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Die Blumenwiese am Auge des Himmels

Titel: Die Blumenwiese am Auge des Himmels
Autoren: Willi Meinck
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sagte der Präsident. „Werfen Sie ihn ins Mondscheinzimmer.“
    „Ich pro-protestiere!“ rief der Detektiv. Aber das nützte ihm nichts.
    „Miller hat nichts weiter verraten“, sagte der Profi. „Wirklich nicht.“
    Ella Pie sah ihn durchdringend an. „Verschwinden Sie!“ sagte sie.
    „Und wohin?“
    „Um sieben Uhr Abflug. Klar?“
    „Klar!“ rief der Profi, legte die Hand an die Stirn und verabschiedete sich.
    „Adjutant!“
    „Exzellenz?“
    „Folgen Sie ihm und achten Sie darauf, daß er sich nicht wieder betrinkt!“
    „Zu Befehl! "
    Die Kirchturmglocke schlug zweimal: drei Uhr dreißig. Wenn der Präsident sein Wort gehalten hatte, mußte Kügelchen schon frei sein und im Restaurant zur Güte und Schönheit auf sie warten. Ella Pie zweifelte nicht. Bujabäß war zuverlässig. Doch bevor sie ihn verließ, hatte sie noch eine Frage an ihn.
    „Exzellenz?“
    Der Präsident runzelte die Stirn.
    „Warum so förmlich, Ella Pie?“
    „Bevor ich Sie verlasse, noch eine Frage.“
    „Fragen Sie. Fragen Sie ohne Umschweife.“
    „Was hat es mit dem Mondscheinzimmer auf sich?“
    Der Präsident wurde ernst. Lange schwieg er. Dann sagte er: „Also gut. Sie sollen wissen, daß ich Ihnen vertraue. Das Mondscheinzimmer ist ein Gewölbe, in dem die Fische gelagert werden. Wie Sie sich denken können, riecht es dort sehr streng. Auch ist es unheimlich und kalt, tief unter der Erde.“ „Armer Kügelchen“, sagte Ella Pie.
    „Er ist frei“, sagte der Präsident. „Und die Köchin werde ich zur Rechenschaft ziehen.“
    „Aber woher kommt der Name? Mondscheinzimmer?“ „Es hat sieben runde Fenster. Die Fische, bei Vollmond gefangen, werden in das Gewölbe gebracht und eine bestimmte Zeit den Strahlen des Mondes ausgesetzt.“
    „Interessant“, sagte Ella Pie. „Und was geschieht, wenn der Mond nicht scheint?“
    „Sie fragen zuviel“, erwiderte der Präsident.
    „Vertrauen Sie mir nicht?“
    „Doch. Sie wissen ja, ich bin Ihr Freund. Die Lagerung der Fische ist nur ein Teil des Geheimnisses. Was die Zusammensetzung der Kräuter und Gewürze betrifft, so bin ich zu strengstem Stillschweigen verpflichtet.“
    „Ich weiß, Bujabäß.“
    „Grüßen Sie Kügelchen und unterbreiten Sie ihm mein Angebot.“
    Der Präsident geleitete die Zauberin zur Tür und küßte ihr die Hand.
    „Noch eine letzte Frage, bevor ich Sie verlasse, Präsident.“
    „Bitte?“
    „Haben Sie schon einmal etwas von einer Blumenwiese am Ufer eines klaren Gebirgssees gehört?“
    „Merkwürdig“, sagte Bujabäß. „Die gleiche Frage hat mir Enkidu gestellt. Er hat mir sogar den Namen des Sees genannt. . .“ Der Präsident dachte nach, und die Zauberin wagte kaum zu atmen.
    „Erinnern Sie sich doch“, drängte sie.
    „Tut mir leid“, sagte Bujabäß. „Es ist schon zu lange her. Ich werde Vera Zwo mit den Nachforschungen beauftragen.“

    „Fällt Ihnen denn gar nichts ein?“ fragte die Zauberin. „Doch“, sagte der Präsident. „Zwei Wörter: ,Auge‘ und ,Himmel. Mehr weiß ich nicht.“
    „Hm, wenigstens etwas“, sagte Ella Pie. „Ich danke Ihnen, Präsident. Vielleicht wissen Sie mehr, als Sie sagen wollen.“
    Bujabäß lächelte. „Vielleicht“, sagte er. „Sie sollten in Richtung Perlzwiebelinsel weiterfliegen.“
    Kügelchen wartete bereits vor dem Restaurant zur Güte und Schönheit neben dem Siebenten Stadttor. Er hatte nicht gewagt hineinzugehen, weil seinen Kleidern noch der Fischgeruch des Mondscheinzimmers anhaftete. Sie gingen in den Kabeljaupark, nicht weit vom Marktplatz, und setzten sich auf eine Bank neben dem Musikpavillon. Um diese späte Nachmittagsstunde waren nur wenige Leute hier. Es war wundersam still, wie verzaubert. Die Wege waren mit weißem Kies bestreut, gesäumt von blühenden Hibiskussträuchern, und in der Mitte des Rasens plätscherte ein Springbrunnen.
    Kügelchen atmete die reine Luft ein, dehnte sich und sagte: „Ein glückliches Land.“ Und es schien, als habe er die Stunde im Mondscheinzimmer vergessen. Trotzdem dachte er an die Köchin vom Dienst, die anfangs so freundlich gewesen war. Als sie ihn freigelassen hatten, war sie an seiner Stelle eingesperrt worden. Er konnte sich das nicht erklären und fragte Ella Pie um Rat. Sie ging jedoch nicht darauf ein, sondern berichtete ihm vom Empfang im Präsidentenpalast.
    „Was wird mit ihr geschehen?“ fragte Kügelchen, der nur mit halbem Ohr hingehört hatte.
    „Mit wem?“ fragte sie.
    „Mit der Köchin vom
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