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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge
Autoren: Carola Kickers
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beharrte er trotzig.
    „Schon dein Großvater und dein Vater haben von der Weltherrschaft geträumt, genau wie viele Sterbliche. Und wohin hat es sie alle gebracht? So etwas bringt nur Unheil. Egal, ob Mensch oder Vampir – sie sind alle tot. Du warst ein armer Schlucker und wärst es heute noch, wenn Thilo dich nicht gefunden hätte“, mahnte sie. „Und ich ihm nicht von dir erzählt hätte“, fügte sie noch leise hinzu. Kämpfte sie da wirklich um eine seelenlose, kalte Kreatur? War da nirgendwo in diesem hochmütigen Blick noch eine Spur des kleinen Jungen Bela?
    „Wenn schon, ich wusste damals, wie man überlebt und heute erst recht. Schau mich an!“ Er drehte sich wieder um. Ein Adonis, der in seiner Überheblichkeit und Maßlosigkeit viele Menschenleben fordern würde, stand vor Estelle. Wäre sie noch ein Mensch gewesen, nicht seine Mutter und zehn Jahre jünger, selbst sie wäre bei ihm schwach geworden.
    „Also schön, du hast es so gewollt“, sagte sie müder, hoffnungsloser Stimme und hob etwas in ihrer Hand hoch, das die Größe eines Handys hatte. Eine kleine LED-Leuchte blinkte in hektischem Rot.
     
    * * *
     
    Mehr schlecht als recht hatte Thilo Weinbach die acht jungen Leute in dem Landrover untergebracht und zwängte sich jetzt hinter das Steuer. Es blieb gerade noch genug Platz, um zu schalten. Sollte er nun zurück zum Schloss fahren oder zunächst die Kinder in Sicherheit bringen? Er zögerte.
    „Bitte, bringen Sie uns endlich hier weg!“, flehte eines der Mädchen mit weinerlicher Stimme. Immer noch stand die Angst in ihren Augen.
    Thilo atmete tief durch und startete den Wagen. Noch immer zweifelte er an seinem Tun, da erschütterte eine gewaltige Explosion den Hügel, hinter dem der Wagen stand. Steine flogen durch die Luft, prasselten auf das Wagendach, unter dem die Insassen sich zusammen kauerten. St. Annas war zwar außer Sichtweite, aber ein Feuerball kündete von der Stelle, an der das alte Gemäuer stand. Jetzt hielt Thilo nichts mehr. Er gab Gas und fuhr zurück in Richtung Schloss. Ein paar Pferde galoppierten in Panik über die Hügel. Thilo konnte ihnen gerade noch ausweichen.
     „Was machen Sie denn? Die werden uns alle töten!“, rief einer der Jungen aus.
     So weit er konnte, näherte Thilo sich dem Schloss. Er brauchte nicht einmal auszusteigen, um festzustellen, dass hier nichts mehr zu retten war. Jetzt fahrt ihr alle zur Hölle, dachte er nur. Die äußeren Mauern standen noch immer brennend wie ein Mahnmal in der Nacht. Die Flammen schlugen aus den leeren Fensterhöhlen. Das Innere des Anwesens hatte der Erdboden verschluckt, im wahrsten Sinne des Wortes, denn das gesamte Kellergewölbe war komplett eingestürzt. Das würde kein Vampir überlebt haben, soviel schien sicher. Resigniert wendete Thilo den Rover und fuhr in Richtung der nächstgelegenen Stadt.
     
    * * *
     
     „Sie wollen also Ihren Dienst bei uns wieder aufnehmen“, sagte der Dezernent des Mordkommissariats der Kripo Berlin zu Thilo Weinbach, der wie ein Schuljunge vor ihm stand und um seine Wiederaufnahme in den Polizeidienst gebeten hatte.
    Seinem Vorgesetzten hatte Thilo erklärt, dass er auf eigene Faust auf der Jagd nach Drogendealern gewesen war, die er im Verdacht hatte, die mittlerweile für tot erklärte Evi Fischer auf dem Gewissen zu haben. Der Leiter der Mordkommission winkte ab.
    „Ich nehme mal an, sie hatten Ihre persönlichen Gründe für Ihr Austreten, und ich will diese auch gar nicht so genau wissen. Wir werden Sie natürlich nicht zu Ihrem letzten Gehalt einstellen, obwohl Sie mit über Fünfzig bereits einen höheren Rang innehaben könnten“, die Stimme von Ralf Schneider klang dabei fast vorwurfsvoll.
    “Zunächst einmal werden Sie wieder Ihren alten Posten übernehmen. Ich hoffe, es ist Ihnen klar, dass es für Beförderungen fast ein bisschen zu spät ist. Sie können jetzt zurück an Ihren alten Schreibtisch – und machen Sie die Türe hinter sich zu.“ „Natürlich, Herr Schneider“, gab Thilo zur Antwort. Im Grunde war ihm das Alles ziemlich egal. Er hatte die Predigt des Dezernenten kaum wahrgenommen, und das mit der Beförderung war ihm sowieso nicht wichtig.
    Nach dem Alptraum, der ihn um die halbe Welt geführt und mit Dingen konfrontiert hatte, die seine ganze Realität veränderten, freute er sich fast wieder auf einen geregelten Alltag und sein langweiliges, spießiges Leben. So hatte Evi es damals genannt.
    Abgesehen von seiner gestiegenen
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