Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Blumenwiese am Auge des Himmels

Titel: Die Blumenwiese am Auge des Himmels
Autoren: Willi Meinck
Vom Netzwerk:
seit Jahrtausenden nach der Pflanze forschten. Zuerst hatte sich der Sumerer Enkidu, ein Gefährte des Königs Gilgamesch, auf den Weg gemacht. Und wie es hieß, suchte er noch heute nach der Pflanze Als-Greis-wird-der-Mensch-wieder-jung an allen Plätzen der Erde. Wie Ella Pie erfahren hatte, sollte sie auf einer Blumenwiese am Ufer eines klaren Gebirgssees zu finden sein. Leider konnte ihr niemand sagen, wo sich diese Wiese befand. Sie konnte in Afrika, Asien, Amerika liegen,

    zwischen eisigen Gletschern verborgen, vielleicht sogar in dem hurzeligen Europa, wer weiß? Sie konnte hier oder dort sein. Die Erde war, aus großer Entfernung gesehen, zwar winzig klein, aber wenn man etwas auf ihr suchte, erschien sie einem doch ziemlich groß mit ihren Wäldern, Wiesen, Ozeanen und Gebirgen. Nein! Mit Zauberei allein war da wirklich nichts zu machen. Vielleicht hatte sie Glück gehabt mit dem Naturwissenschaftler an Bord. Hoffentlich war er nicht beleidigt, weil sie ihn so kurz abgefertigt hatte.
    Ella Pie wurde müde und machte ein Nickerchen, bis sie von der Stimme des Flugkapitäns geweckt wurde. „Wir befinden uns über Lawinia. Bitte um Landeerlaubnis.“
    Ella Pie schreckte auf, war aber sofort hellwach und befahl zu landen. Das Flugzeug durchstieß die Wolken, drehte drei elegante Runden und setzte sanft auf einem Stoppelfeld auf. Die Zauberin ging zum Kapitän in die Flugzeugkanzel und sagte: „Sie können weiterfliegen, aber um sieben Uhr müssen Sie wieder zurück sein.“
    „O kee“, erwiderte der Flugkapitän und zwinkerte ihr zu. „Schönen Gruß auch an den König.“

Das zweite Abenteuer
    Der Palast lag auf einem Berg, und rings um den Berg standen andere Berge mit Reisfeldern und Teesträuchern. Auch Palmen waren da und eine Menge Elefanten und Affen. Nicht zu vergessen die Tiger und Wasserbüffel. Von den Menschen ganz zu schweigen, die auf den Feldern arbeiteten. Überall standen Badewannen herum, und wenn der

    König gute Laune hatte, gingen die Arbeiter einfach weg und legten sich in eine Wanne mit kaltem Wasser. Männlein und Weiblein erfrischten sich dann, sooft sie Lust hatten. Manchmal lag auch ein Elefant oder ein Wasserbüffel in der Badewanne. Tiger seltener. Als Ella Pie genauer hinsah, entdeckte sie Tonröhren, durch die das kalte Wasser in die Badewannen sprudelte. Da wußte sie, daß sie im Königreich der Klempner war, und machte sich nur wenig Hoffnung.
    Der Palast war grau und häßlich. Sie müßten ihn einmal weiß anstreichen, statt sich dauernd in der Badewanne herumzusielen, dachte Ella Pie. Neben ihr hüpfte bei jedem Schritt eine glitzernde Kugel über die Steine: klick-klick-klick-klick! Zuerst kümmerte sich Ella Pie nicht um das Geräusch. Als sie jedoch den Berg hochging, kam es ihr komisch vor.
    „Hau ab!“ sagte sie und stieß nach der Kugel, die nicht größer als eine Murmel war. Da hörte sie Kichern und eine Stimme: „Laß das sein, Ella Pie. Ich bin zu deinem Schutz mitgekommen.“ Es war Herr Kügelchen, der Naturwissenschaftler.
    „Na gut“, sagte Ella Pie. „Dann komm eben mit.“
    Die Zauberin verbarg ihre Überraschung, so gut sie konnte. Insgeheim jedoch war sie froh, einen Verbündeten zu haben, der sich in eine silberne Kugel verwandeln konnte. Ehrlich gesagt, hätte sie das der Naturwissenschaft gar nicht zugetraut. Ihre Hochachtung vor Herrn Kügelchen stieg. Wahrscheinlich hatte er die Elektronik zu Hilfe genommen, die ja heutzutage alles Unmögliche zustande brachte. Zauberei plus Wissenschaft, dachte sie. Vielleicht brauchte man beides, um zum Ziel zu kommen?
    Der letzte Anstieg war felsig und steil. Die Sonne brannte verdammt heiß, so daß Ella Pie angst und bange wurde. Ein Glück, daß überall das kalte Wasser in die Badewannen sprudelte.
    Ella Pie wischte sich den Schweiß von der Stirn und beschloß, ein Bad zu nehmen. Inzwischen war Herr Kügelchen schon so groß wie ein Tennisball geworden und bestand aus purem Silber.
    „Bitte gehen Sie hinter den Strauch mit den weißen Blüten“, sagte Ella Pie.
    „Wie Sie wünschen“, sagte der Naturwissenschaftler. „Es handelt sich um Jasmin. Ein süßer, betäubender Duft.“
    Ella Pie zog sich aus, legte ihre Stewardeßkleidung zusammen und ließ sich in das kalte Wasser plumpsen. Plötzlich bekam sie einen elektrischen Schlag und sah vom Palast eine Rakete auf sich zukommen.
    „Achtung!“ rief Herr Kügelchen, sprang hoch und schoß auf die Rakete zu. Es gab einen furchtbaren Knall in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher