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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees
Autoren: Sue Monk Kidd
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vor die Haustür gelegt hatte, ich schrieb all das nieder, was sich seit dem Marientag ereignet hatte. Die Worte strömten so schnell aus mir heraus, dass ich mit dem Schreiben fast nicht nachkam, und das war alles, worauf ich achtete. Ich nahm kaum das Klopfen wahr. Erst später dann erinnerte ich mich, dass es nicht wie ein gewöhnliches Klopfen geklungen hatte. Eher wie das Hämmern einer Faust.
    Ich schrieb einfach weiter und wartete darauf, dass Augusta zur Tür ging. Ich war sicher, es war der Mann aus Goose Creek mit der neuen Bienenkönigin.
    Es hämmerte wieder. June war mit Neil weggefahren. Rosaleen war im Honighaus und spülte eine neue Ladung Einmachgläser, was eigentlich meine Arbeit war, aber sie hatte angeboten, das für mich zu übernehmen, als sie gesehen hatte, wie dringend ich alles aufschreiben musste. Ich wusste nicht, wo Augusta war. Wahrscheinlich auch im Honighaus, um Rosaleen zu helfen.
    Heute blicke ich zurück und frage mich: Wieso habe ich eigentlich nicht geahnt, wer das war?
    Als es dann zum dritten Mal klopfte, stand ich auf und öffnete die Tür.
    T. Ray starrte mir entgegen, frisch rasiert, in einem weißen, kurzärmeligen Hemd, aus dessen Kragen die Brusthaare quollen. Er lächelte. Kein süßes Lächeln zärtlicher Zuneigung, um das gleich klarzustellen, sondern das feiste Grinsen eines Mannes, der den ganzen Tag lang auf Kaninchenjagd gewesen war und endlich seine Beute in einem Erdloch entdeckt hatte, aus dem es kein Entkommen mehr gab. Er sagte: »Na so was, was haben wir denn da.«
    Ich wurde von Entsetzen geschüttelt, mich durchfuhr der Gedanke, er könnte mich auf der Stelle in seinen Laster zerren und zur Pfirsichfarm peitschen, von wo man dann nie wieder von mir hören würde. Ich trat einen Schritt zurück in die Eingangshalle, und mit einer erzwungenen Höflichkeit, die mich selber überraschte und ihn völlig zu überrumpeln schien, sagte ich: »Möchtest du nicht hereinkommen?«
    Was sollte ich sonst tun? Ich drehte mich um und zwang mich, ruhig in den Salon zu gehen.
    Hinter mir knallten seine Stiefel auf den Boden. »Na schön, verdammt noch mal«, sagte er zu meinem Hinterkopf. »Wenn du so tun willst, als wär das hier’n Höflichkeitsbesuch, meinetwegen, aber das is’ kein Höflichkeitsbesuch, verstanden? Ich hab dich den halben Sommer lang gesucht, und ich hol dich hier weg, auf die nette Art oder mit Gewalt - is’ mir scheißegal.«
    Ich wies auf einen Schaukelstuhl. »Bitte, setz dich doch.«
    Ich versuchte, äußerlich heiter und gelassen herumzuschwirren, aber innerlich war ich kurz davor, eine Panikattacke zu bekommen. Wo war Augusta? Mein Atem hatte sich in kurze, flache Züge verwandelt, wie das Hecheln eines gehetzten Tieres.
    Er warf sich in den Stuhl und schaukelte vor und zurück, dieses Jetzt-hab-ich-dich-endlich-Grinsen ins Gesicht gekerbt. »So, hier warst du also die ganze Zeit, hier bei diesen schwarzen Weibern, gütiger Heiland.«
    Ohne es zu bemerken, war ich zur Statue Unserer Lieben Frau zurückgewichen. Ich stand dort, völlig regungslos, während er die Augen über sie gleiten ließ. »Was zur Hölle is’n das?«
    »Eine Statue Mariens«, sagte ich. »Der Mutter unseres Heilands übrigens.« Meine Stimme klang zittrig. Ich zermarterte mir das Gehirn, was ich bloß tun sollte.
    »Na, für mich sieht’s jedenfalls aus wie’n Stück Müll«, sagte er.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Er rutschte nach vorne, bis auf die Kante des Rohrstuhls, griff in seine Hosentasche und holte das Messer heraus, mit dem er sich immer die Nägel sauber machte. » Du warst es, die mich auf die richtige Spur gebracht hat«, sagte er und plusterte sich auf vor lauter Schadenfreude.
    »Das habe ich nicht.«
    Er klappte das Messer aus, steckte es mit der Spitze in die Lehne des Schaukelstuhls und schnitt kleine Stückchen Holz heraus. Er nahm sich reichlich Zeit. »Oh doch, du hast mich auf die Spur gebracht. Gestern kam die Telefonrechnung, und rat mal, was da drauf stand? Ein R-Gespräch aus einem Anwaltsbüro in Tiburon. Mr. Clayton Forrest. War’n ziemlich großer Fehler, das mit dem R-Gespräch.«
    »Du bist zu Mr. Clayton gegangen, und er hat dir gesagt, wo ich bin?«
    »Nein, aber bei ihm arbeitet so’n altes Frauchen, und die hat mir liebend gerne alles erklärt. Sie hat mir genau gesagt, wo ich dich finden würde.«
    Dämliche Miss Lacy.
    »Und wo is’ Rosaleen?«, sagte er.
    »Oh, die hat sich schon längst aus’m Staub gemacht«, log ich. Es
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