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Die Blumenwiese am Auge des Himmels

Titel: Die Blumenwiese am Auge des Himmels
Autoren: Willi Meinck
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Doppeldecker.“
    „Bereits bekannt. Sonst noch was?“
    „Drei Personen auf einer Wolke niedergekommen. Eine Frau, ziemlich dick, ein magerer Herr im grünen Lodenmantel, ein Profi.“
    „Besondere Vorkommnisse?“ fragte der Erste Adjutant. „Drei Kännchen Kakao, dazu Torte mit Schlagsahne. Der Profi hat noch einen Eisbecher mit Früchten und Rum bestellt.“
    „Das ist wichtig. Ich danke Ihnen, Vera Zwo.“
    Das Gesicht des Ersten Adjutanten verschwand vom Bildschirm, und es herrschte wieder Stille, bis auf das Klappern des Geschirrs und das Zischen der Espressomaschine. Um diese Stunde waren nur wenig Gäste im Cafe Legende.

    Philipp Egon Müller wartete auf dem Marktplatz. Den Vollbart hatte er abrasiert. Auch die kugelsichere Weste hatte er im Flugzeug zurückgelassen. Er hatte genügend Zeit zum Warten. Einmal mußten sie ja kommen. Da erblickte er den Profi, trat auf ihn zu und bat ihn um Feuer.
    „Nichtraucher“, sagte der Profi. Noch schöpfte er keinen Verdacht, denn der Detektiv unterschied sich in nichts von den Bürgern des Landes.
    „Darf ich Sie zu einem Glas Wein einladen?“ fragte der Detektiv.
    Rings um den Marktplatz gab es kleine, feine Lokale, es summte von Stimmen, duftete nach edlen Getränken und nach Fischsuppen mit würzigen Kräutern, so daß man eine Einladung nicht abschlagen konnte.
    „Warum nicht?“ meinte der Profi.
    Sie verschwanden hinter einem Perlenvorhang und setzten sich an einen leeren Tisch. Hier machte der Detektiv einen entscheidenden Fehler. Er holte eine Schachtel Streichhölzer aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Der Profi stutzte. Doch bevor er etwas sagen konnte, standen zwei Gläser Wein auf dem Tisch. Der kleine, drahtige Kellner war unheimlich flink. Er fuhr einen Schirokko, hatte eine teure Braut und brauchte viel Trinkgeld.
    „Wie heißen Sie?“ fragte der Profi. „Etwa Müller?“
    „Trinken wir erst einmal“, sagte der Detektiv und winkte dem Kellner, der schon die nächsten beiden Gläser auf dem Tablett hatte.
    „Prost, mein Freund. Auf einem Bein kann man nicht stehen.“
    Sie tranken.
    „Philipp Egon?“ fragte der Profi, schon ein wenig lallend. Auf dem Herd aus gemauerten Natursteinen dampfte ein

    Kessel mit Fischsuppe. Nach dem fünften Glas Wein wurde die Welt für den Profi ungeheuer lustig, und er beschloß, den Detektiv listig zu umgarnen.
    „Philipp Egon Müller“, murmelte er.
    „Nicht Müller“, rief der Detektiv. „Miller, mit i, wenn ich bitten darf.“
    „Dein Glück!“ sagte der Profi und schlug dem anderen auf die Schulter. „La-la-laß uns noch einen trinken.“
    Während die beiden in dem kleinen, feinen Lokal hinter dem Perlenvorhang saßen, hatte sich Herr Kügelchen in die Küche begeben, wo Fische, Kräuter und andere Zutaten für die Betriebe und den Präsidentenpalast zubereitet wurden. In dieser Beziehung gab es keine Unterschiede. Die Fischer, Kellner, Frisösen, Heizer, Elektriker, Bauern, Handwerker, Arbeiter, Pastoren und Maler erhielten die gleiche Kost wie der Präsident und seine Adjutanten. Der Naturwissenschaftler war zu einer ungünstigen Zeit gekommen. Die sechzehn Köchinnen saßen gerade beim Kaffeetrinken. Trotz des frisch gebrühten Kaffees roch es ziemlich stark nach Fisch, aber das war nicht zu vermeiden.
    Herr Kügelchen bat, die Köchin vom Dienst sprechen zu dürfen, mußte aber auf einem Stuhl in der Ecke warten, bis die Kaffeepause beendet war.
    Nach einer Stunde eifrigen Erzählens ihrer Familiengeschichten durfte er der Köchin vom Dienst in das Hauptbüro folgen. Von hier aus gelangten die Fischsuppen auf elektronischem Weg ohne Verzögerung in die Betriebe und in den Präsidentenpalast.
    „Darf ich Ihren Ausweis sehen?“ fragte die Köchin. Sie war schlank, blond und wirkte in ihrer hohen weißen Mütze größer, als sie in Wirklichkeit war. Vor einem Monat war sie geschieden worden.
    „Ich bin Naturwissenschaftler“, sagte Herr Kügelchen wahrheitsgemäß. „Einen Ausweis besitze ich nicht.“ „Hm.“ Die Köchin überlegte. „Ich schätze Naturwissenschaftler“, sagte sie dann. „Sind Sie verheiratet?“
    „Nein“, sagte Herr Kügelchen. „Es handelt sich um die Zubereitung Ihrer Fischsuppen, besonders um die Gewürze und Kräuter.“
    Die Köchin sah sich um. Sie waren allein in dem nüchternen Hauptbüro mit den vielen Instrumenten, Schaltern, Knöpfen und Videophonen. Das einzige Möbelstück war ein altes Sofa zum Ausruhen. Bemerkenswert war noch
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