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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge
Autoren: Carola Kickers
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stieß er ab und zu irgendwo an und fluchte leise.
    Plötzlich stoppte Estelle und hielt warnend den Finger an den Mund. „Wir sind nicht allein. Ich höre Stimmen“, flüsterte sie.
    „Deine Freunde?“, fragte Thilo ebenso leise zurück.
     „Nein, Menschen. Die müssen wir irgendwo eingesperrt sein.“
    „Das hat uns gerade noch gefehlt!“
    „Komm!“, befahl sie ihm und führte ihn zu den Kerkern, in denen auch sie Monate zugebracht hatte. Immer noch brannten Pechfackeln an den Wänden der Gänge in diesem Bereich des Gewölbes. Sie warf einen Blick durch die kleinen Eisengitter in den Holztüren.
    „Das sind fast noch Kinder!“ wandte sie sich zu dem ehemaligen Kommissar um.
    „Na toll, und was machen die hier?“, fragte dieser. Mit dieser Komplikation hatte er nicht gerechnet. „Die sind als Mahlzeit gedacht. Wir müssen sie hier raus holen, bevor man sie nach oben bringt. Sonst haben sie keine Chance, zu überleben.“
    Estelle rüttelte an dem Eisenbeschlag, der durch ein Vorhängeschloss gesichert war. Mit ihrer ganzen Kraft als Vampirin zog sie den Beschlag aus dem Holz.
    „Manchmal bin ich echt froh, dass du kein Mensch mehr bist“, unkte Thilo und warf einen Blick in den Keller. Im Schein seiner Taschenlampe drängten sich die acht Jugendlichen ängstlich aneinander.
    „Los, kommt schon, wir bringen euch hier weg. Schnell, beeilt euch“, fuhr er die jungen Leute an. Die ließen sich das nicht zweimal sagen.
    „Und was jetzt?“, fragte Thilo Estelle fast hilflos.
    „Du bringst die Kids raus, ich bringe das hier zu Ende und komme nach.“
    „Kommt nicht in Frage!“
    „Oh doch, du gehst den Gang zurück, dann zweimal links, und du bist wieder im Kohlenkeller. Und jetzt mach, dass du weg kommst!“ Estelle duldete keinen Widerspruch mehr, huschte in einen der dunklen Seitengänge und verschmolz mit den Schatten. Da stand Thilo Weinbach nun mit acht verschüchterten Jugendlichen, die ihn hilfesuchend anblickten.
    „Also los, ihr habt es gehört!“, gab er das Kommando und versuchte, zuversichtlich zu klingen. Noch einmal warf er einen kurzen Blick zurück in die vom Fackelschein unterbrochene Dunkelheit.
     
    * * *
     
    In knapp zwei Stunden würde es dunkel werden und traditionell würde die Vampirhochzeit bei Nacht stattfinden. An den Säulen des Hauptkellers, von dem alle weiteren Gänge abzweigten, brachte Estelle die Dynamitstangen an, versah sie mit elektrischen Zündern. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. Die Reichweite der Elektronik würde allerdings nicht ausreichen, um die Zünder von außerhalb des Schlosses zu aktivieren, dessen war sich Estelle bewusst.
     
    Inzwischen half Thilo den Jugendlichen einem nach dem anderen, aus dem schmalen und schmutzigen Schacht zu klettern, der ziemlich steil nach oben führte. Runter war es da einfacher gewesen. Thilo selbst zögerte noch, den Keller zu verlassen. Er machte sich Sorgen um die tapfere Vampirin, die er zurückgelassen hatte. Irgendwie sah er immer noch seine Kollegin und seinen früheren Schwarm in ihr. Aber diese Kinder brauchten ihn. Zuguterletzt zogen zwei Jungs gemeinsam den Kommissar aus dem Schacht, der sich dabei irgendwie unsportlich vorkam. Es war bereits dunkel und die hohen Schatten des Schlosses gaben ihnen Deckung. Thilo musste sie zumindest bis zum Wagen bringen, und das bedeutete noch ein gutes Stück Fußweg.
     
    Lady Rilana hatte durchaus den leichten Widerwillen gegen ihre Verbindung bei dem jungen Vampir Bela gespürt. Bevor er es sich anders überlegen würde, fasste sie einen Plan. Ungeachtet der unten wartenden Gäste betrat sie die Bibliothek, wo er unruhig nach dem Wagen seines Vaters Ausschau hielt. Sie trug ein knielanges, purpurnes Kleid aus schimmerndem Stoff, der jede ihrer eleganten Bewegungen unterstrich. Die langen, schwarzen Haare waren hochgesteckt und mit Perlen durchwirkt. Die zierliche Zigeunerin hatte immer noch den herrschaftlichen Glanz vergangener Zeiten an sich. Eine schöne Frau, das musste selbst der ganz in Schwarz gekleidete Bela zugeben, als er sich kurz umwandte. Er hatte das lange Haar zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden und glich einem Prinzen aus dem 18.Jahrhundert.
    Aber war ihm das genug, um die Ewigkeit mit ihr zu verbringen? Wieder kamen Zweifel in ihm hoch. Wie ein Echo hallten diese in Rilanas Gedanken wider. Für diesen Zweck hatte sie etwas ganz besonderes in ihrer kleinen schwarzen Abendhandtasche mitgebracht.
    Etwas, das den jungen Kater gefügig machen
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