Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Blumenwiese am Auge des Himmels

Titel: Die Blumenwiese am Auge des Himmels
Autoren: Willi Meinck
Vom Netzwerk:
machen.“
    „Die ganze Bande“, sagte der Präsident. „Wenn Sie gestatten, nehmen wir erst einmal einen Drink.“
    Er läutete mit einer zierlichen Glocke.
    Die Kellnerin mit den blauen Haaren und silbernen Lidschatten brachte zwei Gläser Zitronensaft. Als sie wieder hinausging, lächelte sie.
    „Meine beste Kraft“, sagte der Präsident. „Unauffällig und bescheiden.“
    Sie tranken und traten ans Fenster. Bujabäß zündete sich eine Zigarre an, atmete den würzigen Rauch ein und blies ihn mit gerundeten Lippen wieder aus.
    „Bei uns gibt es die Pflanze nicht“, sagte er. „Vor kurzem war Enkidu hier und hat jedes Fleckchen Erde abgesucht. Sie wissen, wie lange er schon unterwegs ist?“
    „Seit Jahrtausenden“, sagte Ella Pie. „War Utnapischtim bei ihm?“
    „Ja. Ich habe ihn als Kapitän eingestellt.“
    „Geniale Idee, Exzellenz. Und was ist mit Enkidu?“ „Tot.“
    „Schade“, sagte Ella Pie. „Er war ein tapferer Mann.“ „Ein Held“, sagte der Präsident.
    Sie schwiegen in stillem Gedenken. Die Kirchturmuhr schlug dreimal.
    „Wußten Sie, daß Kügelchen als berühmtester Forscher den Weltpreis für Physik erhalten hat?“ fragte der Präsident. „Er wird in meine Dienste treten.“
    Ellas Augen begannen zornig zu funkeln.
    „Sie wollen ihn zwingen?“ fragte sie.
    Der Präsident hob abwehrend die Hände. „Beruhigen Sie sich, Ella Pie. Selbstverständlich werde ich ihn nicht zwingen.“
    „Warum halten Sie ihn dann im Mondscheinzimmer gefangen?“
    „Ein Irrtum der Köchin vom Dienst.“
    „Ein Irrtum?“ fragte Ella Pie mißtrauisch.
    „Vielleicht auch Absicht. Die Köchin ist seit ihrer Scheidung noch ein bißchen durcheinander.“
    „Lassen Sie ihn sofort frei, Exzellenz.“
    „Unter einer Bedingung!“
    „Und die wäre?“
    „Sie unterbreiten Kügelchen mein Angebot, für hunderttausend Ramdas Präsident der Akademie für Kräuter, Gewürze und Süßwasserfische in Ramdamedes zu werden.“ „Im Jahr?“ fragte Ella Pie.
    „Monatlich.“
    „Das ist großzügig, Präsident.“
    „Kügelchen ist frei“, sagte Bujabäß und küßte Ella Pie die Hand. „Kommen Sie heute abend zu mir, zu einem kleinen Imbiß?“

    „Tut mir leid, Bujabäß, aber um sieben ist Abflug.“
    In diesem Augenblick hörten sie vor dem Präsidentenpalast heftigen Wortwechsel, zwei peitschende Schüsse und einen Schrei. Sie eilten ans Fenster und sahen den Profi, der dem Detektiv den Arm auf den Rücken drehte. Die Warnschüsse hatte der Adjutant abgegeben. Bujabäß öffnete das Fenster und befahl, die beiden heraufzubringen.
    „Sie wollen sie selbst verhören?“ fragte Ella Pie. „Warum nicht?“
    „Beide sind stockbetrunken.“
    „Um so besser.“
    Der Profi und Müller wurden ins Zimmer gestoßen. Sie hatten ihren Streit vergessen und sangen. Der Adjutant stellte sie an die Wand.
    „Schnauze halten!“ befahl er.
    „Na-na-na-na!“ rief der Profi. „Was’n hier los?“
    „Sie befinden sich bei Seiner Exzellenz, dem Präsidenten.“
    Die scharfe Stimme ernüchterte die beiden. Der Detektiv sah sich um und schrumpfte. Und der Profi holte seine hundert Ramdas aus der Tasche, die er von Ella Pie bekommen hatte.
    „Die Zeche hat Müller bezahlt“, sagte er.
    „Nehmen Sie sich zusammen“, sagte Ella Pie.
    „Zu Befehl“, sagte der Profi. „Er hat nichts verraten. Nur daß er Miller heißt und nicht Müller.“
    „Vermutlich Tarnung, Exzellenz“, warf der Adjutant ein.
    „Gestehen Sie, für Halskette zu arbeiten?“ fragte der Präsident.
    Egon Philipp Müller, alias Miller, richtete sich auf. Noch war die Wirkung des edlen Weins nicht verflogen.
    „Durchsuchen!“
    Der Adjutant fand einen Ausweis in einer Tasche des grauen Anzugs.
    „Sonst nichts?“ fragte der Präsident.
    „Nichts, Exzellenz.“
    „Geben Sie her.“ Der Präsident hielt das Dokument gegens Licht. „Tatsächlich. Stempel und Lichtbild sind echt. Er heißt Miller.“
    „Wir könnten ihn ein bißchen foltern“, sagte der Adjutant.
    „Am besten hinrichten!“ rief der Profi.
    Der Präsident befahl ihnen zu schweigen. Ella Pie beobachtete das Verhör aus dem Hintergrund. Noch war sie sich nicht klar, ob es sich lediglich um einen Racheakt wegen des Vorfalls am Kilimandscharo handelte. Es konnte Zufall gewesen sein, aber es konnte auch sein, daß Halskettes Hintermänner die Pflanze in ihren Besitz bringen wollten, um damit Riesensummen Geld zu verdienen.
    „In meinem Land wird nicht gefoltert“,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher