Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
schienen immer näher zu rücken, je weiter er in das Labyrinth der Gassen vordrang.
Nicht stehen bleiben
, dachte Red,
bloß nicht stehen bleiben!
Ziellos bog er mal nach rechts ab, ein anderes Mal nach links, nur um nicht anhalten zu müssen. Wie groß war denn diese Stadt? Irgendwann musste er doch irgendwo ankommen!
    Ein gellendes Kreischen ganz in seiner Nähe ließ ihn zusammenfahren – von links, aus der Straße, in die er gerade hatte einbiegen wollen. Ein kehliges Fauchen folgte, ein Grunzen und Quieken, dann ein dumpfer Aufprall.
    Wie erstarrt blieb Red stehen.
    Was war das gewesen?
    Da war es wieder!
    Knurren und Lechzen hallte dumpf von den Hochhausfassaden wider. Red presste sich dicht gegen eine schmutzige Hauswand, ganz nah am Eingang der Gasse. Sein Herz raste. Kalter Schweiß rann seinen Nacken hinab. Doch der Drang, zu wissen, was dort vor sich ging, war stärker als die Angst. Vorsichtig spähte er um die Ecke.
    Zwei schattenhafte Gestalten wälzten sich ineinander verschlungen am Boden zwischen Müll und Unrat. Waren das wilde Tiere? Es war zu dunkel für Reds Augen. Doch er erkannte, dass eine der Gestalten allmählich die Oberhand gewann. Sie packte den Kopf ihres Gegners und schmetterte ihn wieder und wieder auf den Asphalt, jeder Schlag begleitet von triumphierendem Keuchen und einem dumpfen Knacken.
    Saure Galle stieg Reds Kehle empor, und ihm wurde schwindelig. Er grub seine Fingernägel in den spröden Putz der Wand hinter ihm, bis es schmerzte.
    In diesem Moment sprang ein Schatten mit unglaublicher Geschwindigkeit direkt auf ihn zu. Reds Herz setzte einen Schlag aus. Entsetzt schrie er auf und riss die Arme nach oben, um sich zu schützen.
    »Halt’s Maul!«, fauchte eine barsche Frauenstimme. Eine eiskalte Hand schloss sich wie Eisenspangen um sein Handgelenk, und im nächsten Moment wurde Red mit unmenschlicher Kraft vorwärts gezerrt, fort von der Kreatur, die in diesem Augenblick ein schreckliches Geheul anstimmte. Seine Füße verließen den Boden, und er hörte sich selbst wie am Spieß schreien. Für einen Moment noch sah er die Gasse unter sich kleiner werden; er strampelte und kämpfte gegen den Griff an – bevor ein Schlag auf seinen Kopf alle Lichter ausschaltete.

Kapitel Zwei
    Im Untergrund von Kenneth, Missouri
    »Namen müssen etwas ganz Ungeheuerliches sein. Stell dir vor, es gäbe keinen einzigen Red September außer dir!«
    Red erwachte mit Kopfschmerzen und dem Gefühl, einen vollkommen wirren Traum gehabt zu haben. Um ihn war es dunkel. Die Nacht war noch nicht vorbei.
    Schläfrig tastete er neben sich, in der unbestimmten Erwartung, einen warmen Körper vorzufinden. Doch stattdessen berührte er nur feuchten Stein.
    Keuchend fuhr er in die Höhe und unterdrückte gleich darauf einen Schrei, als ein greller Schmerz durch seine Schulter fuhr. Die Überraschung brachte ihn schneller in die Wirklichkeit zurück, als seine Gedanken folgen konnten. Wo war er? Und was war passiert? Angestrengt versuchte er, mit seinem Blick die Dunkelheit zu durchdringen. Er schien sich in einer Art Tunnel zu befinden. Wasser tröpfelte von den Wänden. In den Ecken raschelte es.
    In diesem Moment stach ihm ein Lichtstrahl in die Augen. Erschrocken riss er den unverletzten Arm hoch.
    »Ach, sieh an.« Ein raues Lachen erklang jenseits des Lichts. »Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf.«
    Red schnappte nach Luft. Diese Stimme! Das war doch … Seine Kehle wurde ihm eng. Kein Zweifel. Der Schatten aus der Gasse! Und … wo waren dann …?
    Das Lachen ertönte erneut. Das Licht verschwand aus seinen Augen und richtete sich auf ein schmales Gesicht. »Hab dich ganz schön erschreckt, was?«
    Red blinzelte verblüfft. Der Stimme nach zu urteilen, hatte er eine Frau im mittleren Alter erwartet. Stattdessen beleuchtete die Lampe das Gesicht eines Mädchens von vielleicht fünfzehn Jahren.
    Sie grinste breit und entblößte dabei ein Paar spitzer Eckzähne.
    »Brauchst keine Angst zu haben. Hier bist du sicher. Ich bin Hannah. Wir warten schon seit ‘ner Ewigkeit auf dich. Hast ganz schön lange gebraucht.«
    Red schluckte trocken. Sie war ein Vampir! Und sie hatte … auf ihn
gewartet
?
    Hannah lachte. »Nun guck nicht so dämlich. Du suchst doch die
Bloodstalkers
, oder etwa nicht?«
    Red glaubte, nicht mehr atmen zu können.
    Die
Bloodstalkers
.
    Das Wort vibrierte in seinem schmerzenden Kopf, bis es mit einem unhörbaren Geräusch zerplatzte.
    Der Vampir, dem Blue gefolgt war,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher