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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge
Autoren: Carola Kickers
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Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt. Nachdem Ruben sie freigelassen hatte, war sie aus dem Gefängnis gerannt, immer den Gang entlang bis zu einer ungesicherten Steintreppe. An deren Ende befand sich eine hölzerne Pforte, die sich ohne weiteres öffnen ließ. Wieder ging es einen schmalen Gang entlang, bis sie in die Eingangshalle von St. Annas gelangte.
    Alte Gemälde in schweren, vergoldeten Rahmen hingen überall an den Wänden. Hohe Kerzenständer und Kronleuchter beleuchteten die Halle und die angrenzenden Räume, die wohl als Salons für Gesellschaften dienten. Alle diese Türen standen weit offen – bis auf die Eingangstür. Gemeißelte Statuen von Drachen aus edlem Marmor bewachten die Freitreppe zum Obergeschoss. Aber da wollte das Mädchen gar nicht hin.
    Sie lief schnurstracks zu den geschlossenen Flügeltüren des Eingangs, rüttelte mit aller Kraft an den Pforten, hämmerte mit ihren kleinen Fäusten dagegen, rief immer wieder um Hilfe. Alles um sie herum blieb still. Erschöpft ließ sie sich zu Boden gleiten, kauerte sich zusammen und weinte still vor sich hin.
     
    Eine sanfte Stimme rief plötzlich ihren Namen. Die junge Frau hob den Kopf. „Ist da wer?“ rief sie zurück in die leere Halle. „Angela!!!“ Wieder diese zärtlich-lockende Stimme, die Schutz und Hoffnung versprach. Das hübsche Mädchen mit den Rehaugen stand auf, blickte sich suchend um. Die Stimme wurde klarer, und sie schaute nach oben zur Freitreppe hoch.
    Dort erhob sich eine Gestalt wie ein Engel mit langen, goldleuchtenden Haaren, einem fast mädchenhaften Gesicht und der durchtrainierten Figur eines jungen Mannes mit schimmernd brauner Haut. Angela starrte die Erscheinung nur an. Sie starrte in diese tiefbraunen Augen mit den langen Wimpern. Augen, die ihren Willen zum Erlöschen brachten.
    Bela trug ein transparentes, weißes Hemd und eine dunkelbraune Hose mit gleichfarbigen Stiefeletten. Ein goldfarbener Gürtel betonte die schmalen Hüften.
    Er kam Angela vor wie ein Gott, als er mit geschmeidigen Schritten die Treppenstufen hinunterging. Ein Panther auf der Jagd.
    Er näherte sich ihr mit ruhigen Schritten, und sie wich fast ehrfürchtig zurück, bis sie das schwere Eingangsportal mit den Eisenbeschlägen im Rücken spürte. „Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?“, fragte er leise. Sein jungenhaftes Lächeln ließ nichts Böses ahnen.
    Angela begann dennoch, zu zittern. „Nein, hab ich nicht! Ich möchte nur nach Hause“, flehte sie, doch ihre Stimme schwankte. Sein Lächeln vertiefte sich, als er die Hand ausstreckte, um über ihre braunen Locken zu streichen. Mit dem Zeigefinger fuhr er die Linie ihres Halses nach bis zum Schulteransatz, folgte dem Ausschnitt ihres Kleides, unter dem ihre kleinen, festen Brüste zu spüren waren.
    Mit der linken Hand umfasste er sie und zog sie fest an sich heran. Er konnte den Atem spüren, der ihm das Leben versprach. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen starrte das Au-Pair-Mädchen ihn immer noch an. Er küsste sie sanft auf den Mund. Ein Kuss, den sie nur zaghaft erwiderte. Er spürte, wie unerfahren sie war.
    „Zu schade“, sagte er dann leise.
    „Was ist schade?“, fragte die Kleine unsicher.
    „Dass ich so einen wahnsinnigen Durst habe. Ich würde mich sonst gerne mit dir vergnügen!“, war die eisige Antwort. Dabei entblößte er die langen, weißen Eckzähne und schlug sie erbarmungslos in ihre ungeschützte Kehle. Die leere Hülle ließ er anschließend achtlos fallen und wandte sich ab.
    Morgen früh würden die bediensteten Leftovers die Leiche entsorgen und der Loge über seinen Erfolg berichten. Es war so einfach gewesen. Sterbliche waren keine wirkliche Herausforderung!
    Mit einer Hand wischte sich Bela Stark die blutigen Lippen ab, nahm einen tiefen Atemzug und breitete die Arme aus wie ein siegreicher Feldherr. „Hier bin ich!“, hallte seine Stimme in den leeren Räumen. Aus ihm sprachen der Größenwahn seiner Familie und die Droge, die er mit Angelas Blut das erste Mal gekostet hatte. Er lachte und dieses wilde Lachen schallte von den Wänden zurück. Die Hölle hatte einen neuen Engel!
    In Belas Adern toste das frische, erste Blut als Vampir, schärfte seine Sinne auf das Äußerste. Er hörte sogar das Kratzen und Schaben der Ratten in den Kellern. Und er hörte eine Stimme, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gehört hatte! Seine Mutter rief nach ihm!
    Bela Stark eilte hinunter in die Kellergewölbe, getrieben von einer Mischung aus
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