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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman
Autoren: Franka Rubus
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um ihre. Sarah war wohl Anfang zwanzig und hatte so große Brüste, dass es ihm schwerfiel, ihr Gesicht genauer zu betrachten, obwohl es durchaus hübsch war. Red war sich sicher, noch nie so grüne Augen gesehen zu haben wie Sarahs, und ihre Züge waren weich und ebenso betont weiblich wie ihre Figur. Ihr Händedruck jedoch war kräftig, und an ihren Fingern und in ihrer Handfläche spürte Red dicke Schwielen.
    »Ich bin Red …«, brachte er heraus – und verstummte, als ein breites Lächeln auf Sarahs Gesicht erschien. Red hätte nicht genau sagen können, woran es lag, aber mit einem Mal hatte er das seltsame Gefühl, dass es richtiger klang, wenn er den Rest seines Codes wegließ.
    Keine Monatsangabe.
    Kein Jahr.
    Keine laufende Nummer.
    Nur Red.
    »Freut mich, Red.« Sarah drückte seine Hand noch einmal und ließ sie dann los.
    Es dauerte einige überraschte Augenblicke, bis er es begriff.
    Ein Name.
    Es war gar kein Code.
    Es war ein Name.
    Red, so hatte Céleste ihn genannt. So hatte Blue ihn genannt, wenn niemand zuhörte. Nachdem sie den Vampir getroffen und etwas über »Namen« gelernt hatte: Ein Name beschrieb eine einzige, einzigartige Person.
    Vampire hatten Namen.
    Aber wilde Menschen offensichtlich auch.
    »Mich auch«, schaffte es Red zu murmeln, noch immer ein wenig verwirrt von dem, was gerade so unerwartet in seinem Kopf vor sich ging. Aus dem Augenwinkel sah er ein spöttisches Grinsen auf Chase’ Gesicht erscheinen.
    Sarah warf inzwischen einen Blick auf Reds leeres Frühstücksbrett. Sie hatte offenbar nichts von seiner Erkenntnis mitbekommen.
    »Nimm die Kirschmarmelade«, riet sie. »Die passt gut zu den Maisfladen.«
    Maisfladen also, berichtigte Red sich selbst im Stillen. Keine Pfannkuchen.
    Er nickte folgsam und legte einen Fladen auf sein Frühstücksbrett, um ihn mit Marmelade zu bestreichen, wie er es bei Chase gesehen hatte. Dann goss er Kaffee in seine Tasse, obwohl ihm klar war, dass er keine Milch bekommenwürde. Der Kaffee war stark und schmeckte bitter. Aber die Wärme tat Reds aufgewühltem Magen gut.
    Während er und Sarah sich an den Tisch setzten und mit dem Frühstück begannen, wusch Chase sein Geschirr in einem Metallbecken.
    »Und?« Er warf einen Blick über die Schulter und sah Red unter seinem Haarvorhang hervor aus schmalen Augen an. »Kommst du heute schon mit zu Tony? Oder musst du dich noch ausruhen?«
    Er sagte das in einem so herausfordernden Tonfall, dass für Red sofort klar war: Wer auch immer dieser Tony sein mochte – er würde auf jeden Fall zu ihm gehen. Hastig schüttelte er den Kopf.
    »Nein, ich komme mit. Klar.« Red wurde den Eindruck nicht los, dass Chase im Stillen über ihn lachte, und er verspürte plötzlich das eigenartige Bedürfnis, zu beweisen, dass er es verdient hatte, hier zu sein.
    Sarah streckte sich und seufzte. »Ach, immer diese Arbeit … Ich wünschte, es wäre schon wieder Wochenende.«
    Chase lachte kurz und trocken auf und erntete dafür einen scharfen Blick.
    Red sah verwundert von einem zum anderen.
    Chase aber stellte ungerührt sein Brett und seine Tasse auf ein Abtropfsieb und hob ein letztes Mal spöttisch den Mundwinkel. »Dann sehen wir uns also später – Farmer.«
    Mit diesen Worten verschwand er durch die Hintertür in den sonnendurchfluteten Garten.
    Red und Sarah blieben in der Küche zurück, die plötzlich seltsam still und leer schien.
    Farmer.
Das Wort hallte in Reds Ohren nach und hinterließ ein unangenehmes Gefühl in seinem Bauch. Red verstandnicht ganz, was Chase damit gemeint hatte – bestimmt nicht nur, dass er von der Farm kam. Aber er mochte den Tonfall nicht, in dem er das Wort benutzte. So viel zumindest war sicher.
    »Kümmere dich nicht darum, was der redet«, sagte Sarah, als hätte sie erraten, was in Reds Kopf vorging. »Chase ist ein Mistkerl. Er hat keine Ahnung von gar nichts.«
    Red sah sie überrascht an. Dann aber fühlte er, wie sich ein Lächeln in seine Mundwinkel stahl. Vermutlich hatte Sarah ebenso wenig Ahnung wie Chase. Aber sie stellte sich mit ihren Worten auf Reds Seite, und er fühlte sich gleich ein bisschen besser.
    »Danke.«
    Sarah erwiderte sein Lächeln. »Keine Ursache. Und wenn du dich noch nicht fit genug fühlst, um zu Tony zu gehen – dann lass dich bloß nicht provozieren, hörst du?«
    Red biss sich auf die Unterlippe.
    »Also um ehrlich zu sein … weiß ich gar nicht, wer Tony überhaupt ist«, gab er zu. »Aber ich denke schon, dass ich fit bin«, fügte
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