen und stellte resigniert fest, dass keine Bonbons mehr darin übrig waren. Dabei hätte er gerade jetzt etwas Relacin gut gebrauchen können. Denn mit der fortschreitenden Ernüchterung kehrten auch die Gedanken in seinen Kopf zurück. Schmerzhafte Gedanken. So viel war in den letzten Stunden geschehen. So weit war er gekommen – und doch hatte er nichts erreicht. Blue war nicht bei den
Bloodstalkers
. Sie hatte ihn nicht erwartet, wie sie es verabredet hatten. Stattdessen war er hier, in diesem Haus, in dem alles so uralt zu sein schien wie seine Herrin selbst. Red wusste, wenn er nur die leiseste Chance haben wollte, Blue jemals wiederzusehen, würde er keine Wahl haben, als hier zu bleiben. Wenn er doch bloß wüsste, ob ihr etwas zugestoßen war! Die Angst lag wie ein Stein in Reds Magen. Blue
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