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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman
Autoren: Franka Rubus
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draußen war wirklich alles anders.
    »Ein Code«, erklärte er schnell. »Es bedeutet, dass ich das siebte Kind war, das im September des Jahres 2238 in Wohnblock Rot geboren wurde.«
    »Ach so?« Claire hob zweifelnd die Brauen, und Red begriff, dass seine Erklärung sie eher noch mehr verwirrt haben musste. Sie schüttelte den Kopf. »Na ja, Red wird wohl reichen.«
    Red wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Vermutlich hatte sie recht.
    »Céleste sagt, ich soll dir dein Zimmer zeigen.« Claire fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Und du hast wohl sicher Hunger.«
    Unwillkürlich legte Red die Hand auf seinen Magen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es stimmte. Es schien ewig her zu sein, dass er zuletzt etwas gegessen hatte. Am Tag vor seiner Flucht hatte er vor Anspannung kaum etwas herunterbekommen. Außerdem war er fast die ganze Nacht auf den Beinen gewesen.
    »O ja«, sagte er und merkte, noch während er sprach, dass es viel enthusiastischer klang, als er vorgehabt hatte.
    Ein schmales Lächeln erschien auf Claires Lippen – das erste, das Red auf ihrem Gesicht sah. Es zauberte winzige Lachfältchen in ihre Augenwinkel.
    »Ja, dann komm. Ich zeige dir dein Zimmer, dann kannst du dich waschen und umziehen. Chase hat ein paar seiner Sachen für dich gestiftet, bis du eigene bekommst.«
    Red horchte auf. Chase? Das war der Mann, der in der Nacht bei Céleste gewesen war. Jetzt, nachdem er es selbst erlebt hatte, wusste Red natürlich auch, was er dort getan hatte. Céleste hatte von ihm getrunken. Und bevor er aus dem Raum gegangen war, hatte Chase ihn angesehen. Red wünschte sich, er könnte sich besser daran erinnern, doch die Situation war ihm nur verschwommen im Kopf geblieben. Er hätte nicht sagen können, wie Chase aussah. Nicht einmal, wie groß er war. Nichtsdestotrotz war Red dankbar, dass er von ihm Kleider bekommen würde. Seine eigenen waren mittlerweile steif vor verkrustetem Blut, außerdem schmutzig und an mehreren Stellen zerrissen. Und auch er selbst musste einen schrecklichen Anblick bieten, verschwitzt, müde und dreckig, wie er war. Bereitwillig folgte er Claire, die ihn über die Galerie ein Stück zurück den Weg führte, den Red wenige Stunden zuvor bereits mit Hannah gegangen war.
    Im langsam kräftiger werdenden Tageslicht herrschte in der Eingangshalle eine vollkommen andere Atmosphäre als bei Nacht. Red konnte die Details im Schmiedewerk des Kronleuchters sehen, die ihn mehr elegant als bedrückend wirken ließen. Das Licht, das durch das Buntglasfenster in der Tür fiel, schmückte die Kacheln mit kräftigen Farben.
    »So, da wären wir«, sagte Claire nach einer Weile und blieb vor einer Tür stehen. »Moment – ich hab’s gleich.« Sie wühlte in den Taschen ihrer weiten Hose und fischte schließlich einen kleinen Metallstift heraus, der an einem Ende eine Art Öse aufwies, am anderen einen seltsam gezackten Aufsatz. »Ist natürlich noch nicht viel drin. Musst auch noch putzen.« Sie hielt Red den Metallstift entgegen. »Hier ist dein Schlüssel. Wie du vielleicht erraten hast, mag Céleste es altmodisch.«
    »Schlüssel?«, echote Red verblüfft und vergaß ganz, die Hand auszustrecken. Auf der Farm hatte es kaum verschlossene Türen gegeben. Und für die wenigen, die es gab – wie beispielsweise das Wohngebäude der Vampire –, wurden Fingerschlüssel verwendet. Red wusste nicht, wie es funktionierte, aber die Vampire brauchten nichts weiter zu tun, als den Finger vor eine kleine Lampe zu halten, damit die Tür sich öffnete. Von solchen Metallstiften hatte er allerdings noch nie gehört.
    Ein zweites Lächeln, ein wenig breiter als das erste, erhellte Claires Gesicht für einen Augenblick. »Ach so. Verstehe. In der OASIS habt ihr wahrscheinlich nur so supermoderne Technik. Pass auf, ich zeig dir, wie das geht.« Sie steckte den Metallstift ins Schloss und drehte ihn ein Stück weit herum. Es knackte, und die Tür sprang auf. Claire trat zur Seite. »Bitte sehr.«
    Hinter der Tür lag ein kleines Zimmer, das bis auf ein Bett und einen Kleiderschrank leer war. Die Möbel waren aus dem gleichen dunklen Holz wie die Türen und mit eleganten Schnitzereien verziert. Vor dem Bett lag ein dicker Läufer, von dem Staubwolken aufstiegen, als Red darüberlief. Insgesamt machte der Raum den Eindruck, als wäre er seit Jahren nicht betreten worden. Doch auf dem Bett lag ein Stapel säuberlich gefalteter Kleidungsstücke.
    »Auf jeden Fall gibt es hier elektrisches
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