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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition)
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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sich der König von diesem Mädchen blenden ließ, wo er doch allgemein für seine tiefe Frömmigkeit bekannt war und jeder wusste, dass sich der Satan bevorzugt an unschuldige Jungfrauen heranmachte.
    Doch König Ludwig blieb von seinen Worten völlig unbeeindruckt, wie Albertus ärgerlich zur Kenntnis nahm.
    „Was haben Eure Zeugen denn bezeugt? Haben sie etwa gesehen, wie dieses Mädchen den Mönch ermordet hat?“
    „Das nicht, aber sie haben gesehen, wie Robert de Forez nach dem Mord an dem Bruder fluchtartig die Kapelle verlassen hat.“
    Er wies auf die drei Händlerfrauen. „Diese frommen Frauen haben außerdem bezeugt, dass Marie Machaut von Dämonen besessen ist.“
    „Ist das wahr?“, wollte König Ludwig wissen. Die Frauen blickten jedoch, von seinem strengen Ton eingeschüchtert, auf den Boden und schwiegen beharrlich.
    „Ich habe Euch etwas gefragt“, wiederholte der König.
    „Wir haben gesehen, wie die Dämonen ihren Körper geschüttelt haben“, antwortete die dicke Frau des Salzhändlers schließlich zögernd.
    „Und wie haben die Dämonen ausgesehen?“
    „Sie haben sich in ihrem Körper versteckt, wir konnten sie nicht sehen.“
    „Wenn ihr sie nicht sehen konntet, woher wusstet ihr dann, dass es Dämonen waren?“
    Die Frauen schwiegen kleinlaut.
    König Ludwig trat drohend auf sie zu. „Habt ihr je daran gedacht, dass sie vielleicht nur krank gewesen sein könnte?“
    Die Frauen schüttelten verängstigt die Köpfe.
    „Ihr habt also aufgrund einer Vermutung gegen dieses Mädchen ausgesagt und sie mit euren bösen Zungen verleumdet, ohne einen Beweis für euren Verdacht zu haben?“
    Die Frauen begannen vor Angst zu schlottern.
    König Ludwig wandte sich an Albertus, der offensichtlich die Verhandlung führte.
    „Ich verlange, dass diese Frauen wegen Verleumdung und falscher Anklage verurteilt und an den Schandpfahl gestellt werden.“
    Ein überraschtes Raunen ging durch die Menge, dann wurde es von einem Moment zum anderen wieder still.
    „Kommen wir zu den anderen beiden Zeugen. Sie haben gesehen, dass Robert de Forez in aller Eile die Kapelle verlassen hat, in der er Bruder Gregor ermordet aufgefunden hat. Robert de Forez war unbewaffnet und hätte sich gegen einen bewaffneten Mörder, der nicht weit weg sein konnte, nur schwer verteidigen können. Ich kann an seinem Verhalten nichts erkennen, was gegen das Gesetz verstoßen hätte.“
    Die Leute waren verwirrt. Aus dem Mund des Königs klang alles ganz anders, als der Dominikanermönch es dargestellt hatte. Wie sollte man denn da noch wissen, was man glauben konnte und was nicht?
    Zuletzt wandte sich König Ludwig zornig an Radulfus. Schon vor vielen Jahren hatte er die Grundsätze der Rechtsprechung in dementsprechenden Ordonanzen festgelegt und sie durch seine Ermittlungsbeamten zur Anwendung bringen lassen, um nach dem Vorbild Gottes, des himmlischen Richters, mit Barmherzigkeit die Strenge des Gesetzes zu mildern und vor allem Gerechtigkeit auszuüben. Gerechtigkeit, die keinen Unterschied machte zwischen Adel, Klerus und gemeinem Volk.
    „Wie konntet Ihr zulassen, dass dieses Mädchen angeklagt wird, wo Ihr doch wusstet, dass sie unter meinem Schutz steht? Ihr habt es nicht einmal für nötig gehalten, mich zu informieren“, klagte er ihn öffentlich an.
    Unwillkürlich richteten sich die Augen aller auf den Bischof, der unbehaglich auf seinem Stuhl hin- und herrutschte.
    „Das Heilige Gericht der Inquisition ist zusammengekommen, um über ihre Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Die Aufklärung des Mordes an Bruder Gregor ist allein Sache der Kirche“, stieß er schließlich trotzig hervor. Sein Puls raste, und feine Schweißperlen traten auf seine Stirn.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Robert, wie erneut Bewegung in der Menge entstand, und als er sich umwandte, entdeckte er Bernard, der sich entschlossen nach vorne drängte, gefolgt von zwei Wachen, die einen Mann in einem dunklen Umhang zwischen sich führten. Das Gesicht des Mannes war im Schatten der Kapuze nicht zu erkennen, lediglich einige strohblonde Strähnen waren deutlich zu sehen.
    Atemlose Spannung machte sich in der Kathedrale breit, als Bernard mit blitzenden Augen vor das Tribunal trat.
    „Ich habe einen Zeugen, der beweisen wird, dass Robert de Forez und Marie Machaut unschuldig sind“, sagte Bernard mit fester Stimme und wies anklagend auf Radulfus. „Der Bischof von Bourges ist der wahre Mörder. Er hat Bruder Gregor in der Kapelle
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