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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees
Autoren: Sue Monk Kidd
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von Beatrix, die ich dir erzählt habe?«, sagte sie. »Die von der Nonne, die aus ihrem Kloster fortgelaufen war? Erinnerst du dich, dass die Jungfrau ihren Platz eingenommen hatte?«
    »Ich erinnere mich daran«, sagte ich. »Ich habe mir damals gedacht, dass du wohl wusstest, dass auch ich weggelaufen war. Dass du versucht hast, mir zu sagen, dass Maria an meiner Stelle zu Hause wäre und sich um alles kümmert, bis ich zurückgehe.«
    »Oh, das wollte ich dir damit überhaupt nicht sagen«, meinte sie. »Ich habe bei der Frau, die weggelaufen ist, nicht an dich gedacht. Sondern an deine Mutter. Ich wollte dich auf eine Idee bringen.«
    »Was für eine Idee?«
    »Dass möglicherweise Unsere Liebe Frau Deborahs Platz einnehmen und so etwas wie eine Ersatzmutter für dich sein könnte.«
    Das Licht warf Muster auf das Gras. Ich starrte darauf, ich genierte mich ein wenig für das, was ich sagen wollte. »Ich habe Unserer Lieben Frau eines Nachts im rosa Haus gesagt, dass sie meine Mutter ist. Ich habe meine Hand auf ihr Herz gelegt, genauso wie du und die Töchter es bei euren Treffen tut. Als ich es damals versucht habe, bin ich in Ohnmacht gefallen. Ich glaube, ich sollte zurückgehen und ihr Herz noch einmal berühren.«
    Augusta sagte: »Hör mir gut zu, Lily. Ich sage dir jetzt etwas, das darfst du niemals vergessen, versprichst du mir das?«
    Ihr Gesicht war sehr ernst und bestimmt geworden. Sie blinzelte nicht einmal.
    »In Ordnung«, sagte ich und spürte, wie ein Kribbeln meine Wirbelsäule hinunter kroch.
    »Unsere Liebe Frau ist kein Wesen mit Zauberkräften, so wie eine gute Fee, die um einen herum ist. Sie ist auch nicht die Statue im Salon. Sie ist etwas in dir selbst. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Unsere Liebe Frau ist in mir«, wiederholte ich, aber ich war nicht sicher, ob ich sie wirklich verstand.
    »Du musst eine Mutter in dir finden. Das müssen wir alle. Selbst, wenn wir noch eine Mutter haben, müssen wir immer noch diesen Teil von uns selbst in unserem Herzen finden.« Sie streckte mir die Hand entgegen. »Gib mir deine Hand.«
    Ich hob die Hand und legte sie in ihre. Sie nahm meine Hand und drückte sie mit der Handfläche an meine Brust, genau auf mein pochendes Herz. »Du musst deine Hand nicht auf das Herz Mariens legen, um Stärke, Trost und Hilfe zu erlangen und all die anderen Dinge, die wir nötig haben, um durch das Leben zu gehen«, sagte sie. »Du kannst sie auf dein eigenes Herz legen. Dein eigenes Herz. «
    Augusta kam näher zu mir. Sie behielt den Druck auf meine Hand bei. »In all den Jahren, wann immer dein Vater dich schlecht behandelt hat, war die Stimme in dir, die gesagt hat:,Nein, ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich bin Lily Melissa Owens, und ich lasse mich davon nicht unterkriegen.’ Das war Unsere Liebe Frau. Gleich, ob du die Stimme gehört hast oder nicht, sie war es, sie war in dir, und sie hat es gesagt.«
    Ich nahm meine andere Hand und legte sie auf ihre, und dann legte sie ihre freie Hand darauf, und so ruhten nun unsere schwarzweißen Hände übereinander geschichtet auf meiner Brust.
    »Wenn du an dir selber zweifelst«, sagte sie, »wenn du spürst, dass du unsicher wirst und vor lauter Angst dein Leben nicht wirklich lebst, dann ist sie diejenige, die dir sagen wird: ›Komm, richte dich auf und lebe, werde wieder ganz du selbst.‹ Sie ist die Kraft in dir, verstehst du?«
    Ihre Hände blieben, wo sie waren, aber der Druck ließ ein wenig nach. »Und was auch immer dein Herz rührt, auch das ist Maria, sie ist nicht nur die Kraft in dir, sondern auch die Liebe. Denn im Grunde genommen, Lily, ist die Liebe das Einzige, das bedeutend genug ist, unserem Leben einen Sinn zu geben.«
    Sie hielt inne. Bienen wirbelten ihr Summen in die Luft. Augusta zog ihre Hände zwischen meinen hervor, aber ich ließ die Hände auf meiner Brust liegen.
    »Die Maria, von der ich spreche, ist fortwährend in deinem Herzen und sagt: ›Lily, du bist meine Heimstatt. Fürchte dich nicht. Ich bin für dich stark. Wir sind uns beide genug.‹«
    Ich schloss die Augen, und in der Kühle des Morgens, dort zwischen den Bienen, spürte ich einen Augenblick lang ganz klar, wovon sie sprach.
    Als ich die Augen wieder öffnete, war Augusta fort. Ich drehte mich zurück zum Haus und sah, wie sie durch den Garten ging, und ihr weißes Kleid strahlte in der Sonne.
    Um Punkt 14.00 Uhr klopfte es an der Tür. Ich saß im Salon und schrieb in das neue Notizbuch, das Zach für mich
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