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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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aus Tausenden von Technologien diejenigen ausgesucht, die unter den hiesigen Bedingungen für die Reproduktion der Roboter geeignet waren. Viele Jahrzehnte mußte diese Arbeit gedauert haben, Tondo wußte diesen Zeitraum irgendwie, er „fühlte“ ihn, obwohl auch das nicht das richtige Wort dafür war. Und schließlich – einige Mitglieder der Besatzung waren schon gestorben –, schließlich erschien der erste Roboter, den die Roboter selbst reproduziert hatten…
    Wieder verloschen die Bilder und Töne. Tondo fühlte sich plötzlich allein, schrecklich allein. Er bemerkte, daß er nicht mehr genau wußte, in welcher Welt er wirklich lebte, ob er die Zukunft oder die Vergangenheit geträumt hatte, und er bekam Angst, heftige Angst, die ihn wie ein wildes Tier anfiel. Mit aller Willenskraft versuchte er aufzutauchen, die Rückgabe seiner Persönlichkeit von der Kuppel zu erzwingen. Er spürte seine Glieder nicht mehr, er wollte sie bewegen, nahm aber auch die Bewegung nicht wahr, er fühlte, daß die Bilder gleich wiederkommen würden, er wehrte sich dagegen, aber das nützte nichts, nach und nach erlahmte sein Widerstand und…
    Was er nun vernahm, waren nicht Bilder und Töne, sondern Gedanken und Emotionen – das, was die letzten Kosmonauten der „Cotopaxi“ am Ende ihrer Tage dachten und fühlten. Das vorherrschende Gefühl war Hoffnung, und die Gedanken bewegten sich in die Zukunft. Es waren Gedanken von großer Allgemeinheit. Die Konstruktion der Roboter und ihrer Gehirne reichte sicherlich aus für die Bewältigung der gesellschaftlichen Vorgeschichte bis hin zur klassenlosen Gesellschaft. Und dann würden sich, wenn es nötig sein sollte, die Roboter selbst vervollkommnen können, im Einklang mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Auch würden sie dann dazu fähig sein, auf technischem Wege den Abstand zu überbrücken, den sie in psychischer Beziehung zu biologisch entstandenen gesellschaftlichen Wesen hatten, und auf diese Weise würden sie sich in ferner, fernster Zukunft leicht den anderen Gesellschaften annähern können… Die Zukunft, so dachten die Leute von der „Cotopaxi“ jetzt, weil die Kuppel es zu beweisen schien, lag weit mehr im Gehirn als in den unglaublichsten technischen Entwicklungen, denn die denkende Materie, sei sie nun biologisch oder wie bei den Robotern technisch entstanden, war im wesentlichen gesellschaftlicher Natur…
    Tondo wurde jäh herausgerissen. Plötzlich war ihm alles wieder gegenwärtig, er spürte Mings Hand an seinem Arm, den Schutzhelm auf dem Kopf. Ming hatte ihm den Helm aufgesetzt, in der richtigen Vermutung, daß der ihn vom Einfluß der Kuppel isolieren würde.
    Jetzt spürte Tondo auch seine Glieder wieder, sie schmerzten wie nach einer übergroßen Belastung. Er konnte nur mit Mings Hilfe aufstehen, und dann mußte auch Utta ihm mit unter die Arme greifen. Aber sein Kopf war klar, alles, was er erlebt hatte, war deutlich eingeprägt.
    „Was war eigentlich los mit dir?“ wollte Ming wissen.
    „Ich berichte später“, sagte Tondo, „laß mich erst etwas ausruhen. Danke schön erst mal! Ich weiß nicht, was geworden wäre, wenn du nicht gekommen wärst. Noch ein paar Stunden und…“ Er verstummte nachdenklich.
    „Wieso Stunden?“ fragte Ming erstaunt. „Als ich sah, daß du die Augen schließt, bin ich losgegangen und habe dir den Helm aufgesetzt!“
     
    Der Schweber, der die Gruppe von der Kuppel abholen sollte, machte am Kamelrücken Zwischenstation und setzte Raja dort ab. Es war notwendig, Kisa über die veränderte Lage zu informieren.
    Im Tal vor dem Kamelrücken waren so viele Räuber-Rebellen versammelt, daß die gesamte Fläche bis zu den Waldrändern bedeckt schien, und weitere Abteilungen strömten herbei. Aber auch das, so erfuhr Raja, sei nur ein Teil des Rebellenheeres, das sich jetzt an verschiedenen Punkten sammelte.
    Sie erfuhr das von einem Pak, der sie nach Funkabsprache mit Kisa an ihrem Landepunkt erwartet hatte und nun durch das Gewühl führte. Sie sah nun, da ihr Blick durch den langen Aufenthalt am Hofe für Einzelheiten geschärft war, daß sich dieses Heer aus Angehörigen fast aller Stände zusammensetzte. Die äußerlichen Standesmerkmale, schon normalerweise schwer auszumachen, waren zwar hier bei den meisten „verwildert“ wie die ganze äußere Erscheinung, aber sie konnte doch hier einen ehemaligen Weißkittel, da einen Adligen, dort einen Hofbeamten unterscheiden.
    Schon aus einiger Entfernung bemerkte sie
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