Die Blume der Diener

Hände gehabt.
    Lionel wurde es trotz Regen und Gespenstern leichter ums Herz. Elinor und er waren sich ähnlich, denn sie beide liebten Phantome. War das nicht sogar ihrer beider Rettung? Sodom war wegen seiner verbotenen Lust niedergebrannt worden, aber es gab kein biblisches Verbot der Liebe zu einer Idee. Sicherlich würde die Harmonie der Natur nicht gestört, wenn König Lionel von Albia einen Geist liebte. Sein Körper hingegen würde Lissaude gehören. Er wäre ein kläglicher Herrscher, wenn er nicht einmal die Gelüste seines Körpers beherrschte.
    Feierlich küsste Lionel den Ring und schwor, ihn als Williams Liebesgabe für sich zu behalten. Für Lissaude reichte ein gewöhnlicher Ring.
    Zwischen den Gerüchen von Schlamm und feuchtem Gras bemerkte Lionel den scharfen Duft des Wacholders. Er bückte sich und pflückte eine wächserne, bläuliche Frucht von einem der Büsche, hielt sie sich an die Nase und fragte sich, ob William ein Rezept für den Trank hinterlassen hatte, der die Bewohner von Galentia angeblich bei so wunderbarer Gesundheit hielt. Lionel benötigte ein Heilmittel ebenso dringend wie sein leidendes Land. Vielleicht würden er und Lissaude einander in ihrer Hochzeitsnacht mit einem Wacholdersud statt mit Wein zuprosten. Wenn seiner Braut das Getränk zu bitter oder zu stark war, würde Lionel ihr erklären, dass eine der natürlichen Eigenschaften des Wacholders die Beförderung der Fruchtbarkeit sei. Das Rezept für diesen Trank habe er von Lady Flower erhalten – der geachteten Kräuterdame, die früher einmal königliche Haushofmeisterin von Albia gewesen war.